Valentino Rossi sucht das Glück

Red Bull Outliers: Mani Lettenbichler in eigener Welt

Von Carsten Steffen
Der deutsche KTM-Werksfahrer Manuel Lettenbichler gewann mit dem Red Bull Outliers in Kanada auch das vierte Rennen der Hard-Enduro-WM und baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung deutlich aus.

Der 25-jährige Hard-Enduro-Weltmeister aus Kiefersfelden dominiert diese Saison nach Belieben: Am vergangenen Wochenende holte Manuel Lettenbichler sich einen nie gefährdeten Sieg im Main-Event in den Badlands bei Calgary und setzte mit dem Triumph im vorangegangenen Prolog in der Innenstadt ein weiteres Ausrufezeichen, indem er den dreifachen SuperEnduro-Weltmeister und Prolog-Dominator Billy Bolt (Husqvarna) auf den zweiten Platz verwies. Damit überraschte der Bayer nicht nur sich selbst, sondern sicherte sich mit 23 auch die maximale Punkteausbeute: 20 für den Sieg im Main-Event und drei für den Sieg im Prolog. Das Podium vervollständigte der Kanadier Trystan Hart (KTM).

Das Main-Event in der surreal und mondähnlich anmutenden Landschaft der Badlands wurde auf einem etwa 16 Kilometer langen Rundkurs ausgetragen, der 7 Checkpoints hatte und mehrfach absolviert werden musste. Die sehr hohen Temperaturen und die extreme Trockenheit des Bodens erschwerten die Bedingungen für das international hochkarätig besetzte Fahrerfeld. Wie so oft bei Hard-Enduro-Rennen waren die steilen Auffahrten die Punkte, an denen sich alles entscheiden sollte.

Lettenbichler hatte nach der letztjährigen Saison die SuperEnduro-WM ausgelassen und sich ab Januar auf das Testen des neuen KTM-Modells konzentriert. Diese intensive Arbeit zahlt sich aus, denn Bike und Fahrer bilden in diesem Jahr eine perfekte Harmonie. In Kombination mit Manuels herausragender Technik und seiner optimalen körperlichen und mentalen Verfassung bringt der sympathische Bursche ein Paket in die Rennen, das derzeit eine eigene Liga geformt hat und unerreichbar zu sein scheint.

In der ersten von drei Runden lieferten sich Bolt und Lettenbichler bis zum Checkpoint 6 von 7 Führungswechsel, dann übernahm der KTM-Pilot nach einem Fehler von Bolt in einer Auffahrt die Führung und gab sie im Wesentlichen bis zum Ziel nicht mehr ab. Sein Vorsprung betrug in den letzten beiden Runden meistens um die zweieinhalb Minuten. Durch einen relativ heftigen Crash in der «Extinction Section», der letzten Auffahrt vor dem Ziel, hatte sich der Lenker von Manuels Arbeitsgerät verformt, sodass er dadurch zwar etwas Vorsprung verlor, aber dennoch mit deutlichen 41 Sekunden vor Bolt gewinnen konnte. Lokalmatador Trystan Hart war – auch durch den knappen zweiten Platz hinter Lettenbichler an gleicher Stelle im Jahr zuvor – mit großen Ambitionen angetreten. Begünstigt durch einen Sturz des in Kanada fulminant auffahrenden Spaniers Mario Roman (Sherco), und vielleicht auch durch den Heimvorteil, schaffte es Hart immerhin noch aufs Podium.

In der WM führt Lettenbichler nun mit 86 Punkten und hat nach vier von sechs Rennen bereits ein Polster von satten 23 Zählern auf Bolt (63), der sich mit dem Resultat in den Badlands knapp an Hart (62) vorbei auf den dritten Rang vorschieben konnte. Bei zwei noch ausstehenden Rennen hat Manuel mit diesem Vorsprung und seiner derzeit konstant exzellenten Leistung gute Aussichten, seinen WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. Mit dem Hixpania findet das fünfte WM-Rennen vom 12.–15. Oktober in Spanien statt, bevor das große Finale beim GetzenRodeo am 3.–4. November Lettenbichler die Möglichkeit bietet, sich vor heimischer Kulisse erneut zum Weltmeister krönen zu können.

Manuel Lettenbichler (KTM): «Mit dem Sieg über Billy im Prolog fing es schon mal extrem gut an. Ich glaube, das war mein erster Sieg gegen Billy in einem Prolog. Der Track im Main-Event war im Vergleich zum letzten Jahr schon etwas schwieriger und anspruchsvoll, zudem war es extrem trocken und heiß. Ich hatte den Holeshot, aber Billy hat mich gleich in der ersten Auffahrt überholt. Dann ging es eine Weile hin und her zwischen ihm und mir, bis ich mich nach einem Fehler vom ihm absetzen und das Rennen von vorne kontrollieren konnte. Mein Crash im Extinction Loop hat es dann noch mal etwas spannend gemacht, der Lenker war komplett verbogen, aber ich habe die Führung ins Ziel gebracht und bin mega froh über diesen Sieg in Kanada. Vierter Sieg im vierten Rennen – das ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl, so soll es weitergehen.»

Billy Bolt (Husqvarna): «Ich hatte einen guten Start mit Mani und wir fuhren früh zusammen. In der letzten Runde machte ich einen großen Fehler, der es Mario ermöglichte, zu mir aufzuschließen, aber es gelang mir, mich zu erholen und mir in der letzten großen Sektion etwas Luft zu verschaffen. Dort war ich an Manis Hinterrad, aber ich hatte ein bisschen hart gepusht und am Ende keine Antwort auf seine Performance.»

Trystan Hart (KTM): «Ich hatte das Gefühl, dass ich am Anfang schlecht gefahren bin und die Auffahrten nicht so gut wie die anderen Jungs bewältigt habe. In der letzten Runde bin ich dann besser in den Fluss gekommen und konnte mich auf den dritten Platz vorarbeiten. Ich freue mich dennoch sehr über dieses Podiumsergebnis auf heimischem Boden.»

Mario Roman (Sherco): «Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass ich das Podium am Ende verloren habe. Der Start war verrückt, ich hatte einen Sturz und habe viele Plätze verloren. Aber in der ersten Runde fuhr ich hart und erholte mich gut, um auf Billy und Mani aufschließen zu können. Die meiste Zeit des Rennens fuhr ich mit Billy zusammen, aber auf dem letzten Abschnitt machte ich leider erneut einen Fehler und verlor das Podium an Trystan.»

Ergebnisse Red Bull Outliers, Hauptrennen:

1. Manuel Lettenbichler (KTM)
2. Billy Bolt (Husqvarna)
3. Trystan Hart (KTM)
4. Mario Roman (Sherco)
5. Wade Young (Sherco)
6. Teodor Kabakchiev (KTM)
7. Matthew Green (KTM)
8. Wil Riordan (KTM)
9. Jonny Walker (Beta)
10. Michael Walkner (GASGAS)

WM-Stand nach 4 von 6 Events:

1. Manuel Lettenbichler (KTM), 86 Punkte
2. Billy Bolt (Husqvarna), 63
3. Trystan Hart (KTM), 62
4. Teodor Kabakchiev (KTM), 48
5. Michael Walkner (GASGAS), 39
5. Mario Roman (Sherco), 39
7. Wade Young (Sherco), 38
8. Graham Jarvis (Husqvarna), 36
9. Matthew Green (KTM), 28
10. Alfredo Gomez (Rieju), 27

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