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Mercedes: 63 Tonnen Material 17.000 km um die Welt

Von Rob La Salle
​Die Reise zum ersten WM-Lauf des Jahres ist auch gleich die weiteste: Weltmeister Mercedes-Benz zeigt, wie 63 Tonnen Material rund um die Welt 17.000 Kilometer nach Australien transportiert wird.

Es ist niemals einfach, mit einen Formel-1-Team von einem Land ins nächste zu reisen. Aber es ist umso schwieriger, wenn es sich dabei um eine Reise von knapp 17.000 Kilometern rund um die Welt handelt. Der beschwerliche 24-Stunden-Trip ist der längste im Formel 1-Renkalender 2018.

Die Reise in die pulsierende, umtriebige Stadt Melbourne hat sich zu einem vertrauten Auftakt für das F1-Fahrerlager entwickelt. Melbourne ist einer der beliebtesten Austragungsorte im Rennkalender, es liegt stets ein gewisses Gefühl von Aufregung und Erwartung in der Luft.
 
Während Melbourne ein fantastischer Ort ist, um in die neue Saison zu starten, stellt der Transport eines Formel-1-Teams dorthin eine Mammutaufgabe dar. Mehr als 100 Teammitglieder aus den Werken in Brackley (Chassis) und Brixworth (Motoren) werden am ersten Rennwochenende in Australien vor Ort sein. Das bringt die gleiche Anzahl an Flügen mit Zwischenstopps in Abu Dhabi oder Singapur mit sich sowie eine Flotte von 25 Mercedes-Benz-Fahrzeugen, die organisiert werden muss.
 
Der Formel-1-Reisezirkus besteht aber natürlich nicht nur aus Menschen. Damit ein Formel-1-Team ein Rennwochenende absolvieren kann, wird eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen benötigt, und dann gibt es selbstverständlich auch noch die kleine, aber feine Aufgabe, die neuen Autos von einer Seite der Welt auf die andere zu befördern.
 
Insgesamt müssen 40 Tonnen an Luftfracht und 23 Tonnen an Seefracht nach Melbourne transportiert werden. Angefangen bei Standardelementen wie Stühlen, Tischen, Boxenwänden und der Dekoration für die Hospitality bis hin zu komplizierteren Dingen wie Anlassern, dem Kommandostand und dem kompliziertesten Werk von allen: dem neuen Grand-Prix-Renner des Typs W09 EQ Power+.
 
Die Autos und ihre Komponenten gehören zur Luftfracht, die vergangene Woche auf die Reise nach Melbourne geschickt wurde und die am Sonntag angekommen ist, also genau eine Woche vor dem Saisonstart. Schwerere Gegenstände wie etwa Reifen oder Grid-Trollies gehören zur Seefracht, die einem ganz eigenen Zeitplan folgt.
 
Von der Seefracht gibt es verschiedene Sätze, so dass sie zur gleichen Zeit zu verschiedenen Zielorten in aller Welt versendet werden kann. Bei jedem Rennen gibt es drei 40-Fuss-Container mit Seefracht. Für Australien wurden diese bereits Mitte Januar verschifft, so dass sie am vergangenen Freitag rechtzeitig in Melbourne ankamen.
 
«Wir haben ein Aufbauteam in Melbourne, das die Seefracht, die schwere Ausrüstung und die Boxenwände bei ihrer Ankunft am Freitag ausgeladen hat», erklärt der Leiter des Frachtteams, Mark Shepherd.
 
«Sie bauen übers Wochenende das Gerüst der Box auf und sobald die gesamte Luftfracht angekommen ist, laden das Rennteam und die Boxentechniker alles aus und befüllen den Rest der Box mit all den Autos, Fahrzeugteilen und anderem Equipment.»
 
Für die Abteilung, die für die Anreise der Teammitglieder und den Transport der Fracht zuständig ist, ist Australien ein Rennen wie jedes andere – einmal davon abgesehen, dass es eben länger dauert, bis alles und jeder dort angekommen ist. Mark trifft es am besten, wenn er sagt, dass alle Rennen ihre Eigenheiten besitzen, es aber «ein ähnlicher Ablauf ist, egal wo man sich auf der Welt befindet».

Kampf gegen Jetlag

So weite Reisen fordern vom menschlichen Körper einen Tribut. Deshalb ist eine genaue Vorbereitung entscheidend. Wer die lange Reise nach Melbourne auf sich nimmt, muss sich in der bestmöglichen Verfassung befinden. Schliesslich kann es die Leistung eines hochqualifizierten Rennteams beeinflussen, wenn man sich nicht an die überwältigende Zeitverschiebung von elf Stunden anpassen kann.
 
Es gibt eine Reihe an Vorgehensweisen und Techniken, um dabei zu helfen. Pro Stunde an Zeitunterschied gibt es eine Verschiebung um 24 Stunden, um sich an den neuen Ort anzupassen. Das bedeutet, für die Reise von Brackley nach Melbourne würde es elf Tage dauern, um sich ohne weitere Massnahmen ordentlich an die neue Zeitzone anzupassen.
 
Die Teammitglieder erhalten einen Schlafplan, um ihre innere Uhr an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Einige passen sich in den Tagen vor dem Flug schrittweise daran an und die Teammitglieder, die in Brackley bleiben, das Team aber nach australischer Zeit aus der Zentrale unterstützen, haben ebenfalls einen eigenen Plan, um sich anzupassen.
 
Anhand dieser Schlafpläne werden die Flüge nach Australien bestmöglich ausgewählt. Das perfekte Szenario ist dabei leider nicht immer möglich. Aber es wird davon ausgegangen, dass sie auf dem Flug mit der Anpassung an die australische Zeit beginnen können. Es gilt, zur nächtlichen Zeit in Australien zu schlafen und zur gleichen Zeit wie am Zielort zu essen.
 
Es wird empfohlen, nur leichtes Essen zu sich zu nehmen und viel zu trinken. Nach der Landung gilt es, die Zeit im Hellen und Dunkeln zu beachten, aber auch die Mahlzeiten, die Zeitpunkte dieser und das Mass an Training (das Team bringt auch einen Physiotherapeuten und Trainer mit nach Melbourne) im Auge zu behalten.
 
Die Fahrer folgen diesen Plänen natürlich ebenso und gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter, um auf die sieben anstrengenden Stunden, die sie auf der Strecke erwarten, bestmöglich vorbereitet zu sein. Sie absolvieren nur leichtes Training, was dabei hilft, sich schneller zu akklimatisieren. All das notwendige Training wurde bereits abgeschlossen, bevor sie einen Fuss in den Flieger setzten. Eine frühe Anreise hilft: Valtteri Bottas ist schon am vergangenen Wochenende in Melbourne angekommen.
 
Einige Teammitglieder würden die längste Reise des Jahres möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt bevorzugen. Aber der Auftakt beim Australien Grand Prix bedeutet auch, dass sich jeder noch etwas frischer und voller Energie fühlt, bevor im Laufe der Saison allmählich eine gewisse Ermüdung einsetzt.
 
Obwohl die Fahrzeugvorstellung und die Testfahrten im Vorfeld des Australien Grand Prix eine anstrengende Zeit darstellen, stehen die Leute dem positiv gegenüber, weil sie alle heiss darauf sind, wieder an die Strecke zu reisen und Rennen zu bestreiten – und sie müssen nicht mehr lange darauf warten.

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