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Sieger Lewis Hamilton (Mercedes): «Habe ich Strafe?»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

​Die ersten Worte von Lewis Hamilton nach dem unfassbaren Sieg im verrückten Hockenheim-GP: «Habe ich eine Strafe?» Wieso der Brite das befürchten musste und was er zur Fahrt von Startplatz 14 zum Sieg sagt.

Es gab an diesem unglaublichen Hockenheim-GP zwei Duschen für Sebastian Vettel: Eine im Rennen, als er in der Sachskurve von der Bahn segelte, eine bei der Siegerehrung, da hatte er sich ins Motorhome verkrümelt. Lewis Hamilton auf dem Siegerpodest war es komplett egal, bis auf die Unterhose durchnässt zu werden – er genoss einfach nur den Moment. Was für eine Fahrt vom 14. Startplatz zum Sieg! Nur die Formel 1 kann solche Geschichten schreiben: Lewis schien nach der Quali der grosse Verlierer zu sein, als er wegen Hydraulikdefekts aufgeben musste, jetzt ist er nach seinem Sieg wieder WM-Leader. Es steht 188:171 gegen Vettel.

Hamilton eroberte in Hockenheim seinen 66. GP-Sieg, den zweiten in Folge nach 2014, den dritten in Hockenheim, denn er hatte auch 2008 hier gewonnen, den vierten in Deutschland, nach seinem Sieg auf dem Nürburgring 2011. Es ist der vierte Sieg 2018 für Hamilton, nach Aserbaidschan, Spanien und Frankreich. Hamilton ist zum 100. Mal in die WM-Punkte gefahren. Und er hat Mercedes geschenkt, was die Silberpfeile in Deutschland noch nie geschafft hatten: einen Doppelsieg.

Lewis fürchtet um diesen Sieg: Als wegen des Vettel-Ausrutschers das Safety-Car auf die Bahn kam, wollte Mercedes eigentlich den mit abbauenden Reifen kämpfenden Hamilton reinholen, im letzten Moment erhielt der Engländer den Befehl, auf der Bahn zu bleiben. Er ratterte über die Wiese auf die Bahn zurück. Sky-GP-Experte Martin Brundle: «Ich war überzeugt davon, dass sich die Rennkommissare das genauer anschauen würden.» Aber die Strafe kam nicht.

«Ich war schon auf dem Weg zur Box, als mir das Team in den Funk brüllte – draussen bleiben! Draussen bleiben! Wir hatten die Chance, etwas anders zu tun. Das waren unfassbare Momente, alles ging am Funk drunter und drüber, vielleicht war ich in jenem Augenblick der ruhigste Mann von allen.»

Hamilton rang sichtlich nach Worten: «Dieses Rennen beweist mir einmal mehr – du musst immer an dich glauben. Auch wenn alles gegen dich zu laufen scheint, auch wenn ein gutes Ergebnis unwahrscheinlich scheint.»

Was dachte Hamilton, als er Vettel neben der Bahn sah? «Ich achtete nicht darauf, ich konzentrierte mich voll auf den Job. Das Team sagte es mir am Funk, aber ich blendete das komplett aus.»

Hamiltons Mantra: Still I rise – an Widerständen wachsen, nie aufgeben.

Lewis: «Ich habe vor dem Grand Prix lange gebetet. Ich wollte attackieren, aber ich wusste auch, dass ich ruhig bleiben musste. Mein Auto war phantastisch heute. Ehrlich gesagt kann ich nicht fassen, was heute passiert ist.»

«Ich wachte heute morgen auf und wusste: Heute muss etwas Ausserordentliches passieren. Und als es anfing zu tröpfeln, da wusste ich – jetzt ist mein Moment gekommen. Ich hatte inzwischen die ultraweichen Reifen drauf, denn meine weichen Pirelli waren fix und fertig. Ich konnte auf den frischen Reifen aufholen. Auf einmal schien alles möglich zu sein.»

Lewis Hamilton wird auf die Pistenverhältnisse angesprochen, die sehr tükisch waren: Regen fiel an verschiedenen Stellen der Piste in unterschiedlicher Intensität. Hamilton lacht: «Also ich fand die Verhältnisse heute super. Nein, ernsthaft – es war unfassbar schwierig. Aber um nichts in der Welt hätte ich meinen Platz vorne an der Spitze zum Schluss preisgegeben.

«Ich habe immer an dieses Team geglaubt. Und für alle, die vielleicht nicht an mich geglaubt hatten – vielleicht tun sie es jetzt. Das ist bestimmt eines meiner besten Rennen. Ich kann es jetzt noch nicht fassen, dass ich gewonnen habe.»

Spürt Hamilton ein Gefühl der Rache – er hat so in Vettels Wohnzimmer gewonnen wie zuvor Sebastian in Silverstone. Lewis: «Nein, denn für mich steht im Mittelpunkt, dass wir hier Mercedes den Heimsieg geschenkt haben. Schadenfreude ist ein negatives Gefühl, ich kümmere mich lieber im Positives.»

«Da war vor dem Rennen viel Negativität: Ich hörte Buhrufe. Ich fand das seltsam, aber auf eine skurrile Art und Weise habe ich mich darüber gefreut, weil es mich anstachalte. Jeder Union Jack, den ich sah, jede Hamilton-Kappe, sie alle stachelten mich an.»

Nach seinen Bedenken wegen einer möglichen Strafe hatte Hamilton seinen Jungs am Funk gesagt: «Was für ein Rennen! Ich bin euch so dankbar für eure Arbeit. Liebe überstrahlt alles.»

«Mein Gebet vor dem Rennen war sehr lange, und wie es scheint, bin ich erhört worden. Und dann hatten wir nach dem Rennen auch noch dieses biblische Gewitter, das passte zur Symbolik dieses Tages. Diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen.»

Auf dem Siegerpodest stellte sich Hamilton in den Regen wie Jesus Christus auf dem Zuckerhut. Übers Wasser gehen musste der Engländer nicht. Aber an diesem wundersamen Tag hätte er vielleicht auch das geschafft.

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