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Alain Prost zu Ferrari: Situation falsch eingeschätzt

Von Rob La Salle
​Vor etwas mehr als einem Jahr kritisierte Ex-Ferrari-Fahrer Alain Prost (63) die Leistungen der Italiener gnadenlos. Inzwischen hat der vierfache Formel-1-Champion seine Ansicht über Ferrari geändert.

Firmenpräsident Sergio Marchionne hatte zur Saison 2016 hin vollmundig von Siegen und dem Titel geredet, dann erlebten die Tifosi eine Enttäuschung nach der anderen – die berühmteste Scuderia der Welt blieb ohne Sieg! Der Ziel WM-Titel wurde weit verfehlt. Alain Prost ist 1990 in Diensten von Ferrari am Titel vorbeigeschrammt: McLaren-Honda-Star Ayrton Senna rammte ihn in Suzuka von der Bahn und machte sich so zum Weltmeister. Ein Jahr später bezeichnete Prost, wieder in Japan, seinen Ferrari als so schwer zu fahren wie einen Lastwagen. Daraufhin wurde er gefeuert.

Fünf Jahre später dockte Michael Schumacher bei Ferrari an. Zusammen mit Teamchef Jean Todt (heute Präsident des Automobil-Weltverbands FIA), Technikchef Ross Brawn (heute Formel-1-Sportchef) und Chefdesigner Rory Byrne (heute Berater von Ferrari) begann die goldene Phase von Maranello – von 2000 bis 2004 wurde Schumi mit seinem Dream-Team fünf Mal Weltmeister in Folge. Ein Rekord für die Ewigkeit.

Seit 2007 (Kimi Räikkönen) ist Ferrari jedoch ohne Titel. Der letzte Markenpokal wurde 2008 erobert. Ferrari steht unter gewaltigem Druck. Das spürt auch Alain Prost, wie er im Gespräch mit der Repubblica unterstrich: «Ich war zwei Jahre lang in Italien. Ein Jahr war wunderschön, das andere entsetzlich. Das geht auf ganz spezifische Charakteristiken der Italiener zurück. Ich behaupte: Um einen so umkämpften Wettbewerb wie eine Formel-1-WM zu gewinnen, musst du geradlinig arbeiten, mit weniger Stimmungsschwankungen. Und jedes Wort sollte mit Bedacht gewählt werden. Eines ist klar: Wird zu Beginn einer Saison der Titel versprochen, dann ist es später, wenn die Dinge schlecht laufen, sehr schwierig die Ruhe zu bewahren.»

Auf dem französischen Portal minute-auto hatte der Weltmeister von 1985, 1986, 1989 und 1993 das so umschrieben: «Es ist nicht einfach, bei Ferrari wahrhaftige Stabilität zu erlangen. Man sieht, dass dort Nervosität herrscht, und das ist kein Rennstall, der damit gut umzugehen weiss. Das ist ein Team, das Gelassenheit bräuchte, um nach vorne zu kommen und wieder eine Rolle zu spielen wie damals zu Zeiten von Todt, Brawn und Schumacher. Nur so kann das etwas werden.»

Inzwischen sieht alles ein wenig anders aus. Sebastian Vettel fuhr in Australien und Bahrain zum Sieg, in China kam die Safety-Car-Phase zu einem ungünstigen Zeitpunkt für den Heppenheimer, dann wurde er vom ungestümen Max Verstappen zur Seite geräumt – nur Platz 8. In Aserbaidschan führte Vettel überlegen, beim Re-Start wollte er zu viel und rutschte geradeaus, vierter Platz. Damit war der Deutsche erstmals 2018 die WM-Führung los. Aber Vettel bleibt gelassen: «Wir haben ein gutes Auto, wir wissen genau, was wir machen müssen.»

Alain Prost erlebt in der Saison 2018 bislang ein starkes und vor allem gefestigtes Ferrari, und gegenüber der spanischen Marca meint der 51fache GP-Sieger: «Im vergangenen Jahr habe ich die Situation nicht richtig eingeschätzt. Ich sagte damals: „Bei Änderungen im Reglement kann Ferrari höchstens zu Beginn einer Saison mithalten.“ Aber es kam anders, Ferrari ist bis in den Herbst um den Titel mitgefahren. Bei den Wintertests 2018 dann wirkte Mercedes vielversprechend, doch bei den ersten Rennen hatte Ferrari das beste Auto.»

«Ferrari hat aus den Möglichkeiten der ersten Rennen viel gemacht: Ein Chassis, das auf jeder Art Rennstrecke schnell ist und gutes Reifen-Management erlaubt, dazu hat Ferrari einige Möglichkeiten geschickt genutzt.»

«Ich sehe auch einen Kimi Räikkönen, der auf dem Niveau von Sebastian Vettel fährt, das wird für Ferrari noch von grossem Nutzen sein. Ich glaube wirklich, dass Ferrari die Siegerformel gefunden hat. Der grösste Grund dafür ist der Motor. Ich glaube, beim Motor hat Ferrari noch grössere Fortschritte erzielt als beim Chassis.»

Prost, heute Sonderberater von Renault, sagt weiter: «Der WM-Titel wird zwischen drei Teams entschieden – Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing. Die sechs Fahrer dieser Rennställe können potenziell jeden Grand Prix gewinnen. Das ist für Lewis Hamilton auch eine neue Situation: In der Regel hatte er im Kampf um den Titel einen Gegner, nun sind es mehrere. Das ist eine gewaltige Herausforderung und für uns alle spannend.»

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