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Daniel Ricciardo frech: Mit Renault aufs Siegerpodest

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg

Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg

​Der Australier Daniel Ricciardo (29) spricht über seinen neuen Karrerie-Abschnitt mit Renault, über die wahren Gründe, Red Bull Racing zu verlassen, und über seinen neuen Stallgefährten Nico Hülkenberg.

Die Farben haben gewechselt, das breite Lächeln ist geblieben: Daniel Ricciardo ist noch immer der Strahlemann der Formel 1. Und er hat vor der Saison 2019 sehr viele Gründe, seine Zähne blitzen zu lassen. Nach fünf Jahren in Diensten von Red Bull Racing tritt er nun mit Renault an, ironischerweise also mit dem gleichen Motorhersteller, der ihn in den vergangenen Jahren begleitet hat. Wie schwierig ist es für den WM-Dritten von 2014 und 2016, die Erwartungen für die kommende Saison abzuwägen? «Ich versuche, für alles offen zu bleiben. Aber auch mit Red Bull Racing war es nicht immer leicht abzuschätzen, was auf uns zukommen würde. RBR ist ein Top-Team, und in jedem Jahr haben wir gedacht, dass wir ein Wörtchen um den Titel mitreden würden. Leider war das in meiner Phase im Rennstall nicht möglich.»

«Aber vielleicht macht es das bei Renault einfacher. Denn von uns erwartet im kommenden Jahr keiner den WM-Titel. Ich hoffe, dass ich mit Renault eines Tages eine Hand am WM-Pokal haben kann, aber so weit sind wir noch nicht. Für mich ist hier alles neu. Ich will jetzt in Spanien ins Auto hüpfen. Klar hoffst du immer, dass der Wagen konkurrenzfähig ist. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir auf dem Niveau von Red Bull Racing fahren können. Ich will mich bei den Wintertests in den Wagen setzen, den Technikern meine Eindrücke schildern und alle Energie dafür verwenden, das Fahrzeug zu verbessern. Wenn ich meine Erwartungen in Worte kleiden müsste, so würde ich sagen: Wir haben Arbeit vor uns, aber hoffentlich nicht zu viel! Wichtig ist, dass wir ständig Fortschritte machen, beim Motor und auch mit dem Chassis.»

Ein Vollblut-Racer wie Daniel fiebert den Wintertests entgegen (ab 18. Februar auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya). Daniel meint: «Generell ist es immer prickelnd, in einen neuen Wagen zu steigen. Aber für mich wird es doppelt aufregend, weil eben auch das Team für mich neu ist. Derzeit gibt es jede Menge zu lernen – die Funktionen am Lenkrad, die Anordnung aller Elemente im Cockpit. Ich werde mit anderen Technikern arbeiten. Aber dieses Gefühl des Entdeckens ist genau einer der Gründe, warum ich für ein anderes Team fahren wollte.»

Wie gut hat Daniel eigentlich Nico Hülkenberg gekannt, bevor der Australier zu Renault gekommen ist? «Recht gut», meint Ricciardo. «Wir sind ein paar Mal zusammen gereist, wir haben uns in Monaco die Tennisbälle um die Ohren gehauen. Aber nun lerne ich ihn gewissermassen am Arbeitsplatz kennen.»

«Es ist eine Weile her, dass ich mit einem erfahrenen Piloten gearbeitet habe, der letzte Mann war Sebastian Vettel 2014. Wo Renault heute steht, sind Nico und ich das perfekte Paar, um den Rennstall weiter nach vorne zu bringen. Unsere Erfahrung wird für das Team Gold wert sein. Für Renault ist das Know-how der Fahrer jetzt ganz wichtig. Und sie erhalten viele Eindrücke, die ich bei Red Bull Racing gewonnen hatte.»

