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Sebastian Vettel, Ferrari: Erfolgsrezept für Singapur

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel nach seiner tollen Pole-Fahrt

Sebastian Vettel nach seiner tollen Pole-Fahrt

​Ferrari-Star Sebastian Vettel will mit seinem fünften Grand-Prix-Sieg in Singapur die WM-Führung wieder an sich reissen. Die Voraussetzungen dafür sind für den 30-Jährigen hervorragend.

Geht es nach Wahrscheinlichkeit und Statistik, dann wird Sebastian Vettel heute seinen fünften Sieg 2017 und auch seinen fünften GP-Erfolg in Singapur einfahren. Ein Sieg von der Pole-Position aus ist im asiatischen Stadtstaat sehr wahrscheinlich – sieben der bisherigen neun Siegfahrten begannen vom besten Startplatz aus. Vettel hat zudem in Singapur noch nie ein Rennen verloren, das er von der Pole-Position begonnen hat.

Vettel ist bekannt dafür, dass er auf solche Zahlenspielchen wenig gibt. Die Mission WM-Titel mit Ferrari besteht aus vielen kleinen Schritten. Einer davon bestand darin, im Qualifying die Bestzeit zu fahren. Abgehakt. Ein weiterer besteht nun darin, diesen Steilpass in ein Tor zu verwandeln. Sein früherer Red Bull Racing-Teamchf Christian Horner weiss: «Wenn Seb gut drauf ist und das Auto läuft, dann ist er fast nicht aufzuhalten.»

Und Vettel ist seit dem Abschlusstraining extrem gut drauf.
Der Heppenheimer kam nach dem Training aus dem Reden gar nicht mehr heraus, in seinen Augen wetterleuchtete noch die Befriedigung, im Betonkanal von Singapur alles richtig gemacht zu haben. Seb: «Singapur ist die vielleicht grösste Anstrengung des Jahres, körperlich und mental. Wenn du dann alles auf die Reihe bekommst, dann ist das wirklich ein sehr schönes Gefühl.»

Wir fassen kurz zusammen: 49. Formel-1-Pole Position des viermaligen Weltmeisters, seine vierte in der Nacht von Singapur nach 2011, 2013 und 2015, seine dritte in dieser Saison 2017, nach Russland und Ungarn.

Vettel strahlte: «Ich habe mich über diese Pole deshalb so gefreut, weil der erste Tag eher ruppig verlaufen war. Und auch im dritten freien Training lag der Wagen noch nicht so, wie er sollte. Im Qualifying lief es dann immer besser, meine beiden schnellen Runden verliefen prima. Ich wusste, dass ich alles geben muss, um Max Verstappen und Daniel Ricciardo zu schlagen, die Autos von Red Bull Racing sind das ganze Wochenende über sehr stark. Ich hatte auch gehörig Glück, dass der Wagen einen Schlag an die Mauer in Kurve 19 wegsteckte. Und es war wirklich ein Schlag, als Mauerkuss kann ich das nicht beschreiben.»

WM-Rivale Lewis Hamilton hat sich gewundert, woher von Quali 2 auf Quali 3 die tolle Steigerung bei Ferrari kam, war das der Vettel-Faktor? Seb beginnt zu lachen: «Ja, klar! Danke jedenfalls für die Blumen. Die Wahrheit ist aber, dass der Wagen einfach richtiggehend erblühte, die Strecke bot immer mehr Grip, und dann kam alles zusammen. Wenn du dich im Wagen richtig wohlfühlst und das entsprechende Vertrauen hast, dann findest du eben diese Extrazehntel. Du gehst früher von der Bremse, fährst schneller in die Kurven hinein, kommst aber dennoch gut raus, du kannst es richtig fliegen lassen. Wenn du in diesen Rhythmus hineinkommst, dann findest du in dir immer noch mehr Zeit. Weil du dir keine Fragen mehr stellst, sondern alles wie von selber läuft und du dich ganz auf deinen Instinkt verlassen kannst. Das macht einen enormen Unterschied aus.»

Die Tifosi erinnern sich noch gut daran, wie Vettel bei einem aussergewöhnlichen Sieg mit Ferrari schon mal zum Sänger wird. Ist das für heute auch geplant? Vettel kichert: «Normalerweise singe ich nur, wenn ich alleine mit dem Privatwagen unterwegs bin. Sonst kann man das wirklich keinem antun! In der Formel 1 hören ja jede Menge Menschen zu, daher – lieber nicht.»

Viele Fans fragen sich: Sind die Fahrer von Red Bull Racing für Vettel nun eher eine Gefahr für den Singapur-Sieg oder eine Hilfe gegen Hamilton in der WM?

Sebastian antwortet: «Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass wir hier in Singapur jeweils das längste Rennen des Jahres haben. Ich mach mir keine Gedanken darüber, was die beste Konstellation sein könnte. Ich konzentriere mich ganz auf den Start, und dann sehen wir weiter. Auch wenn wir uns über die Pole freuen dürfen, verfallen wir nicht in Selbstgefälligkeit. Uns ist glasklar, dass es gegen Red Bull Racing eng wird.»

«Mit den Dauerläufen am Freitag war ich nicht unzufrieden. Aber dennoch gab es Fragezeichen. Ich hatte zuvor die Wand touchiert, der Wagen war leicht beschädigt, das hat die Ergebnisse beeinträchigt. Aber wir haben zum Glück die Daten von Kimi, und wir sehen, was die Anderen auf der Bahn mache, auch da kannst du etwas lernen. Aber ich wusste immer, dass der Speed im Ferrari drinsteckt.»

Was wird in der Nacht von Singapur entscheidend sein? «Ich glaube, mindestens mitentscheidend wird die Fitness sein. Wir haben uns ja alle für diese Saison mit den schnelleren Autos sehr seriös vorbereitet. Für Singapur habe ich ein paar Extra-Saunagänge mehr eingelegt. Wie sehr sich das bezahlt macht, werde ich im Rennen dann sehen. Ich fühle mich gut. Vor zwei Jahren hatte ich eine üble Erkältung, und auch wenn mein Rennen damals gut war, so war ich zum Schluss des Grand Prix wirklich erledigt. Also drei Runden länger hätte das nicht dauern dürfen. In diesem Jahr fühle ich mich gesund.»

«Nun will ich einfach auf dem gleichen Platz ins Ziel kommen, von dem ich losfahre. Das wird ein harter Brocken. Aber ich gehe mit einem guten Gefühl in diesen Grand Prix.»

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