Red-Bull-Junior Dan Ticktum: Der Weg in die Formel 1
Zweiter Sieg für Dan Ticktum beim Macau-GP
Mit welchen Piloten tritt die Scuderia Toro Rosso 2019 an? Der Russe Daniil Kvyat ist gesetzt. Der frühere Red-Bull-Junior Alex Albon, in London geborener Brite mit thailändischen Wurzeln, hat sich mit konstant guten Leistungen in der Formel 2 für grössere Aufgaben empfohlen. Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko würde gerne dem jungen Engländer Dan Ticktum eine Testchance im Formel-1-Renner ermöglichen, doch das FIA-Punktesystem für Nachwuchsfahrer hat das bislang verunmöglicht. Zur Erinnerung: Ticktum trat in dieser Saison in der Formel-3-EM an, er eroberte den zweiten Schlussrang hinter Mick Schumacher. Zudem bestritt Ticktum zwei Rennen in der japanischen Super Formula, wo er 2019 Vollzeit fahren könnte.
Red Bull wollte den vielversprechenden Ticktum im vergangenen Sommer beim Ungarn-Test ins Formel-1-Auto setzen. Doch dem jungen Daniel fehlten damals nach FIA-Rechnung 14 Punkte zum Formel-1-Führerschein namens Superlizenz. Das verärgerte Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Dan hat im vergangenen Jahr das grösste aller Formel-3-Rennen gewonnen, in Macau. Er ist ein Top-Pilot in der Formel 3. Damit haben wir die fragwürdige Situation, dass wir Fahrer am Formel-1-Lenker sehen, die weniger erreicht haben als Dan. Ich finde, das sollte man sich mal ein wenig genauer ansehen.»
Ticktum fällt noch immer tonnenschwer eine Strafe auf dem Kopf, die er 2015 verschuldet hatte. Er hatte bei einem Rennen in Silverstone unter Safety-Car zehn Autos überholt und war dann in den Wagen von Ricky Collard geknallt. Dafür setzte es vom britischen Motorsportverband eine einjährige Sperre (mit einem weiteren Jahr auf Bewährung).
Nun hat der junge Ticktum beim Formel-3-Klassiker von Macau seinen Vorjahressieg wiederholt. Seitens der FIA wird bestätigt, dass Dan inzwischen 35 der 40 vorgeschriebenen Punkte erreicht hat. Das Punktesystem ist unübersichtlich. Fest steht: Es zählen immer Punkte der jeweils drei vorhergehenden Saisons. Will heissen – für eine 2019er Formel-1-Superlizenz von Dan Ticktum werden die Ergebnisse der Jahre 2016, 2017 und 2018 herangezogen. Aktuell zählen 25 Punkte für den zweiten Formel-3-EM-Schlussrang hinter Schumacher sowie 10 Punkte durch zwei Siege in Macau. Fehlen noch fünf.
Bei Red Bull wird in Erwägung gezogen, Ticktum in der neuseeländischen Wintermeisterschaft «Toyota Racing Series» an den Start zu bringen. Gefahren wird an fünf Orten zu je drei Läufen, von Mitte Januar bis Mitte Februar (in Cromwell, Invercargill, Waikato, Taupo und Feilding). Je nach Feldgrösse gibt es für den Meistertitel 2019 sieben Punkte, für den Gesamtzweiten noch fünf.
Der wahrscheinlichste Fahrplan für Dan Ticktum: Einsätze in Neuseeland im Winter, in der Hoffnung auf Rang 1 oder 2 in den Toyota Series, dann komplette Saison Superformula in Japan, dazu Formel-1-Testfahrten mit Toro Rosso und/oder Red Bull Racing, 2020 schliesslich die Möglichkeit zum Aufstieg als Grand-Prix-Fahrer.