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Erste Bilder: Der neue Alfa Romeo-Sauber C37 ist da!

Von Mathias Brunner
​Sauber will sich 2018 im Mittelfeld behaupten. Das Arbeitsgerät des Monegassen Charles Leclerc und des Schweden Marcus Ericsson ist der brandneue Alfa Romeo-Sauber C37 – ein Hoffnungsträger.

Jahrlang litt Sauber an chronischem Sponsorenmangel, am Dienstagmorgen wurden die neuen Partner fast im Halbstundentakt verkündet: Richard Mille (Uhren), Carrera (Brillen), Kappa (Sportbekleidung), Claro (Telekommunikation). Das alles war nur Warm-up für den eigentlichen Festakt an diesem Tag – der neue Alfa Romeo-Sauber C37 ist da!

Nach jahrelangem Grau, Anthrazit und Blau endlich wieder mal ein mutig-knalliges Design dank Titelsponsor Alfa Romeo. Die Farben rot und weiss passen dabei nicht nur hervorragend zum Schweizer Rennstall, sondern auch zum Wappen der Alfa Romeo-Heimatstadt Mailand und zu den Landesfarben von GP-Neuling Charles Leclerc. Die Lackierung orientiert sich an jenem Verbundstoffkleid, das wir bei der Präsentation des Bündnisses zwischen Alfa Romeo und Sauber zu sehen bekamen. Ein komplett rotes Auto kam nicht in Frage, weil das dem Ferrari zu ähnlich gewesen wäre.

Der rotweisse Renner ist ein Hoffnungsträger: Sauber soll endlich, nach Jahren der finanziellen und sportlichen Baisse, wieder ins vordere Mittelfeld rücken, dorthin also, wo die Zürcher Oberländer letztmals 2013 zu sehen waren, als WM-Siebte. Danach folgte der Absturz: WM-Zehnter 2014, ohne einen einzigen Punkt, kleines Zwischenhoch als Gesamtachte im Konstrukteurs-Pokal 2015, dann aber wieder zurück ans Ende des Feldes, mit zwei zehnten Rängen 2016 und 2017. Zwischendurch schrammte Sauber am Konkurs vorbei, wurde vom Schweizer Investment-Unternehmen Longbow gerettet, zur Ruhe kam das Team aber nicht. Teamchefin Monisha Kaltenborn musste im vergangenen Frühsommer gehen.

Sauber ist nach Ferrari, McLaren und Williams inzwischen der viertälteste Rennstall in der Formel 1, der noch in originaler Form unterwegs ist. Der französische Teamchef Frédéric Vasseur will Sauber wieder nach vorne bringen: «Wir werden uns steigern, 2017 lagen wir teilweise weit zurück. Wir wollen im Mittelfeld kämpfen. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass dies ein Langzeitprojekt ist. Wir haben eine grosse Aufgabe vor uns und müssen nun liefern. Es herrscht Aufbruchstimmung bei uns.»

«Ich freue mich sehr auf die kommende Saison. Wir haben in den vergangenen Monaten sehr viel Arbeit in dieses Auto gesteckt. Wir wollen uns im Mittelfeld nach vorne arbeiten.»

Die ersten Eindrücke vom neuen Wagen, abgesehen von der gefälligen Lackierung: Beim Sauber C37 bestätigt sich – der Bereich am Eingang der Seitenkästen ist das neue Hauptspielfeld der Aerodynamiker. Der Lufteinlass selber ist sehr schmal gestaltet, das Umfeld mit Luftleitern am oberen Ende und den stehenden Elementen (barge boards) so zerklüftet wie bei den anderen neuen Rennwagen. Der Sauber-Renner ist länger geworden, um mehr Platz für seitliche Luftleitelemente zu schaffen und ein stabileres Handling zu erzeugen. Sauber hat zudem die Nasenlöcher übernommen, welche Force India 2015 salonfähig gemacht hat – hier wird der Luftstrom zum Unterboden hin intensiviert.

