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Williams 2019 in neuen Farben: Optimismus berechtigt?

Von Mathias Brunner
​Der Traditions-Rennstall Williams zeigt, wie die Lackierung des 2019er Autos aussieht. Die Engländer wollen mit Robert Kubica und George Russell den peinlichen letzten WM-Rang 2018 vergessen lassen.

Die adretten Martini-Streifen waren gestern – das englische Williams-Team zeigt, wie das Auto in der kommenden Grand-Prix-Saison an den Start gehen wird. Das Modell FW42 bekommen wir erst zu Beginn der Wintertests (18. Februar) zu sehen. Gezeigt wurde am 11. Februar im Rennwagenwerk von Grove lediglich die Bemalung des kommenden Grand-Prix-Boliden von Robert Kubica und George Russell.

Williams tritt 2019 in den Farben von Titel-Sponsor Rokit an (Mobiltelefone). Das Team heisst neu «Rokit Williams Racing». Die US-amerikanische Firma Rokit ist bislang im Sport als Sponsor der Basketball-Mannschaft Houston Rockets und des NFL-Teams Los Angeles Chargers aufgefallen.

Rokit hat es sich zum Ziel gesetzt, erschwingliche Smartphones anzubieten und Mobilfunknetze in Städten. So arbeitet Rokit derzeit daran, in den 27 grössten Städten von Indien kostenlose WiFi-Netze aufzubauen. Das soll innerhalb der nächsten drei Jahre in zehn weiteren Ländern passieren. Rokit will 3D-Technik ohne die lästigen Brillen auf den Markt bringen und dies auf einer eigenen App offerieren.

Hinter Rockit stehen die Gründer John Paul DeJoria (bekannt von der Tequila-Marke Patron) und Jonathan Kendrick, welcher der Firma auch den Namen gegeben hat, ROK steht für «Return of Kendrick».

Jonathan Kendrick begann seine berufliche Karriere mit der Sicherung der europäischen Rechte an der damals unbekannten Reifenmarke Yokohama, die er nach der erfolgreichen Markteinführung an Yokohama zurückverkaufte. Frühzeitig erkannte er das enorme Potential der Mobilfunkindustrie und gründete ein Vorgängerunternehmen von ROK, um eine Technologie zur Vereinfachung des Prozesses von Pre-Paid-Gutscheinen für Mobiltelefone herzustellen.

Im Jahr 2002 verkaufte Jonathan die elektronische Gutschein-Technologie von ROK an ein führendes Unternehmen der Mobilfunkindustrie und behielt die ROK-Marke – die er dann zusammen mit Mitbegründer John Paul DeJoria erneut auf den Markt brachte. ROK hat den Weg für zahlreiche neue Technologien in dem sich rasch entwickelnden Bereich Mobiltelefone bereitet, für den er weltweit Lizenzen an Mobilfunkbetreiber und Hersteller von Mobiltelefonen erteilt, einschliesslich hochwertiger Mobile-TV-Technologie, die live und on-Demand über Massenmarkt-2,5G sowie -3G und Wi-Fi gestreamt werden kann.

Für Kendrick ist es ein Weg zurück in die Formel 1: Er arbeitet als junger Goodyear-Ingenieur vor 40 Jahren – am Williams von Alan Jones!

Williams auf dem Weg zurück

Williams steht vor einer schwierigen Aufgabe: Der dritterfolgreichste GP-Rennstall (nach Ferrari und McLaren) hat 2018 einen peinlichen letzten WM-Platz erreicht. 2019 soll alles besser werden. Viele Fans fragen sich: Wie soll das gehen? Denn die Bilanz von Williams ist jämmerlich: Sie haben in der vergangenen Saison das schlechteste Auto gebaut. Trotz massiver Strafversetzungen eroberte Toro Rosso beinahe fünf Mal so viel Punkte wie Williams. Dabei sah zu Beginn der Turbo-Ära für Williams noch alles so gut aus – Felipe Massa und Valtteri Bottas kämpften regelmässig um Podestplatzierungen. 2014 und 2015 wurde Williams jeweils Dritter im Konstrukteurs-Pokal. Das scheint eine Ewigkeit her zu sein.

Alle waren sich einig: Es musste sich etwas ändern. Teambesitzer Frank Williams, seine Tochter Claire als Teamchefin und Williams-CEO Mike O’Driscoll bauen das Auto nicht selber. Dafür verantwortlich ist Paddy Lowe, jener Mann, der im März 2017 zu Williams zurückkehrte, mit drei WM-Titeln bei Mercedes als Leistungsausweis. Viele gingen davon aus, dass Williams erstarken würde, das 2018er Auto vom Typ FW41 war der erste Renner, der unter seiner Leitung entstand. Leider erwies sich der Wagen als ein aerodynamischer Rohrkrepierer. Ein fundamentales Problem konnte nie gelöst werden.

