Mercedes von Lewis Hamilton: Die neuen Technik-Tricks

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Karin Kern aus Düsseldorf wissen: «Ich habe erste Bilder der Barcelona-Tests gesehen. Dabei fällt auf, dass Mercedes-Benz mit einem Zusatzflügel vor dem Heckflügel arbeitet. Und ich meine auch, einen Kamin in der Airbox entdeckt zu haben. Was versprechen sich die Aerodynamiker von diesen beiden Lösungen?»

Mercedes-Benz-Teamchef Toto Wolff hatte im Rahmen der Präsentation des neuen Silberpfeils in Silverstone angekündigt: Der Entwicklungswettlauf sei bereits in vollem Gange, die ersten Ergebnisse würden wir schon zu Beginn des Barcelona-Tests entdecken.

Die augenfälligste Änderung von England nach Spanien war die Einführung der unvermeidlichen Haiflosse. Das stehende Luftleitelement als Auswuchs der Motorabdeckung ist am Mercedes jedoch weniger gross als beispielsweise am Force India.

Mercedes zeigte auch einen so genannten T-Flügel (wegen seiner Form), den Formel-1-Champion Damon Hill ein wenig abschätzig als Kleiderbügel bezeichnet hat. Dieser Zusatzflügel nützt eine Lücke im Reglement und glättet den Luftstrom zum Heckflügel hin.

Am zweiten Barcelona-Testtag hat Mercedes bereits einen Doppeldecker des T-Flügels am Wagen. Zu Vergleichs- und Messzwecken rückte Lewis Hamilton zunächst damit, aber noch mit der alten Motorabdeckung aus.

Auch Williams und Haas arbeiten übrigens mit T-Flügeln.

Der Luftauslass an der Oberkante der Haiflosse ist hingegen ein Alleinstellungsmerkmal. Die Flosse an sich hilft, bei Kurvenfahrt den Heckflügel gleichmässiger anzuströmen. Das verbessert den Abtrieb. Auch hier nutzen die Aerodynamiker eine Lücke im Reglement.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat am Montag dazu verraten: «Ich finde diese Auto wirklich schön, aber die Flosse verdirbt alles. Um genau zu sein, haben wir angeregt, aus ästhetischen Gründen diese Auswüchse verbieten zu lassen, als wir verstanden haben, wo die Reise hingeht. Aber wir sind mit unserem Vorstoss in der Formel-1-Kommission gescheitert. Die anderen Teams waren gegen ein Verbot.»

Am Silberpfeil wird die Flosse nicht nur als Luftleiter verwendet, sondern auch zur Abführung heisser Luft aus dem Motorraum. Das erlaubt es den Mercedes-Technikern, die Motorverkleidung noch enger zu schneidern und auch die Seitenkästen kleiner zu gestalten. Eine tailliertere Verkleidung und kompaktere Seitenkästen verbessern die Windschlüpfigkeit. Hier müssen alle Rennställe zulegen, weil die breiteren Autos, die grösseren Flügel und die breiteren Reifen den Luftwiderstand erhöht haben.

Darüber hinaus experimentiert Mercedes auch mit Abluftkiemen am seitlichen Cockpitrand.

Zweifellos werden andere Rennställe nachziehen. Die Frage bleibt: Lassen sich die filigran wirkenden T-Flügel widerstandsfähig genug bauen? Stellen sie ein Sicherheitsrisiko dar? Die FIA kann solche Flügel von heute auf morgen verbieten. Doch derzeit sind aus Kreisen der Rennpolizei keine Bedenken zu hören.