Eigenwillig der Lufteinlass am oberen Ende des Seitenkastens, hier wird wohl dem Turbo Kühlluft zugeführt. Sauber folgt dem Beispiel der 2017er Renner von Toro Rosso und Mercedes mit hohen Anlenkpunkten der Vorderradaufhängung. Auch Red Bull ist mit dem neuen RB14 zu diesem Konzept übergegangen.

Technikchef Jörg Zander: «Dieses Modell hat eine ganz andere Philosophie als der 2017er Sauber. Wir haben das aerodynamische Konzept umgestaltet und modernisiert. Wir glauben, dass dies genügend Entwicklungsspielraum bietet, um sich im Mittelfeld zu behaupten.»

Sauber legt an Mitarbeitern ständig zu, vor allem in den Bereichen Design und Aerodynamik. Das ist auch nötig. Denn durch die späte Entscheidung in Sachen Motor konnte Sauber nicht arbeiten wie ein normaler Rennstall. Honda wieder auszuladen und doch mit Ferrari weiterzumachen, das hat einen Rückstand von mindestens eineinhalb Monaten eingebracht.

Sauber und Alfa Romeo: Eine Liebesbeziehung

Ferrari und Sauber arbeiten seit vielen Jahren zusammen – Peter Sauber und Jean Todt verbindet eine langjährige Freundschaft. Der frühere Ferrari-Rennleiter und heutige Präsident des Automobil-Weltverbands FIA lernte den Schweizer Rennwagenbauer in der Sportwagen-WM kennen, damals leitete Todt die Rennabteilung von Peugeot. Ihre Freundschaft stellte die Weichen zu Ferrari-Motoren für Sauber in der Formel 1 ab 1997.

Die Motoren wurden offiziell von der Firma Sauber Petronas Engineering gebaut, waren aber mit den Triebwerken aus Maranello so gut wie identisch. Die Kooperation zwischen Ferrari und Sauber führte auch dazu, dass Sauber regelmässig in Fiorano testete und dass Ferrari-Fahrer bei Sauber als GP-Piloten untergebracht wurden.

Nach dem Zwischenspiel mit BMW (2006–2009) kehrte Sauber als Motorenkunde zu Ferrari zurück. Marchionne wählte für Alfa Romeo auch deshalb Sauber, weil eine ähnliche Zusammenarbeit mit Gene Haas nicht möglich war: Der US-Amerikaner wollte keinen Ferrari-Junioren als Stammfahrer und auch keine Alfa-Werbung in dieser Form.

Der Plan, den Ferrari-Motor 2018 im Heck des Sauber-Renners einfach Alfa Romeo zu nennen, den hat Fiat/Chrysler-Geschäftsleiter Sergio Marchionne verworfen. Weil Marchionne und seine Mitarbeiter davon überzeugt sind, dass die Werbewirkung durch Alfa als Hauptsponsor reicht. Eine Umbenennung bringt nach Ansicht des Spitzenmanagers nichts.

Denkbar, dass 2019 gleich zwei Ferrari-Schützlinge im Sauber-GP-Renner sitzen werden. Für 2018 hat Ferrari-Zögling Antonio Giovinazzi einen Vertrag als dritter Fahrer von Alfa-Sauber erhalten und wird an sechs Freitagtrainings teilnehmen. Welche das sind, ist noch nicht festgelegt. Fiat/Chrysler-Konzernchef Sergio Marchionne hat bei Sauber den Wunsch deponiert, dass mittelfristig beide Junioren Rennen fahren. Angedacht ist, dass der vielversprechende Monegasse Charles Leclerc nach der Lehre bei Sauber an die Seite von Sebastian Vettel geholt wird, als Nachfolger von Kimi Räikkönen. Ob das für 2019 oder 2020 passiert, hängte davon ab, wie viel Lust der Finne noch am Fahren hat und wie sich Leclerc entwickelt.

Sauber muss sich nicht mehr mit Vorjahresmotoren abmühen wie 2017. Fred Vasseur glaubt: «Allein wegen des Motors werden wir einige Zehntelsekunden pro Runde gewinnen. Den grösseren Schritt nach vorne erwarte ich mir aber vom Chassis. Technikchef Jörg Zander und seine Truppe sind mit Volldampf an der Arbeit.»

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