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Ex-Ferrari-Chef: Mick Schumacher geht eigenen Weg

Von Mathias Brunner
​Der frühere Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali (53) spricht über angebliche Formel-1-Pläne bei Lamborghini, die Karriere von Mick Schumacher und die WM-Chancen von Sebastian Vettel 2019.

Mehr als zehn Jahre ist es her, seit Lewis Hamilton 2008 in Interlagos seinen ersten WM-Titel erobert hat. Der damalige McLaren-Pilot kreuzte die Ziellinie als Fünfter, nachdem er Timo Glock auf den letzten Metern überholt und sich damit die Titel-Krone gesichert hatte. Das Ferrari-Team und Felipe Massa, die bereits in Jubel ausgebrochen waren, mussten die bittere Pille schlucken, den Gesamtsieg um einen Punkt verpasst zu haben, trotz Felipes Heimsieg. Damit bleibt bis heute Kimi Räikkönen 2007 der letzte Fahrer-Weltmeister von Ferrari.

«Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen», erklärt der damalige Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. «Alle jubelten bereits ausgelassen, aber ich schaute aufs GPS und sah, dass Lewis immer näherkam. Ich kann nicht wiederholen, was ich dachte, als er in der letzten Kurve noch überholt hat.»

Stefano Domenicali, geboren in Imola, studierte Betriebswirtschaft an der Universität von Bologna, bevor er 1991 zu Ferrari kam. Er arbeitete zunächst in der Administration des Unternehmens. Von 1992 bis 1994 war er Direktor auf der Rennstrecke von Mugello. 1995 wechselte Domenicali in die Rennabteilung von Ferrari und war dort zunächst im Personalwesen tätig. Ausserdem kümmerte er sich um Sponsoren der Scuderia. 1996 stieg er ins Management auf. Nachdem er einige Zeit für die Logistik der Scuderia verantwortlich war, übernahm er 2002 die Rolle des Sportdirektors. Ab 12. November 2007 war er Teamchef – bis April 2014. Jemand musste den Kopf hinhalten, für die entgangenen Titel von Fernando Alonso, für das mittelmässige neue Auto.

Der heute 53jährige Domenicali begann eine neue Karriere bei Lamborghini, als CEO baut er die Marke mit dem Stier Schritt um Schritt aus. Immer wieder ist davon die Rede, dass er Lamborghini in die Formel 1 zurückführen könnte. Domenicali gegenüber der Gazzetta dello Sport: «Nachdem, was alles passiert ist (der Italiener spielt auf „Dieselgate“ an, die Redaktion) hat sich die Volkswagen-Gruppe dazu entschlossen, in die Formel E zu investieren, auch als Kommunikationsmittel in Sachen zukunftsweisender Technik. Klar würde ich es begrüssen, eines Tages wieder in der Königsklasse zu sein, aber dazu sind die Zeiten nicht reif.»

Reif ist hingegen Ferrari für den ersten Titel seit 2007. Domenicali meint: «Ich glaube, Ferrari steht vor einer schönen Saison, die aber sehr umkämpft sein wird. Aber mehr will ich nicht sagen, um nichts heraufzubeschwören.»

Zum Teamchef-Wechsel bei Ferrari (Arrivabene raus, Binotto rauf) meint Domenicali: «Es wäre falsch, einen Kommentar über eine Firma abzugeben, die einen festen Platz in meinem Herzen hat. Ich kann Mattia Binotto nur alles Gute wünschen. Er ist ein guter Freund und hat sich zu Recht in den letzten Jahren einen tollen Ruf erarbeitet.»

Über Ferrari-Junior Mick Schumacher sagt Stefano Domenicali: «Ich freue mich für ihn, er zeigt Herz und Seele, dies im Schatten eines grossen Mannes mit gewichtigem Namen. Er wird sich 2019 weiter entwickeln. Er hat Talent und wird das packen, aber nicht als Sohn eines Weltmeisters, sondern auf seine ganz eigene Art und Weise.»

Alle Ferrari-Teamchefs

2019: Mattia Binotto
2014–2018: Maurizio Arrivabene
2014: Marco Mattiacci
2007–2014: Stefano Domenicali
1993–2007: Jean Todt
1992/1993: Sante Ghedini
1991: Claudio Lombardi
1989–1991: Cesare Fiorio
1978–1988: Marco Piccinini
1977: Robert Nosetto
1976: Daniele Audetto
1976: Guido Rosani
1974/1975: Luca Montezemolo
1973: Sandro Colombo
1971/1972: Peter Schetty
1968–1970: Franco Gozzi
1967: Franco Lini
1962–1966: Eugenio Dragoni
1958–1961: Romolo Tavoni
1957: Mino Amorotti
1956: Eraldo Sculati
1952–1955: Nello Ugolini
1947–1951: Federico Giberti
1935–1940: Nello Ugolini
1934: Federico Giberti
1932/1933: Mario Lolli
1930/1931: Saracco Ferrari

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