Im Frühling 2018 verliessen Chefdesigner Ed Wood und Aerodynamik-Leiter Dirk de Beer den Rennstall. Auch dies Zeichen dafür, dass Vieles bei Williams im Argen liegt. Paddy Lowe: «Ich kam zu Williams, um etwas zu bewirken. Aber Formel 1 ist Mannschaftssport. Um einen guten Job zu machen, müssen wir auf mehreren Posten hervorragend besetzt sein. Meine Mission besteht darin, das Ruder herumzuwerfen. Aber das kannst du nicht an einem Zeitplan festhaken.»

«2018 war für Williams ein extrem schwieriges Jahr», fährt der vor 56 Jahren in Nairobi geborene Lowe fort. «Auch wenn das seltsam klingen wird – unsere Probleme hatten ihr Gutes. Sie sind Anlass zu markanten Änderungen. Wenn du WM-Letzter wirst, dann rüttelt das die Leute wach. Es musste sich fundamental etwas ändern bei Williams, und diese Einsicht gab es zuvor nicht.»

Solche Veränderungen müssen gemäss Lowe von innen kommen. «Williams hat ein reiches Erbe mit gewaltigen Erfolgen, aber die wurden fast alle in den ersten zwanzig Jahren des Teams errungen. Frühere Erfolge können zur Last werden. Denn Erfahrung kann auch eine gewisse Unfähigkeit zur Veränderung bedeuten. Die Formel 1 ist aber Veränderung. Wenn wir uns im Williams-Museum umschauen, dann erkennen wir, wir rasend schnell sich die Autos entwickelt haben. Und das muss auch in den Büros passieren, wo diese Rennwagen entworfen werden. Wenn du nicht laufend modernisierst, rutschst du zurück.»

«Das Gute ist: Die Leute haben das erkannt und legen sich ins Zeug. Ich werde das nicht an Zahlen heften und behaupten – wir werden in der kommenden WM auf Rang sowieso liegen. Ich weiss jedoch: Wir werden besser sein. Wir haben die Wende bereits vollzogen.»

Aber wie konnte Williams vom drittbesten Team 2014 und 2015 drei Jahre später zum schwächsten Rennstall werden? Paddy Lowe blickt zurück: «Unser letzter Sieg geht auf 2012 zurück, mit Pastor Maldonado in Spanien, und jeder weiss – das war ein ungewöhnliches Wochenende. Der letzte Sieg davor passierte 2004, und das ist verflixt lange her. 2014 war ein gutes Jahr, aber wir sahen wegen des Mercedes-Motors besser aus als wir es in Wahrheit waren. Andere Rennställe taten sich zu Beginn der Turbo-Ära schwer. Mein Schluss also: Unsere Leistungsfähigkeit ist seit Jahren mangelhaft.»

Nur: Warum? Was ist schiefgelaufen? Paddy Lowe: «Es gibt hundert Gründe – im Rennwagen, bei der Art und Weise, wie wir ein solches Auto entwerfen und entwickeln. Genau das ist der Punkt. Es gibt kein Allheilmittel. Es gibt Hunderte von Gründen, und wir arbeiten an allen. Es geht nicht nur um Investment, es geht um Arbeitsabläufe, um das Design, um die Unternehmenskultur. Es ändert sich sehr viel bei Williams, aber solche Dinge brauchen Zeit.»

«Als Erstes brauchst du Änderungen in der technischen Abteilung, nur so kannst du ein besseres Auto bauen. Dann brauchst du Änderungen in der Organisation, aber diese wirken sich nicht sofort aus. Dazu kommt: Die anderen neun Rennställe wissen, was sie machen. Jedes dieser Teams ist sehr solide aufgestellt, mit den hellsten Köpfen von den besten Universitäten. Sie werden gut geleitet. Das war nicht immer so.»

Wie sieht es personell aus? Wir haben nichts gehört über Nachfolger für Wood oder de Beer. Paddy Lowe holt ein wenig aus: «Williams ist zu statisch. Wir haben hervorragende Leute mit reicher Erfahrung. Wir sind das drittälteste Team der Formel 1, und einige Angestellte sind seit vielen, vielen Jahren bei uns. Das zeigt eine starke Loyalität, und das geht auf die Persönlichkeiten von Frank Williams und Patrick Head zurück. Aber das kann auch ein Nachteil sein. Manchmal brauchst du ein wenig frisches Blut. Wir müssen es schaffen, dass Fachkräfte mit reichlich Wissen einen neuen Ansatz finden. Auf dieser Reise befinden wir uns derzeit.»

«Wir sind am Umkrempeln. Ein perfektes Organigramm gibt es meiner Ansicht zufolge nicht. Zum Glück stimmt bei uns das Fundament. Wir haben Frank, wir haben erfahrene und loyale Leute, wir haben ein tolles Rennwagenwerk. Wir besitzen unser eigenes Land und die ganzen Gebäude, was nicht auf alle Rennställe zutrifft. Wir haben einen erstklassigen Windkanal. Die ganzen Zutaten sind da. Jetzt geht es darum, wie wir sie nutzen.»

