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Jacques Villeneuve: Sebastian Vettel in Gefahr

Von Mathias Brunner
​Der 46jährige Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve lobt WM-Leader Sebastian Vettel. «Ich schätze ihn für seine tiefe Leidenschaft.» Der elffache GP-Sieger sagt, welches für Vettel die grösste Gefahr ist.

Sebastian Vettel (30) hat dem Ferrari-Rennstall eine sehr gutes Zwischenzeugnis ausgestellt, bevor er in die Sommerferien untergetaucht ist: «Wir dürfen mit der ersten Saisonhälfte wirklich zufrieden sein. Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Aber wir wissen auch, wo wir zulegen sollten, und das werden wir tun. Unsere Ausgangslage ist eine ganz andere als in den zwei Jahren zuvor. Und ich glaube, das spricht für uns als Team. Wir sind der Rennstall, der sich am meisten gesteigert hat. Dass wir noch nicht ganz dort sind, wo wir gerne sein möchten, ist klar.»

«In den letzten Rennen ist es mal besser, mal weniger gut gelaufen. Aber das gehört nun mal zur Formel 1, selbst wenn das keine Ausrede sein soll. Im Qualifying fehlt uns der letzte Speed, da müssen wir im dritten Segment nochmals zulegen und mehr Leistung abrufen können. Da reden wir von zwei bis vier Zehnteln, um welche sich die Anderen steigern, das war schon in den letzten Jahren so.»

«Wenn wir uns alle Rennen betrachten, dann erkenne ich, dass wir näher dran sind. Da liegt nicht viel zwischen uns und der Konkurrenz. Umso entscheidender ist das Qualifying. Aber wir arbeiten daran, nicht nur im Abschlusstraining schneller zu werden, sondern auch in den Rennen.»

Die Tifosi verzehren sich nach einem neuen Weltmeister in Rot. Der letzte Ferrari-Champion: Kimi Räikkönen 2007. Die Rennstatistiken lassen sich von den Formel-1-Fans für und gegen Vettel auslegen. In den 67 Formel-1-Weltmeisterschaften ist in 50 Fällen (also 74,62 %) der Halbzeitführende später auch Weltmeister geworden, 17 Mal konnte ein Rivale den Halbzeitführenden noch abfangen. Kein schlechtes Omen also für Sebastian Vettel. Pessimisten wenden jedoch ein: Seit 2004 und Michael Schumacher ist kein Ungarn-GP-Sieger im gleichen Jahr Weltmeister geworden. Das wiederum spricht gegen Vettel. Der pflegt in solchen Fällen zu sagen: «Ich gebe nicht viel auf Zahlenspielerei. Wir bleiben bei unserem Fahrplan, uns auf ein Rennen nach dem anderen zu konzentrieren.»

Damit sind wir beim Stichwort: Konzentration. Denn auf den WM-Leader kommt sehr viel Arbeit zu – die schnellen Kurse von Spa-Francorchamps und Monza gelten als ideales Geläuf für den Silberpfeil von Lewis Hamilton. Jacques Villeneuve, Formel-1-Champion von 1997, schätzt die Situation bei unseren Kollegen von Autohebdo so ein: «Ich schätze an Sebastian seine tiefe Leidenschaft für den Sport. Wenn er am Lenkrad sitzt, dann zählt nichts Anderes – was ihm hin und wieder einen Streich spielen kann, siehe Baku. Er ist ein Fahrer, der überaus konzentriert darauf ist, was er tut, vielleicht sogar ein wenig zu viel.»

Der elffache GP-Sieger aus Kanada weiter: «Die grösste Gefahr für Vettel sehe ich jedoch nicht darin, dass er rückfällig wird und nochmals ein Foul wie in Baku macht. Ich fürchte vielmehr, er könnte zu stark ermüden. Denn es ist überaus schwierig für einen Top-Piloten, selbst für ihn, ein solch hohes Niveau an Konzentration über eine ganze Saison zu halten. Vor allem dann, wenn sie wie in diesem Jahr 20 Rennen lang ist.»

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