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Billy Bolt (Husqvarna): «Ein verrücktes Gefühl!»

Von Andreas Gemeinhardt
Im vergangenen Jahr musste Billy Bolt verletzungsbedingt pausieren, doch er kehrte erfolgreich in die SuperEnduro-Weltmeisterschaft 2019/2020 zurück und eroberte sich mit seiner Husqvarna FE 350 den WM-Titel.

Die sich weltweit ausbreitende Corona-Pandemie zwang den Polnischen Motorsport-Verband PZM Mitte März zur Absage des SuperEnduro-Events in Lódz. Da die Organisatoren der «FIM SuperEnduro World Championship» nicht in der Lage sind, einen alternativen Termin für das Saisonfinale zu finden, wurde die Saison 2020 damit offiziell beendet.

William «Billy» Bolt (Husqvarna) steht damit als neuer SuperEnduro-Weltmeister vor den beiden KTM-Piloten Taddy Blazusiak (PL) und Jonny Walker (GB) fest. Der Husqvarna-Pilot zog sich im vergangenen Jahr eine komplizierte Beinverletzung zu und musste die gesamte Saison 2019 pausieren. Nachdem sich der 22-jährige Engländer von seinen Verletzungen erholt hatte, eroberte er sich in der Saison 2019/2020 mit seiner Husqvarna FE 350 sieben Siege bei zwölf Starts und durfte den Titelgewinn in der «FIM SuperEnduro World Championship» feiern.

Hallo Billy, mit welchen Erwartungen bist du in die neue Saison gestartet nachdem du eine lange Zeit verletzungsbedingt pausieren musstest? Hast du geglaubt, dass du ein Titelaspirant sein könntest?

Als ich gemeinsam mit den anderen Fahrern trainiert habe, war ich zufrieden mit meinem Tempo, aber sobald man dann das Stadion betritt, ändern sich die Dinge komplett. Vor dem geplanten Saisonfinale in Polen war ich nervös, aber zuversichtlich, da ich mich gut darauf vorbereitet hatte.

Du hast während der gesamten Saison immer wieder über Konstanz und Beständigkeit gesprochen. Ist das so schwierig im SuperEnduro?

Es ist unglaublich schwierig, bei einem SuperEnduro-Event konstant zu bleiben. Wenn die Startreihenfolge für das zweite Rennen umgekehrt wird, kann das die Dinge schnell durcheinander bringen, da du ständig am Überholen bist. Währen der Rennen gibt es immer viel Aktion, die es zu einem so aufregenden Sport macht, trotzdem habe ich sieben Rennen bei zwölf Starts gewonnen.

In Riesa fanden wir eine technisch anspruchsvolle Strecke vor und viele meinten, dass du dort dominieren würdest, aber letztendlich kam es ganz anders. Hattest du dir zu viel vorgenommen? Wie hoch war der Druck beim Rennen in Deutschland?

Die Strecke in Deutschland war schwierig, dort war es nicht einfach, alles richtig zu machen. Ich hatte im Training ein sehr gutes Gefühl, obwohl ich andere Linien als meine Konkurrenten ausprobierte, doch dann war ich verärgert darüber, wie schlecht ich in der Superpole gefahren bin. Anschließend bin ich auch noch gestürzt, als ich den ersten Lauf anführte. Nach dem Event habe ich mir das Video angesehen und festgestellt, dass ich vor diesen Fehler einen Vorsprung von etwa 15 Sekunden hatte und daraus habe ich gelernt, meine Rennen besser zu managen.

Obwohl du ein großgewachsener Fahrer bist, kamst du mit deiner Husqvarna FE 350 ausgezeichnet zurecht. Bietet dir dein Bike den bestmöglichen Kompromiss aus Kraft, Geschwindigkeit und gutem Handling?

Ja, ich bevorzuge die FE 350 für die SuperEnduro-Rennen. Man kann mit diesem Bike sehr aggressiv fahren und das passt gut zu meinem Indoor-Stil. Sie ist auch leichter als die FE 450 und damit handlicher. Dieses Motorrad hat das Beste aus beiden Welten in sich vereint.

Bist du selbst ein wenig überrascht, dass du nun schon zweifacher Weltmeister bist?

Ja, das ist ein verrücktes Gefühl. Ich bin jetzt 22 Jahre alt und schon zweimal Weltmeister. Eigentlich bin ich noch relativ neu in diesem Sport, denn ich habe erst vor vier Jahren damit angefangen, ein Enduro-Motorrad zu fahren. Ich bin stolz darauf, wie weit ich gekommen bin, aber gleichzeitig habe ich immer noch das Gefühl, dass ich erst anfange und mir noch viel mehr beweisen muss.

Mit der Corona-Krise stehen wir jetzt aber plötzlich vor einer völlig unerwarteten neuen Herausforderung. Wie wird es weitergehen?

Die Situation, in der wir uns befinden ist frustrierend, aber die Gesundheit der Menschen ist im Augenblick wichtiger als die Rennergebnisse. Ich bin in guter Form und freue mich darauf, wieder Rennen zu fahren, wenn es soweit ist. Ich fühle mich gut, obwohl mein Bein noch nicht zu 100 Prozent belastbar ist. Wenn wir eine längere Pause im Rennsport haben, werde ich das zu meinem Vorteil nutzen, um weiter zu rehabilitieren und auf dem aufzubauen, was ich bisher damit erreicht habe.

Was bedeutet es für dich, im Dezember als Weltmeister mit der Nummer 1 in die SuperEnduro-WM zurückzukehren?

Im Moment fühlt es sich noch etwas seltsam an, der SuperEnduro-Weltmeister zu sein, weil es noch gar keine Meisterschaftsfeier am Ende der Saison gab. Wenn ich darüber nachdenke, was in den letzten 12 Monaten passiert ist, kochen die Emotionen hoch. Im vergangenen Jahr lag ich im Krankenhaus und fragte mich, ob mein Fuß jemals wieder funktionieren würde, während die Rennen ohne mich weitergingen. Es ist großartig für mich und das gesamte Team, denn jetzt konnten wir endlich zeigen, wozu wir schon die ganze Zeit fähig waren.

FIM SUPERENDURO-WM - ENDSTAND 2020

1. William «Billy» Bolt (GB/Husqvarna/227 Punkte)
2. Tadeusz BLAZUSIAK (PL/KTM/209)
3. Jonny WALKER (GB/KTM/192)
4. Alfredo GOMEZ (E/Husqvarna/161)
5. Blake GUTZEIT (RSA/KTM/112)
6. Pol TARRÉS (E/Husqvarna/107)
7. William HOARE (GB/KTM/82)
8. Kevin GALLAS (D/Husqvarna/79)
9. Tim APOLLE (D/Sherco/73)
10. Emil JUSZCZAK (PL/Beta/63)

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