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Toto Wolff: «Waren auf der Suche nach Schlagzeilen»

Von Gerhard Kuntschik
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff spricht über die angebliche 45-Millionen-Gage von Schützling Lewis Hamilton, das künftige Reglement und Rivale Sebastian Vettel.

Wer auf einer Strecke eine 100-Prozent-Siegquote aufweisen kann, der muss normalerweise optimistisch sein. Mercedes gewann seit der Formel-1-Rückkehr nach Österreich in Spielberg alle vier Rennen (zwei Mal Nico Rosberg, je einmal Lewis Hamilton und Valtteri Bottas).

Doch Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff gibt sich zurückhaltend: «Der Red Bull Ring war immer ein gutes Pflaster für uns, aber die Spitze ist zusammengewachsen. Es wird wohl ziemlich eng werden, auch wenn wir durch das Motor-Update in Frankreich den Durchhänger von Kanada wieder ausbügeln konnten. Aber wir haben hier auch ein neues Aeropaket, an dem wir seit zwei Monaten arbeiteten. Ich sehe uns in der Motorleistung gleichauf mit Ferrari, die Italiener haben aber in gewissen Beschleunigungsphasen einen Vorteil. Renault ist knapp dahinter. Honda könnte leitungsmässig aufschliessen, hat aber noch nicht die volle Standfestigkeit.»

Und auch sonst war der Wiener vor dem Trainingsbeginn in der Steiermark sehr gesprächig. Also sprach er: Über Star Hamilton und die «ewige Saga» Vertragsverlängerung samt Traumgage: «Lewis ist Teil der Markenerneuerung von Mercedes. Er führt auch in allen sozialen Netzwerken. Er ist authentisch. Warum wir den neuen Vertrag noch nicht verlautbart haben? Weil es noch um einige Details geht. In der Konzentration auf Rennen gab es für alle noch keine Zeit dazu. Was die 45-Millionen-Gage betrifft, die in England kolportiert wird: Da waren manche auf Suche nach Schlagzeilen.»

Über Bottas, dessen Vertrag auch zur Verlängerung ansteht: «Die Gespräche laufen mit Valtteri parallel zu denen mit Lewis. Er ist ein Garant, dass auch das zweite Auto schnell bewegt wird, und ein Stabilitätsfaktor.»

Über die Belastung von drei Rennwochenenden am Stück: «Die ist extrem für alle im Team. Man versucht, trotzdem fehlerfrei zu bleiben, aber es wird vielleicht nicht immer gelingen. Es wird dieses Triple aber 2019 nicht mehr geben, das haben wir von Liberty schon zugesichert bekommen.»

Über künftige Reglements: «Die Strategiegruppe trifft sich am 4. Juli wieder. Mal sehen, was dabei herauskommt. Und was die von Liberty geplante Aufteilung der Antritts- und Preisgelder ab 2021 betrifft: Da liegt seit Bahrain ein Vorschlag auf dem Tisch. Um mit Reifentypologie zu sprechen: Er ist für uns superindiskutabel, für Red Bull ultraindiskutabel und für Ferrari hyperindiskutabel.»

Über Rivalen Vettel: «Durch die Enge vorn geht er mehr Risiko ein. Hätte er mehr Zeit zum Überlegen, würde er manche Aktionen (wie in Le Castellet, Anm.) nicht machen. Er ist manchmal zu emotional, das Temperament geht mit ihm durch.»

Über den Österreich-GP: «In unserem Team nennen sie ihn ’Toto’s Race’. Er ist nicht nur bei uns, sondern bei allen Teams immens populär.»

Über Gattin Susie, die jetzt auch Boss (des Formel-E-Teams Venturi) ist: «Sie war daheim immer schon Chefin. Im Ernst, es war klar, dass sie in einer Managementrolle weiter im Rennsport bleiben will. In der Formel 1 wäre dies nicht möglich gewesen. Die von ihr initiierte Kampagne zur Unterstützung von jungen Frauen im Motorsport läuft gut an.»

Über den kommenden Wechsel von Red Bull Racing zu Honda: «Ich verstehe, warum der Schritt gesetzt wurde. Als Werksteam stehen die Chancen besser. Red Bull mag vielleicht kurzfristig Kummer bekommen, machte es aber langfristig richtig.»

Über die Mercedes-Kundenteams: «Williams macht uns derzeit keinen Spass. Das Team hat sich in eine komplizierte Situation manövriert. Das Auto ist extrem schwierig zu fahren, das sieht man durch die Onboard-Kameras. Leider gibt es in der Formel 1 keine einfachen Lösungen. Ob mir Force Indias Zukunft Angst macht? Ja und nein. Die finanzielle Lage ist angespannt. Sportlich stehen sie gut da und sollten daher interessant für Investoren sein. Ich sehe einige, die da dran sind.»

Über das Aus der Deutschen bei der Fussball-WM: «In Stuttgart war in den letzten Stunden niemand erreichbar.»

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