Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Wahnsinn: Schon 800 Strafplätze, 2018 noch mehr

Von Mathias Brunner
2016 kostete dieser Motorschaden in Malaysia Lewis Hamilton den Titel gegen Nico Rosberg

2016 kostete dieser Motorschaden in Malaysia Lewis Hamilton den Titel gegen Nico Rosberg

​Der Strafenwahnsinn in der Formel 1 erreicht neue Höhen: Mehr als 800 Strafplätze haben die Regelhüter 2017 ausgesprochen, weil die Fahrer mehr Motorteile brauchten als erlaubt. 2018 wird alles noch schlimmer.

Das Formel-1-Reglement besagt: Wer mehr als vier Antriebseinheiten pro Saison und Fahrer verwenden muss, der wird bestraft. In der Praxis hat das dazu geführt, dass am Samstagabend Fans und Fachleute in milder Verzweiflung über einer möglichen Startaufstellung brüten – denn die ganzen Strafversetzungen erzeugen immer wieder Verwirrung.

Die Umsetzung hat auch gezeigt: Mit Stand Abu Dhabi sind bislang nur zehn Fahrer mit den vier Motoren ausgekommen – Bottas, Räikkönen, Pérez, Ocon, Massa, Stroll, Grosjean, Magnussen, Ericsson und Wehrlein, also die Hälfte des Feldes.

Bei diesen zehn Piloten finden wir fünf Ferrari-motorisierte, fünf vertrauen auf Mercedes-Power. Anderes formuliert: Sämtliche Fahrer von Renault (Red Bull Racing, Werksrennstall, Toro Rosso) mussten Strafen hinnehmen, dazu beide Honda-Piloten bei McLaren.

Es wird noch übler: Als angebliche Sparmassnahme wird es 2018 nur noch drei Motoren pro Fahrer und Saison geben. Die Denke im Fahrerlager: Wenn die Motorhersteller es 2017 schon nicht schaffen, mit vier Einheiten über die Saison zu kommen, wie sollen sie das im kommenden Jahr dann mit drei schaffen? Zumal wir ein Rennen mehr haben. Im Schnitt muss ein Motor also sieben GP-Wochenenden verkraften!

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Wir müssen uns nun wirklich ernsthaft überlegen, ob es nicht einen besseren Weg gibt, die Verwendung frischer Motorenteile zu ahnden. Das Ganze wird ja von Rennen zu Rennen schlimmer. Am Ende wird noch die WM davon entschieden.»

Wir wissen: Vier Motoren pro Fahrer und Saison, mehr gibt es nicht. Sollten fünfte, sechste und so fort Elemente des Verbrennungsmotors, Turboladers, der beiden elektrischen Generatoren, der Batterie sowie der elektronischen Steuereinheit benutzt werden müssen, setzt es Strafen. Bei der britischen Sky gibt Horner zu bedenken: «Ab 2018 wird das dann verringert auf drei Motoren pro Fahrer und Saison. Gleichzeitig werden wir 21 Rennwochenenden haben.»

«Ich habe im Rahmen der Sitzungen der Strategiegruppe versucht, die Regel von drei Aggregaten pro Saison zu kippen. Aber ich hatte nicht genügend Unterstützung. Vielleicht haben andere Teamchefs mehr Einsicht, wenn auch sie von Strafen betroffen sind. Bei der Einschränkung der Teile geht es ja ums Sparen. Aber wenn die Teams ohnehin fünf Elemente brauchen, sparen wir doch nichts.»

Die Versuche von Horner liefen ins Leere: Ferrari hat sich dagegen gesperrt, bei vier Motoren pro Saison zu bleiben.

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat sich in Brasilien zur Motorsituation geäussert. «Am Sonntag in Brasilien habe ich den Motor erstmals voll belasten können. Das war schön, denn normalerweise musst du mit dem Triebwerk sehr behutsam umgehen. Ich drehe sonst immer Leistung herunter, um das Aggregat zu schonen. Meine Jungs meinen dann jeweils, ich könne ruhig ein wenig mehr Power geben, aber ich sage stets – nein, mir ist das lieber so. Und dann versuche ich das halt mit meinem Fahrstil zu kompensieren. Es ist eine tief verwurzelte Angst, dass mir das Gleiche passiert wie damals in Malaysia 2016, als mein Motor hochging.»

«Die Vorstellung, dass wir pro Saison mit nur noch drei Motoren auskommen müssen, ist echt ätzend. Wir fahren sollten viel mehr angreifen können. Die Formel 1 sollte doch ein Sprint sein. Das Motorkontingent noch weiter einzuschränken, das ist nicht der richtige Weg.»

Zur Erinnerung: Eine moderne Antriebs-Einheit der Formel 1 ist reglementarisch in sechs Elemente aufgeteilt:

– V6-Verbrennungsmotor
– Turbolader
– MGU-H («motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– MGU-K («motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik

Generell sind pro Fahrer und Saison also vier Antriebseinheiten erlaubt. Sollte im Laufe des Jahres ein fünftes Element gebraucht werden, so muss der betroffene Fahrer in der Startaufstellung um zehn Ränge zurück. Für jedes weitere fünfte Element der verschiedenen Motorteile gibt es eine Fünf-Ränge-zurück-Strafe.
Braucht ein Fahrer im späteren Verlauf der Saison beispielsweise einen sechsten Lader, dann gibt es erneut eine Zehn-Ränge-zurück-Strafe. Für jedes weitere sechste Element wieder die fünf Ränge.
Muss bei einem Fahrer die komplette Antriebseinheit gewechselt werden, also mit sämtlichen Elementen, dann muss er aus der Boxengasse ins nächste Rennen gehen.

Hier also der von der FIA bestätigte Stand vor dem ersten Training zum Grossen Preis von Abu Dhabi.

Verbrennungsmotor – Turbolader – MGU-H – MGU-K – Batterie – Elektronik

Lewis Hamilton (Mercedes): 5 – 5 – 5 – 4 – 3 – 3
Valtteri Bottas (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Daniel Ricciardo (Renault): 6 – 6 – 8 – 3 – 4 – 4
Max Verstappen (Renault): 6 – 5 – 6 – 3 – 4 – 4
Sebastian Vettel (Ferrari): 5 – 5 – 5 – 4 – 4 – 4
Kimi Räikkönen (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Sergio Pérez (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 2 – 2
Esteban Ocon (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 3
Felipe Massa (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 3 – 2
Lance Stroll (Mercedes): 4 – 4 – 4 – 4 – 2 – 2
Fernando Alonso (Honda): 9 – 11 – 11 – 8 – 7 – 6
Stoffel Vandoorne (Honda): 10 – 12 – 12 – 9 – 7 – 7
Brendon Hartley (Renault): 7 – 6 – 8 – 3 – 5 – 5
Pierre Gasly (Renault): 5 – 7 – 9 – 3 – 4 – 5
Romain Grosjean (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Kevin Magnussen (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Nico Hülkenberg (Renault): 5 – 5 – 6 – 4 – 4 – 4
Carlos Sainz (Renault): 5 – 6 – 6 – 3 – 4 – 4
Marcus Ericsson (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4
Pascal Wehrlein (Ferrari): 4 – 4 – 4 – 4 – 4 – 4

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