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Robert Kubica: Viele Williams-Fragen beantwortet

Von Mathias Brunner
Robert Kubica

Robert Kubica

​Bei Williams steht die Entscheidung bevor, ob Robert Kubica (32) im kommenden März sein Grand-Prix-Comeback geben wird. Einige wichtige Fragen sind beim Abu Dhabi-Test beantwortet worden.

Die Formel-1-Superstars Lewis Hamilton und Fernando Alonso sind sich einig: Robert Kubica war einer der besten Piloten, gegen die sie je angetreten sind. Hamilton kreuzte damals schon als Kartfahrer die Klingen mit dem Polen. Dritter im Bunde war Nico Rosberg, der heute beim Management des 32jährigen Krakauers mithilft. Fernando Alonso hat Kubica als «den talentiertesten Fahrer» bezeichnet, den er gesehen hat. Alonso wollte Kubica zu Ferrari holen, der schwere Rallye-Unfall von Kubica im Februar 2011 kam dazwischen.

Fast sieben Jahre später steht Kubica vor einem Grand-Prix-Comeback. Williams hat ihn im Rahmen der Abu Dhabi-Testfahrten ins Auto gesetzt. Dabei sind einige Fragen beantwortet worden.

Williams-Technikchef und –Teilhaber Paddy Lowe sagt: «Wir sehen kein Problem, was seine körperlichen Fähigkeiten angeht, ein solches Auto zu fahren. Robert hat grossartige Arbeit geleistet, wir sind sehr zufrieden.»

Kubica selber gab im vergangenen Sommer nach dem Test für Renault zu: 142 Runden in einem 2017er Renner sind nicht ohne. Am ersten Tag auf dem Yas Marina Circuit fuhr Kubica dann 100 Runden, sein Fitness-Stand ist höher geworden. Auf dem Hungaroring war der Pole sichtlich müde, in Arabien nicht.

Williams musste den Rennwagen vom Typ FW40 kaum umbauen. Kubica hat das Lenkrad so umgestaltet, dass der Krakauer die Wippenschaltung an nur einer Seite zum Hoch- und Runterschalten verwendet. Die Cockpitauskleidung weist rechts an der Innenseite eine Delle auf, um Robert mehr Raum zu geben. Aufgrund seiner Verletzungen des Rallye-Unfalls kommt mehr Bewegung aus dem Arm heraus statt aus dem Handgelenk. Diese beiden Modifikationen sind verhältnismässig einfach. Die Servolenkung (ohnehin in jedem GP-Renner vorhanden) erleichtert die Arbeit ebenfalls.

Die Fitness beeinflusst direkt den Faktor Konstanz. Es ist das Eine, auf eine schnelle Runde schnell zu sein. Es ist etwas Anderes, ganze Serien schneller Runden auf die Bahn zu legen. Bei Läufen von gut einem Dutzend Runden begann Kubica auf frischen Pirelli, fuhr bald die schnellste Zeit, dann blieben die Rundenzeiten innerhalb von vier Zehnteln, bis die italienischen Walzen abzubauen begannen. Kubica kann sehr wohl auf hohem Niveau anhaltend gute Zeiten fahren.

Die nackten Zeiten sind mit Vorsicht zu geniessen: Reifentyp, Spritlast und Tageszeit beeinflussen die Rundenzeit.

Paddy Lowe ist kein Romantiker. Er wird zusammen mit der Team-Führung die Entscheidung pro und kontra Kubica strikte aufgrund der gesammelten Daten sammeln. In Abu Dhabi meinte der in Kenia geborene Engländer vor seiner Abreise: «Wir werden hier nicht über Speed diskutieren. Das ist ein sehr komplexes Thema. Ein Blick auf die Zeitenliste kann sehr irreführend sein. Wir müssen das selber in Ruhe analysieren.» Das lässt die Interpretation offen: Kubica muss schneller werden.

Lowe betonte, wie schwierig es ist, besonders die härteren Pirelli auf Temperatur zu bringen. Er lobte, wie schnell sich Robert Kubica an diese Aufgabe gewöhnt habe.

Paddy Lowe erklärte auch, welche Stimmung Kubica ins Team bringt. «Seine Aussagen über den Wagen sind gut. Da spürst du eben seine reiche Erfahrung.»

Die Berichterstatter spürten in Abu Dhabi bei der Williams-Truppe eine aufgekratzte Stimmung. Kubica arbeitete mit dem Team, als sei er schon Jahre dort. Sein Enthusiasmus ist ansteckend. Williams liebt echte Racer, und Kubica ist einer. Der Pole reiste früh an, sass stundenlang mit den Technikern zusammen, um sich auf den Test vorzubereiten, machte eine Pistenbegehung. Er war auch am Dienstag einer der ersten Piloten an der Strecke und einer der letzten, die gingen. Als die anderen Fahrer am Werke waren (Lance Stroll und Sergey Sirotkin), zog er sich nicht zurück, sondern beobachtete die Arbeit in der Box, am Kommandostand oder entlang der Bahn.

Schon beim Test mit dem 2014er Williams im Sommer hatten die Williams-Ingenieure gestaunt, mit welch guten Vorschlägen Kubica in Sachen Abstimmung aufwartete. Der Pole brachte Ideen auf den Tisch, welche die Techniker von den damaligen Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas nie gehört hatten.

Der junge Russe Sergey Sirotkin ist ein ernsthafter Gegner. Der diesjährige Renault-Ersatzfahrer hat sich sehr schnell an den Williams gewöhnt, gute Rundenzeiten gezeigt und bringt Geld mit.
Trend nach Abu Dhabi: Robert Kubica wird den Platz erhalten. Sergey Sirotkin wird dritter Fahrer. Und sollte es beim Comeback von Kubica doch Probleme geben, könnte Sirotkin hochrücken.

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