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Mercedes W09: Die Geheimnisse des neuen Autos

Von Mathias Brunner
​Dauer-Weltmeister Mercedes-Benz stand vor der Frage, wie das schnellste Auto der Formel 1 noch besser gemacht werden soll. Eine erste Antwort darauf haben wir in Silverstone (England) erhalten.

Seit vier Jahren hält Mercedes in der Formel 1 den Platz des Klassenbesten. «Es wird von Jahr zu Jahr nicht einfacher, sich zu behaupten», weiss Teamchef Toto Wolff. «Denn unsere Gegner schlafen nicht.»

Die einfache Frage lautete: Wie können die Techniker aus Brackley (Chassis) und Brixworth (Motor) das schnellste Auto der Formel 1 noch besser machen? Antwort in England: Mit noch mehr Detailarbeit. Toto Wolff: «Wir haben das Konzept des Fahrzeugs beibehalten. Wir haben auch am Radstand nichts geändert, wie das teilweise gefordert worden ist.»

Kleiner Einschub – Ex-GP-Fahrer Marc Surer sagte zu den Schwierigkeiten von Mercedes auf Strecken wie Singapur: «Es geht hier grundsätzlich um das Thema Radstand. Mercedes hat das längste Auto im Feld und einen deutlich längeren Radstand als Ferrari und Red Bull Racing. Dieser längere Radstand macht den Silberpfeil ein bisschen unhandlich in 90-Grad-Kurven, die es in Singapur zuhauf gibt. Dazu kommt, dass die negativen Erfahrungen aus Monaco noch immer in den Knochen stecken, wo die Mercedes im Verhältnis unterdurchschnittlich abgeschnitten haben.»

Toto Wolff hat das immer relativiert, gibt aber zu: «Wir wollten die besten Aspekte des Autos behalten und die weniger guten verbessern.»

Der Mercedes W09 ist von Valtteri Bottas in Silverstone ausgeführt worden. Der Wagen wirkt kompakter als das Vorjahresmodell, aber die grosse Revolution ist nicht zu erkennen. Toto Wolff: «Die Basis des Vorjahresmodells stimmte, wir wollten das Konzept beibehalten, daher sieht es so aus, als habe sich nicht viel verändert.»

So wie andere Rennställe wird auch Mercedes erst in den kommenden Wochen die Katze aus dem Sack lassen: Wenn bis zum Australien-GP hin Zug um Zug mehr neue Aero-Teile ans Auto kommen.

Die Vorderradaufhängung ist modifiziert worden. Die hohen Anlenkpunkt am Chassis sind geblieben, da ist Mercedes zusammen mit Toro Rosso 2017 Vorreiter gewesen. Andere Rennställe haben inzwischen diese Lösung übernommen, welche die Aerodynamik verbessert und die Wirkung des Unterbodens unterstützt. Die Querlenker sind noch extremer als Luftleit-Elemente geformt.

Die Seitenkästen sind kompakter geworden, auch dies ein Trend der neuen Formel 1. Auch dadurch wird der Luftfluss zum Heck hin verbessert. Die Einlässe der Seitenkästen sind kleiner gestaltet, was die Aerodynamik verbessert. Besonders interessant ist der Bereich um den Lufteinlass, da vermuten die Techniker am meisten Entwicklungsspielraum. Die Form der dortigen Luftleit-Elemente ist 2018 ein grosses Thema.

Der Blick von oben zeigt nicht nur den Kopfschutz Halo, den Toto Wolff «am liebsten absägen würde», wir sehen auch, dass Mercedes nach wie vor mit einem S-Schacht arbeitet – wenn Luft am unteren Ende der Fahrzeugnase eingezogen wird, die oben auf Vorderachshöhe wieder austritt.

Die Cola-Flaschenform des W09 ist noch extremer geworden, auch hier geht es darum, den Unterboden so nachhaltig als möglich wirken zu lassen. Am Heck fällt auch ein kleiner Zusatzflügel auf, der einen kleinen Spielraum im Reglement nutzt. Die Motorverkleidung schmiegt sich noch enger an, der restliche Spielraum wird mit einer Finne genutzt, welche die Anströmung des Heckflügels optimiert. Das ganze Heck wirkt überaus schmal.

Valtteri Bottas über die ersten Runden: «Das war für mich etwas ganz Besonderes, den neuen Silberpfeil als Erster zu fahren. Das Auto fühlt sich gut an. Die Verhältnisse sind nicht die Besten, aber so ist das nun mal um diese Jahreszeit in Silverstone. Der Halo sieht merkwürdig aus, aber ich könnte jetzt nicht behaupten, dass er mich beim Fahren behindert.»

Zurück zum Auto: Die Lackierung ist leicht verändert worden, aber auch hier ging es um Details. Ein Blick auf den Frontflügel zeigt: Das sieht so aus wie im vergangenen Jahr, da werden wir bald eine schärfere Version entdecken. Die seitlichen Luftleit-Elemente sind als Mehrteiler ausgelegt, auch dies ein Trend der Formel-1-Moderne. Der Bügelflügel am Seitenkasten-Eingang ist noch wenig raffiniert, auch da wird Mercedes bald nachlegen.

Fazit: Mercedes hat viele Details verändert, deckt aber die Karten noch nicht ganz auf. Fortsetzung in wenigen Tagen in Barcelona.

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