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Jacques Villeneuve: «Sebastian Vettel nicht am Ende»

Von Rob La Salle
Jacques Villeneuve, 1997 Formel-1-Champion mit Williams, sagt, was die meisten im GP-Fahrerlager denken: Sebastian Vettel ist am Singapur-Debakel selber schuld. «Aber Sebastian ist nicht am Ende.»

Von Gnade ist in den italienischen Medien wenig zu spüren. Ferrari-Star Sebastian Vettel muss für den Ausfall kurz nach dem Start zum Singapur-GP viel Kritik einstecken. Von Selbstzerstörung ist da die Rede (Gazzetta dello Sport), von Sonnenuntergang (Le Repiubblica), von fünf Sekunden, die Vettel nicht so schnell vergessen wird (La Stampa), von einem Eigentor (Corriere della Sera).

Das Mitleid hat sich in der Nacht von Singapur in Grenzen gehalten, als wir uns im Fahrerlager umhörten. Jacques Villeneuve, mit Williams 1997 Formel-1-Weltmeister geworden und heute TV-Experte der italienischen Sky und von Canal+, bringt das so auf den Punkt: «Es gibt nur einen, dem Vettel hier die Schuld geben kann, und das ist sich selber. Er muss sich doch im Klaren daürber sein – wenn er auf dem Weg zur ersten Kurve hin so nach links zieht und damit die Linie wechselt, dann kann hinter ihm alles Mögliche passieren.»

Unmittelbar nach dem Start auf die Seite des möglicherweise aufrückenden, vom zweiten Platz gestarteten Gegners zu ziehen, das hat Michael Schumacher in der Formel 1 salonfähig gemacht. «Heute siehst du das in allen Nachwuchsklassen», sagt der Kanadier Villeneuve weiter. «Aber jeder Leader muss wissen, dass ein solches Manöver auch ein gewisses Risiko birgt. Und wenn du mit Lewis Hamilton um den WM-Titel kämpfst, dann ist dieses Risiko einfach zu hoch.»

Vettel hat ins Feld geführt, er habe nicht wissen können, dass weiter links noch ein Pilot dahergeschossen kam, der grandios gestartete Kimi Räikkönen. Aber dieses Argument lässt Villeneuve nicht gelten: «Du weisst doch gar nicht, was sich da hinten alles abspielt, also musst du vorsichtiger sein. Nein, Vettel hat aus purem Renninstinkt gehandelt, er wusste, dass sein Start nicht so gut gewesen war, er wollte seine Führung verteidigen. Aber dann kann er nachher nicht mit dem Finger auf Max Verstappen zeigen.»

Auch Jacques Villeneuve hat immer wieder kritisiert, wie bei Strafen in der Formel 1 mit unterschiedlichen Ellen gemessen wird. Vettel erhielt von den vier Rennkommissaren in Singapur keine zusätzliche Strafen, «und da ist okay so. denn er ist schon gestraft genug», wie der 46jährige Kanadier findet. Was die WM-Chance des Ferrari-Stars angeht, vergleicht Villeneuve den Deutschen mit einem Boxer: «In Singapur hätte er gewaltig punkten müssen, stattdessen ist er auf die Bretter gegangen. Aber der Kampf ist noch nicht zu Ende. Vettel kann sich wieder aufrappeln. Es sind noch sechs Rennen zu fahren, und wir haben in der Formel 1 oft erlebt, dass sich alles wieder ändern kann. Auch Lewis Hamilton kann mal so etwas zustossen.»

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