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Sebastian Vettel über Ferrari: «Das ist unfair»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und sein berühmtes schwarzes Buch

Sebastian Vettel und sein berühmtes schwarzes Buch

​WM-Leader Sebastian Vettel sagt vor dem Kanada-GP: «Zu diesem Zeitpunkt der Saison will ich einfach nicht an den Titel denken.» Der Ferrari-Star wehrt sich auch gegen die Darstellung, alles falle ihm so einfach.

Der Ferrari von Sebastian Vettel ist eine Allzweckwaffe. «Unser grosser Vorteil besteht darin, dass wir ein Auto haben, das auf jeder Art Rennstrecke schnell ist», hat der Heppenheimer festgestellt. Ist Montreal dafür die endgültige Nagelprobe? Vettel antwortet: «Was sich gewiss sagen lässt – Montreal hat seine Eigenheiten und hebt sich markant von den Strecken ab, die wir im Rahmen der WM bislang besucht haben. Aber für mich ist der beste Gradmesser noch immer Barcelona. Nicht nur aufgrund des Layouts der spanischen Strecke, sondern auch deswegen, weil wir alle so oft dort fahren. Wenn es eine Piste gibt, wo du im optimalen Bereich deines Autos fahren solltest, dann ist es Spanien. Und wir hatten dort letztlich ein gutes Wochenende. Das gibt Hoffnung für den weiteren Verlauf der Saison. Aber es stimmt schon – bislang waren wir auf allen Arten von Rennstrecken bei der Musik. Also sollte das auch hier in Kanada so sein.»

Sebastian wäre aber nicht Vettel, bliebe er nicht auf der Hut: «Wir haben es immer wieder erlebt, wie viel sich im Laufe einer Saison ändern kann. Wir stehen noch immer ganz am Anfang der Entwicklung mit diesen Autos. Fast alle Rennställe haben erhebliche Verbesserungen geplant, das kann das Kräfteverhältnis verändern. Wir sind vorne, das ist gut, aber nun besteht die Aufgabe darin, vorne zu bleiben.»

Für Vettel ist es keine neue Situation, WM-Leader zu sein. Sebastian nimmt sich und sein berühmtes schwarzes Buch ein wenig auf den Arm, wenn er schmunzelt: «Offenbar neige ich dazu, Dinge zu vergessen. Vielleicht schreibe ich deshalb so viel auf! Ich hätte mir damals aufschreiben sollen, wie es sich anfühlt, die WM-Führung zu haben. Nein, ernsthaft jetzt – zu diesem Zeitpunkt der Saison will ich einfach nicht an den Titel denken. Mir ist viel wichtiger, dass wir ein Auto haben, das überall konkurrenzfähig ist.»

Was macht die Gina so gut, warum ist dieses Fahrzeug scheinbar so leicht abzustimmen? Vettel schränkt ein: «Zu sagen, der Ferrari sei dermassen leicht zu trimmen, das ist unfair, denn wir arbeiten sehr hart, um jeweils zu dieser guten Abstimmung zu gelangen. Am Freitag in Barcelona haben wir das nicht geschafft, obschon wir dort so viel Erfahrung haben. Ich höre, dass andere Autos angeblich sooo schwierig zu fahren sind. Ich sage: Einen Rennwagen schnell zu fahren, das ist nie einfach. Das Beste aus einem GP-Boliden zu schöpfen, das ist nie einfach. Es gibt immer Bereiche, von welchen du denkst – das hätte ich noch besser machen können. Die perfekte Abstimmung zu finden, das ist immer knifflig. Ganz einfach, weil ein modernes Rennauto so viele Einstellmöglichkeiten bietet.»

«An meinem Ziel hat sich nichts geändert: Ein Rennen nach dem anderen in Angriff nehmen. Und aus jedem Grand Prix das Maximum herausholen. Wir haben ein Auto, das siegfähig ist, also muss mein Ziel natürlich darin bestehen, weitere Siege einzufahren. Und viele Siege heisst auch viele Punkte. Wo uns das hinbringt, werden wir dann im Herbst sehen.»

Mercedes-Benz-Star Lewis Hamilton hat mit dem Reifen-Management Mühe. Ist das für Vettel ein Steilpass, um sich in dieser Phase der WM ein möglichst grosses Punktepolster zu schaffen? Vettel weiter: «Es ist gewiss fair zu sagen, dass sie in Monte Carlo nicht das beste Wochenende hatten. Wir hingegen haben das perfekte Ergebnis gehabt: Doppelsieg. Klar ist es in dieser Phase wichtig, Schwächen deines Gegners auszunutzen. Wie wichtig das ist, wird sich aber erst im weiteren Verlauf der Saison zeigen.»

«Die Erfahrung der letzten Jahre lehrt mich jedoch: Es wird Rennen geben, in welchen eben nicht alles für dich läuft, Ausfälle werden kommen, das ist unvermeidlich. Für mich entscheidend sind jene Grands Prix, in welchen es für dich nicht gut aussieht, du aber irgendwie das Ruder herumwerfen kannst. Ich bin aber auch ein Verfechter der Ansicht: Über ein ganzes Jahr gleichen sich Glück und Pech aus.»

Das gibt uns eine schöne Brücke zu Sebastian Vettel und Montreal. Der 29-Jährige fährt fort: «Das ist ein Rennen, das ich wohl ein paar Mal öfter hätte gewinnen müssen als dieses eine Mal 2013. Aber da schmälert meine Freude keineswegs, jeweils hierher zu kommen. Die Freude der Fans an ihrem Grand Prix ist wirklich ansteckend. Hier hast du den Eindruck, dass es die Menschen einfach klasse finden, Gastgeber für die Formel 1 zu sein. Das ist für uns Fahrer auch ein schönes Gefühl. Du kommst am Morgen zur Strecke, und viele Fans sind schon da, und sie sind gut drauf. Du blickst später in volle Tribünen. Darüber hinaus mag ich die Rennstrecke. Sie sieht nur auf den ersten Blick einfach aus, ganz im Gegenteil hat sie es in sich. Sie ist genau jene Art Herausforderung, die wir Fahrer schätzen.»

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