Claire Williams: «Es war ein Schock»

Die stellvertretende Teamchefin Claire Williams gesteht: «Unsere Darbietung war ein Riesenschock. Ich dachte, dass wir viel stärker sein würden. Die Erwartungen waren hoch, und als wir dann den ersten Test hinter uns hatten – wir mussten nicht einmal bis zum ersten Rennen in Australien warten – da war uns klar, dass es nicht wie geplant laufen würde.»

«Ich konnte es nicht glauben, dass wir immer wieder am falschen Ende des Feldes auftauchten. Natürlich hatten wir unzählige Sitzungen mit dem technischen Team und Paddy, und selbstverständlich gab es auch eine ganze Reihe von Problemen, die wir besprechen mussten. Aber ich werde hier keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Schliesslich ist der Zusammenhalt unsers Teams etwas, das mich 2018 besonders mit Stolz erfüllt hat.»

«Unser Team hätte implodieren können. Wir hätten uns in internen Machtkämpfen verzetteln können. wir hätten die halbe Belegschaft rausschmeissen können. Aber das wollte ich nicht. Natürlich hatten wir unsere Diskussionen und wir kennen unsere Schwächen. Ich denke, die ganze Welt kann diese sehen.»

«Natürlich dachte ich daran, alles hinzuschmeissen. Jeder würde das an meiner Stelle. Aber es geht nicht darum, ob ich mir das noch länger antun will. Es geht darum, dass ich mir die Frage stellen muss – bin ich für diesen Job die Richtige? Ich bin jedenfalls nicht am Punkt, an dem ich in den Spiegel gucke und das Problem sehe.»

«Wenn mich Menschen im Fahrerlager oder in den sozialen Netzwerken kritisieren, dann können sie das tun vom Morgen bis zum Abend. Aber wenn mir jemand bei Williams ins Gesicht sagt, dass ich diesem Rennstall Schaden zufüge, dann gehe ich. Bis dann habe ich jede Menge zu tun, und ich gebe nicht auf. Wir liegen auf dem zehnten Platz, ich muss den Kopf dafür hinhalten, es liegt an uns, das zu korrigieren.»

Seit 2013 hat Claire diesen Posten inne, offiziell heisst ihr Job stellvertretende Teamchefin. Claire weiter: «Es ist demütigend. Wir treten jedes Wochenende an, im Geiste von Williams. Ich hatte vor einigen Monaten eine längere Diskussion mit Vater, und er hat mich mehr unterstützt als ich es erwartet hätte. Ich dachte, er würde etwas sagen wie: „Um Himmelswillen, was machst du eigentlich?“ Aber das hat er nicht. Er war überaus philosophisch und hat gemeint: „Claire, wir haben schon früher besch..... Zeiten, und wir haben das überwunden. Du musst weitermachen.“»

«Ich möchte Vater beeindrucken, denn er hat mir diesen Posten anvertraut. Ich will ihn nicht beschämen, ich will dieses Team nicht kaputtmachen. Das wäre grauenhaft.»

«Niemand will durchleben, was wir 2018 erdulden mussten. Unser Ziel muss sein, Fortschritte zu machen.»

Formel 1 2019

Team-Präsentationen, Roll-out, Filmtage
12. Februar: Renault (Enstone)
13. Februar: Force India (Toronto), Look
13. Februar: Mercedes-Benz (Silverstone)
13. Februar: Red Bull Racing
14. Februar: Sauber (Fiorano), Roll-out
14. Februar: McLaren (Woking)
15. Februar: Ferrari (Maranello, online)
15. Februar: Haas (Barcelona), Roll-out
17. Februar: Ferrari (Barcelona), Filmtag
18. Februar: Sauber (Barcelona)

Wintertestfahrten
18. bis 21. Februar: Wintertest 1, Barcelona
26. Februar bis 1. März: Wintertest 2, Barcelona

Saison 2019
17. März: Australien, Melbourne
31. März: Bahrain, Sakhir
14. April: China, Shanghai
28. April: Aserbaidschan, Baku
12. Mai: Spanien, Barcelona
26. Mai: Monaco, Monte Carlo
9. Juni: Kanada, Montreal
23. Juni: Frankreich, Le Castellet
30. Juni: Österreich, Spielberg
14. Juli: Grossbritannien, Silverstone
28. Juli: Deutschland, Hockenheim
4. August: Ungarn, Budapest
1. September: Belgien, Francorchamps
8. September: Italien, Monza
22. September: Singapur, Singapur
29. September: Russland, Sotschi
13. Oktober: Japan, Suzuka
27. Oktober: Mexiko, Mexiko-Stadt
3. November: USA, Austin
17. November: Brasilien, São Paulo
1. Dezember: Abu Dhabi, Yas Marina

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