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Die grosse Luftnummer für Le Mans: LMP1-Aero in Spa

Von Oliver Runschke
Das Le-Mans-Aeropaket von Audi verblüffte in Spa und war in allen Belangen dem High-Downforce R18 überlegen. Doch ist das ein gutes Zeichen für Le Mans?

Fast scheint es, zu Le Mans habe die Sportwagen-WM FIA WEC die Aerodynamik wieder entdeckt. Seit der Einführung der neuen LMP1-Technikregeln kreisen nahezu alle Technikdiskussionen um ein Kauderwelsch aus Hybridklassen, um Megajoule und um Energiezuweisungen. Dass es auch andere spannende Bereiche bei den LMP1 gibt, zeigt Audi mit dem neuen R18 e-tron quattro. Die Ingolstädter haben für die vierte Generation des R18 e-tron quattro ihr Aerodynamikkonzept zumindest teilweise über den Haufen geworfen und beim 2015er R18 insbesondere bei der Front eine neue Lösung präsentiert.

Die Aerodynamik des R18 ist wohl die radikalste Lösung für Audi seit dem R15, der 2009 mit seinem Durchströmungskonzept kläglich scheiterte. «Nicht alles, was spektakulär aussieht, muss auch zwangsläufig schnell sein», mahnte Porsche-LMP1-Technikchef Alex Hitzinger noch beim WEC-Vortest in der Diskussion über die neue Audi-Aerodynamik. Doch der WM-Auftakt in Silverstone, der mit einem Audi-Sieg endete, bewies, dass das neue Audi-Konzept nicht nur aggressiv aussieht, sondern auch seinen Zweck erfüllt.

In Spa legte Audi nochmals nach und präsentierte die Le-Mans-Aerodynamik für weniger Abtrieb und mehr Topspeed auf den R18 von Lotterer/Fässler/Treluyer und Di Grassi/Duval/Jarvis. Die Änderungen zwischen der Version, mit der Audi in Silverstone ausrückte und der Variante für Spa, sind so umfangreich, das man nahezu von zwei unterschiedlichen Autos sprechen kann. Front- und Heckpartie sind neu, weitere Dinge wie Kühler angepasst und dann wären da noch die ingeniös in die Karosserie integrierten Aussenspiegel. Ein einfacher Tausch der Karosserieteile zwischen den beiden Aero-Varianten ist nicht ohne weiteres möglich, «da kann man die Autos gleich neu aufbauen», so Audi-LMP1-Projektleiter Chris Reinke.

Dass Audi die beiden Vollzeit-WEC-LMP1 mit dem Highspeed-Trimm ausstattete, war ein Paradigmenwechsel. In den vergangenen Jahren setzte Audi bei der Le-Mans-Generalprobe in Spa stets das dritte Auto im Le-Mans-Trimm ein. Die neue low-downforce Aerodynamik ist aber so vielversprechend, das Audi davon überzeugt war, das dies für Spa die bessere Lösung ist. «Wir gehen davon aus mit dieser Konfiguration zumindest bei trockener Strecke eine Vorteil zu haben», so Reinke vor dem Rennen. Damit lag er ziemlich richtig. In der Tat war der Audi mit der ausgeklügelten Front und dem formschönen Heck so etwas wie die aerodynamische Eierlegendewollmilchsau im Gegensatz zur Silverstone-Variante, mit der im Spa als Referenz für die neue Aero Rast/Bonanomi/Albuquerque unterwegs waren. Der Topspeed war 14 km/h höher als beim High-Downforce R18 und in allen Sektoren, inklusive des kurvigen Mittelsektors, war das neue Paket schneller. Im kurvigen Mittelsektor, in dem Geschlängel zwischen Les Combes und Stavelot, in dem maximaler Abtrieb gefragt ist, war sogar keiner schneller als André Lotterer im #7 Audi im Le-Mans-Trimm.

Porsche verzichtete wie im vergangenen Jahr darauf, in Belgien eine Aerodynamik mit wenig Abtrieb zu fahren. Vorrang hatte bei den Stuttgartern in Spa die reibungslose Integration des dritten Autos. «Wir fahren das Paket, von dem wir glauben, dass es hier das Beste ist», sagte Porsche-Teammanager Andreas Seidl in Spa. «Wir gehen ganz klar auf ein Resultat. Unsere Simulationen sagen, dass im Hinblick auf die Performance die Variante die Beste ist, die wir hier fahren.»

Dass es mit Fokus auf Le Mans nicht zwingend ein gutes Zeichen sein muss, wenn man in Spa gut unterwegs ist, weiss Weltmeister Anthony Davidson. «Im vergangenen Jahr haben wir Spa bei unserer Le-Mans-Vorbereitung perfektioniert. Vielleicht hatten wir in Spa ein besseres Auto als in Le Mans, denn in Spa war es perfekt, in Le Mans hat uns aber Topspeed gefehlt. Wir hatten 2014 das ultimative Spa-Auto, aber vielleicht nicht das Perfekte für Le Mans». 

Daraus hat Toyota gelernt, in diesem Jahr ist die Ausgangslage eine andere. Obwohl Toyota seine low-downforce-Aerodynamik schon beim Vorsaisontest gezeigt und ausprobiert hat, traten die beiden TS040 im gleichen Trimm wie in Silverstone an. Für Le Mans hat Toyota noch einen Pfeil im Köcher. «Unsere low-downforce-Aerodynamik ist in diesem Jahr einfach zu «low» für Spa», grinst Davidson vielsagend.

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