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Fall Max Verstappen: So nimmt die FIA jetzt Stellung

Von Mathias Brunner
​Die Kontroverse um die Strafe von Red Bull Racing-Star Max Verstappen hat uns von Texas nach Mexiko-Stadt begleitet. Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting von der FIA nimmt dazu ausführlich Stellung.

Max Verstappen polarisiert, auch mit dem jüngsten Fall Austin. Zur Erinnerung: Der Red Bull Racing-Fahrer hatte zwei Kurven vor Schluss des Grossen Preises der USA dem GP-Veteranen Kimi Räikkönen Rang 3 abgeknöpft. Die Rennkommissare fanden: Dabei hat der Niederländer abgekürzt. Das setzte eine Fünfsekundenstrafe, was den 20jährigen Max auf Platz 4 zurückstufte.

Die Emotionen danach kochten hoch. Die einen finden es des Sports unwürdig, dass eine solch atemraubende Attacke bestraft wird. Die anderen argumentieren, Regeln seien Regeln, auch für Herrn Verstappen.

In Mexiko-Stadt hat sich Formel-1-Rennchef Charlie Whiting den Fragen der Journalisten gestellt, er zeigt dabei auch Videobilder, welche das Urteil der FIA-Polizei besser erklären sollen.

Charlie Whiting: «Ungeachtet der Strecke sind die Regeln immer gleich – ist ein Pilot neben der Bahn, muss er auf sichere Art und Weise auf die normale Strecke zurückkommen. Und er darf bei seiner Aktion keinen unerlaubten Vorteil erlangen. Dieser zweite Teil der Regeln war der Knackpunkt für die Strafe für Verstappen.»

«Die TV-Bilder zeigen, wie weit Max innen abgekürzt hat. Es war keine Frage, dass er neben der Bahn war. Es ist keine Frage, dass er einen Vorteil erhalten hat.»

«Wir sehen uns aber immer auch die verschiedenen Minisektorzeiten der Fahrer an. Und da können wir sofort erkennen, wer einen unlauteren Vorteil erlangt.»

«Daniel Ricciardo erhielt für die Attacke gegen Bottas beispielsweise keine Strafe, weil der Australier eben keinen Vorteil erlangte. Daher haben wir dort nicht eingegriffen, auch nicht bei seinem Duell mit Kimi Räikkönen.»

Sind die schlafenden Polizisten von Mexiko eine Reaktion auf die Kontroverse um Verstappen? Charlie Whiting: «Nein, es ist eine Reaktion darauf, was 2016 hier in Mexiko passiert ist. Das hat mit Max in Texas überhaupt nichts zu tun.»

Was ist mit dem Argument von Max, er habe eine Kollision mit Kimi verhindern wollen? Charlie Whiting: «Nein, da gibt es einen grossen Abstand zwischen dem Wagen von Räikkönen und jenem von Verstappen. Das kann ich also nicht gelten lassen.»

Gibt es für solche Situationen nicht eine bessere Lösung, damit eben solche Kontroversen verhindert werden? Der Engländer Whiting meint: «Ich bin auch der Ansicht – wenn wir eine bessere Lösung hätten, die immer fair wäre. Dazu brauchen wir enorme Randsteine, das wollen die Teams nicht. Wir sind vom Kies weggekommen, weil wir asphaltierte Auslaufzonen für sicherer halten. Asphalt verlangsamt ein Auto zwei Mal so stark als Kies. Zudem müssen viele Strecken auch für Formel-1-Renner und Motorräder sicher sein. Wir behandeln hier jede Kurve einzeln, auf jeder Strecke. Und wir teilen den Teams jeweils mit, was in welcher Kurve erlaubt ist und was wir nicht so gerne sehen. Und es liegt in der Natur des Piloten, die Grenzen immer auszuloten. In der zweitletzten Kurve von Austin sind die Fahrer so weit rausgekommen wie nie zuvor. Das werden wir uns für 2018 ansehen müssen.»

«Aber der Knackpunkt bleibt: Der Fahrer darf keinen Vorteil erlangen. Und das war bei Verstappen eben der Fall. Wir lernen jedoch die ganze Zeit dazu. Kurve 17, wo Max attackierte, hätten wir nie als Angriffsstelle erahnt. Da müssen wir reagieren.»

Max nannte einen FIA-Regelhüter einen Idioten, hat das eigentlich Folgen? Charlie Whiting: «Vettel hat sich damals für seinen Ausbruch von Mexiko 2016 sofort vehement entschuldigt. Von Max habe ich bislang leider nichts dergleichen gehört. Mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen.»

Es fällt auf, dass der Australier Garry Connelly & Co. generell mehr Strafpunkte aussprechen als wenn andere FIA-Kommissare an der Arbeit sind. Und dass es dabei Max überdurchschnittlich oft trifft. Hat Verstappen also mit seiner Kritik Recht, dass Connelly ihn ständig im Visier habe? Charlie Whiting: «Nein. Ich kenne Garry seit vielen Jahren, ich kann mir keinen faireren Mann vorstellen. Ich halte solche Statistika für ein Anomalie.»

Wie lautete übrigens das Urteil der Kommissare in Austin gegen Verstappen? Whiting: «4:0. Alle fanden, das Manöver war einer Strafe würdig.»

Aber Fakt bleibt: In Monaco fährt auch kein Pilot hinter der Leitschiene, wieso ist die FIA nicht viel strenger? Charlie Whiting: «Wenn wir mit null Toleranz vorgehen, dann kommen wir aus der Arbeit gar nicht mehr raus. Das geht so in der Formel 1 einfach nicht. Wir würden endlos über zahlreiche mögliche Vergehen diskutieren. Das ginge viel zu weit.»

«Wir nehmen unsere Arbeit sehr ernst. Wir sehen uns ständig die Kurven aller Strecken an und passen Randsteine an. Daher haben wir 2017 weniger Probleme in Sachen Pistengrenzen als früher. Aber ich gebe zu, dass wir noch mehr Arbeit vor uns haben.»

Wäre es für die Zukunft nicht besser, vier Kommissare für die ganze Saison zu haben, damit gleichmässigere Urteile entstehen? Charlie: «Wir diskutieren das immer wieder. Aber wir finden, nur vier Kommissare fürs ganze Jahr zu haben, würde viele neue Fragen aufwerfen, auf die ich hier im Einzelnen nicht eingehen will. Derzeit halten wir unseren derzeitigen einfach für den sinnvolleren.»

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