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McLaren erfreut die Fans: Papaya-Orange bleibt

Von Mathias Brunner
​McLaren erlaubt einen kurzen Blick hinter die Türen des Werks in Woking: Woran unter vielem mehr gedacht werden muss, um für die Wintertestfahrten und den Grossen Preis von Australien bereit zu sein.

Ich muss immer ein wenig schmunzeln, wenn viele Fans glauben: Mit Fallen der Zielflagge in Abu Dhabi reist der Formel-1-Tross in die Ferien, um den Koffer erst wieder vor den ersten Wintertests hervorzuholen. Zweieinhalb Monate Ferien? Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Tatsächlich wird in den Formel-1-Werken derzeit die Nacht zum Tag gemacht, um für die Wintertestfahrten (ab 18. Februar in Barcelona) und den Grossen Preis von Australien (17. März) bereit zu sein. McLaren erlaubt einen Blick hinter die Kulissen und beleuchtet einige wenig bekannte Aspekte der monatelangen Vorbereitung auf eine neue Saison.

Der Countdown läuft. In knapp drei Wochen wird der neue McLaren MCL34 gezeigt, aber die Arbeit dafür begann vor mehr als einem Jahr. 2019 treten die Teams unter einem geänderten Aerodynamik-Reglement an, das hat einen erheblichen Einfluss auf das Aussehen und die Leistungsfähigkeit der Rennwagen.

Um das Überholen zu erleichtern, wird der Frontflügel vereinfacht, er ist um 2,5 Zentimeter tiefer angeordnet und wird breiter (neu 200 Zentimeter statt wie bis anhin 180). Die seitlichen Luftleit-Elemente sind weniger hoch (nicht mehr 47,5 cm, sondern nur noch 35), dafür reichen sie 10 cm weiter nach hinten. Der Heckflügel wird 10 cm breiter (neu 105 Zentimeter), mit einer Heckflügelöffnung von 8,5 cm (statt 6,5) wird sich das «drag reduction system» (DRS) markanter auswirken.

Die Änderungen ergaben für die Aerodynamiker unzählige Stunden mit Flussdynamikberechnungen und Tüftelei im Windkanal. Was das alles auf der Stoppuhr bewirkt, wird sich zeigen. Frühere Regeländerungen haben gezeigt: Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Autos trotz geänderter Aerodynamik gegen Schluss der Saison gleich schnell wie Ende 2018 sein werden.

Was das Aussehen des 2019er McLaren angeht, so war bislang nur die futuristische Schriftart der Startnummern von Carlos Sainz (55) und Lando Norris (4) verraten worden, in Metallic-Blau. Wie der Wagen aussehen soll, dieser Prozess begann im Juli 2018. Im vergangenen Jahr haben sich viele Fans darüber gefreut, dass McLaren zum traditionellen Papaya-Orange zurückgekehrt ist, das Firmengründer Bruce McLaren so gefiel. McLaren bestätigt – die ikonische Farbe kam bei den GP-Anhängern so gut an, dass sie für 2019 behalten wird. Einige der grössten Erfolge von McLaren in Indianapolis, in der Formel 1 sowie in der CanAm-Serie wurden in dieser Farbe errungen.

Die meisten Fans freuen sich auf Mitte Februar (erste Tests) und Mitte März (erstes Rennen). Weitgehend unbeachtet von den Formel-1-Freunden hat McLaren in der zweiten Januar-Woche die erste Seefracht Richtung Australien geschickt, etwa mit Material zur Auskleidung der Boxen. Insgesamt gingen 20 Tonnen auf die Reise. Dazu kommen vor dem Australien-GP im Albert Park von Melbourne 30 Tonnen Luftfracht.

In Monza 2018 waren die mächtigen Renntransporter von McLaren bislang letztmals im Einsatz. Sie wurden seither komplett überholt, ständig feilen die Fachkräfte an Fragen in der Art von: Wie können wir noch effizienter werden? Sind wir auf alle Eventualitäten vorbereitet?

Mal Hand aufs Herz: Was meinen Sie, wieviele Tonnen Material rollen von McLaren zu einem Rennen in Europa? Atmen Sie mal tief durch: Es sind 750 Tonnen, einschliesslich der 24 Lastwagen, in welchen nicht nur Rennwagen, sondern auch das schicke McLaren-Zentrum transportiert wird, das jeweils im Fahrerlager aufgebaut wird. Die Laster bringen es pro Saison auf 400.000 Kilometer, also ziemlich genau zehn Mal um die Welt.

Die Transport-Truppe von McLaren ist wie ein Team im Team. Diese Spezialisten kümmern sich um die ganze Spedition, ob es nun ein neuer Frontflügel ist, der in aller Eile zum nächsten Rennen geschickt wird, ob es ein Lkw ist, der auf die Reise geschickt wird, ob es ein wichtiges Dokument ist, das im Handumdrehen unterzeichnet werden soll, oder ob es sich um das McLaren-Personal handelt, das von Grand Prix zu Grand Prix fliegt.

Dabei packt jeder die 2019er McLaren-Kluft ins Gepäck. Die wurde ab April 2019 entworfen. Als Faustregel gilt für diese Fachleute: Sobald der Rennstall mit den aktuellen Klamotten ausgerüstet ist, beginnt die Arbeit an den nächstjährigen.

Dabei werden zahlreiche Anregungen der McLaren-Angestellten berücksichtigt, was beispielsweise den Tragekomfort angeht. Es hilft wenig, wenn die Team-Kleidung cool aussieht, aber unbequem ist. Die Kleidung wird im Januar hergestellt und mit den Logos der 2019er Sponsoren bedruckt. Janann Halliday ist für Nachschub all solcher Produkte zuständig: «Ich darf nicht zu viel verraten, aber wir versuchen eigentlich immer, uns von den anderen Rennställen abzuheben. Wir werden dieses Jahr einen mutigen Schritt machen – es wird ziemlich bunt.»

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