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McLaren X2: Rennwagen der Zukunft neu in Papaya

Von Mathias Brunner
​2015 stellte die Abteilung «McLaren Applied Technologies» als Fingerübung den atemraubenden McLaren MP4-X vor. Nun hat McLaren eine aufgehellte Version des Formel-1-Renners der Zukunft präsentiert.

«McLaren Applied Technologies» (MAT) arbeitet als Teil der McLaren-Gruppe in so unterschiedlichen Bereichen wie Transport oder Medizintechnik, Bereiche, welche auf den ersten Blick mit der Formel 1 nicht viel zu tun haben. Hin und wieder loten die Techniker aus Woking aber ein wenig aus, was alles möglich wäre. Vor drei Jahren hiess dieser Versuch McLaren MP4-X. John Allert von MAT damals: «Wir wollten mit dem futuristischen McLaren einen Blick in die Zukunft werfen. Dabei haben wir einen Teil der grundsätzlichen Zutaten der Formel 1, wie Geschwindigkeit, Aufregung, Leistungsfähigkeit, mit künftigen Trends zu verbinden versucht, wie geschlossene Cockpits oder Hybridtechnik.»

Seit dem ersten McLaren-Konzeptfahrzeug 2015 ist viel passiert. In der Formel 1 ist der Titankopfschutz Halo (Heiligenschein) eingeführt worden. Für viele Fans ist da der Weg zur geschlossenen Kanzel (wie in einem Kampfjet) nicht mehr weit – McLaren hat das 2015 vorweggenommen. Der X2 kommt nicht mehr in Anthrazit daher, sondern im Papaya-Farbton von McLaren.

Die wichtigsten Elemente: Alternativer Antrieb, ein Chassis, das sich den aerodynamischen Anforderungen anpasst, ein Auto, das Fehlermeldungen abgibt und die Sponsoraufschrift ändert. Der MP4-X ist mit kraftvollen Elektromotoren ausgerüstet, einen Verbrennungsmotor im klassischen Sinne gibt es nicht mehr. Anthony Law, Systemtechniker von MAT: «Ohne Motor kannst du das Chassis komplett neu entwerfen und aerodynamisch frische Wege beschreiten.»

Die Batterien sind in die Crash-Struktur des Wagens integriert, zusätzliche Energie soll das Auto via Induktionskupplungen übernehmen, die in die Strecke eingebaut waren. Elektrische Energie würden auch über Solarzellen aufgenommen, die den Wagen bedecken. Das Cockpit ist auf maximale Sicht für den Piloten ausgelegt, dazu werden Kamerabilder in den Helm des Piloten eingespielt, wie das heute schon in Kampffliegern getan wird – diese Technik erlaubt eine Rundumsicht ohne Hindernisse, als würde der Fahrer quasi durch die Kanzelstreben seines Autos hindurchsehen.

Es wird noch wilder: Eine Vernetzung des Rennwagens mit dem Piloten würde es dem Team erlauben, die Gehirnströme des Fahrers zu messen. Der Weg zur Steuerung über Gedanken klingt nach Science-Fiction, könnte aber eines Tages Alltag sein.

Schon heute sind die GP-Renner mit Reifensensoren ausgestattet, welche sofort vor einem Druckabfall warnen. Im McLaren MP4-X wurden Sensoren vorgesehen, welche den Verschleiss der Reifen messen. Möglich wird das durch die Tatsache, dass die Räder nicht mehr freistehen. So kann die ganze Oberfläche auf Verbrauch und Temperatur abgetastet werden. Elektroden auf der ganzen Fahrzeugoberfläche messen, welche aerodynamische Einstellung für die verschiedenen Fahrsituationen die jeweils beste ist – wenig Abtrieb auf den Geraden, viel Abtrieb in den Kurven. Möglich wird das durch Materialien, welche die Form ändern können. Science-Fiction? Durchaus nicht: Einen Teil davon sehen wir schon heute mit verformbarem Prallschutz an Autos.

Der Wagen war als Flügelauto ausgelegt, um maximale aerodynamische Effizienz zu erlangen. Ohne klassischen Motor und Benzintank lässt sich der Unterboden viel besser zum Aufbau von Abtrieb nutzen. Neu ist die stehende Finne.

Wir wissen noch nicht, wie der Rennwagen der Zukunft aussieht. Aber der McLaren X2 ist eine aufregende Diskussionsgrundlage.

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