«Was die Chemie mit Nico angeht, so mache ich mir keine Sorgen. Wir werden es uns nicht leicht machen, denn beide wollen natürlich der schnellere Mann sein. Aber wir sind beide schon ein paar Jährchen im Geschäft. Wir verstehen die Formel 1. Ich erwarte einen knallharten Kampf, aber ich weiss, dass wir mit Respekt und Verantwortungsgefühl an die Arbeit gehen werden.»

«Ich habe immer sehr viel von Nico gehalten, ich meine, schau dir an, welche Meisterschaften er alle gewonnen hat. An seinen Fähigkeiten gibt es nicht den geringsten Zweifel. Das ist ein weiterer Grund, wieso ich sage, dass wir beide für Renault die ideale Fahrerpaarung sind.»

Wie hat Daniel eigentlich den Winter verbracht? «Zuhause in Australien. Es ist immer besser, im australischen Sommer zu trainieren als im europäischen Winter! Mitte Dezember bis Ende des Jahres hatte ich frei, und das habe ich gebraucht. Mitte Januar bin ich dann nach Europa zurückgekommen.»

Renault will den Top-Teams 2019 näherrücken. Sind die geänderten Aero-Regeln dazu ein Steigbügel? «Schwer zu sagen», meint der siebenfache GP-Sieger. «Ich würde gerne ja sagen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Formel 1 wegen der geänderten Aerodynamik alles auf den Kopf gestellt wird. Ich hoffe einfach, dass wir das Ziel erreichen – dass die neue Aerodynamik das Verfolgen eines Gegners einfacher macht und dass die Fans besseren Sport geboten bekommen. Aber auch ich bin mir nicht sicher. Ich hoffe, ich bekomme bei den Wintertests in Barcelona die Gelegenheit, einem Rivalen folgen zu können. Dann bin ich schlauer.»

Aber ist das neue Aero-Paket für ein Nicht-Top-Team nicht eine Chance? «Ich würde nur aus Wunschdenken ja sagen. Die Wahrheit ist: Ich weiss es nicht. Was ich hingegen weiss: Ein Top-Team baut immer ein Erstklass-Fahrzeug, egal unter welchem Reglement.»

«Bei Renault gibt es bestimmt mehr Raum für Verbesserungen, um den Top-Teams etwas auf den Keks zu gehen. Aber das muss nicht gezwungenermassen mit den neuen Regeln zu tun haben.»

Was bringt Daniel Ricciardo zu Renault? «Mein Wissen und meine Energie. Ich will bewirken, dass alle die Ärmel noch ein wenig höher krempeln. Ich will gewissermassen der Turbo für positive Energie sein. Einerseits durch die Arbeit, die ich zu leisten gewillt bin, andererseits durch meinen Charakter.»

«Ich finde es spannend, für einen Hersteller zu arbeiten, der eine so lange Tradition im Rennsport hat. Es ist schön, einen Teil dieser Geschichte mitzuschreiben. Ich spüre im Werk, dass sich die Leute auf mich gefreut haben, und ich bin davon überzeugt, dass Nico und ich das Team vorwärtsbringen können. Seit 2016 hat Renault jedes Jahr schöne Fortschritte gemacht, so muss es weitergehen. Ich will Renault aufs Siegerpodest zurückbringen.»

Hand aufs Herz: Wieso hat Daniel Red Bull Racing wirklich verlassen? Ricciardo macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. «Es ging auch um den Faktor Frustration. Ich hatte Angst davor, dass mein Frust zunimmt. Ich kam zu Red Bull Racing, da hatte das Team vier WM-Titel in Folge gewonnen. Ich fuhr fünf Jahre lang für RBR, ohne dass wir in die Nähe des Titels kamen. Ich dachte: Wenn sich nun die Hoffnungen mit Honda nicht erfüllen, dann geht die Frustration weiter. Ich befürchtete, dass mein Mumm sinkt, wenn es wieder und wieder nicht klappt. Ich war einfach bereit für etwas Neues. Renault war die ideale Gelegenheit, um mit frischer Motivation ans Werk zu gehen.»

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