Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ross Brawn: «Das interessiert den Fan doch nicht»

Von Adam Cooper
Ross Brawn (64), Sportchef der Formel 1

Ross Brawn (64), Sportchef der Formel 1

​Der Autoverband FIA hat die Weiche zu mehr vereinheitlichten Teilen im GP-Sport gestellt. F1-Sportchef Ross Brawn: «Ob in einem Auto unterschiedliche Feuerlöscher stecken, interessiert den Fan doch nicht.»

Mitte Februar wurde bekannt: Der Autoverband FIA sucht einen Kraftübertragungs-Partner, um für die Formel-1-Autos vereinheitlichte Getriebe-Innereien herstellen zu lassen. Der Sport soll kostengünstiger werden. Die Denke bei der FIA: Teile, die nichts zur Leistungsfähigkeit eines Rennstalls beitragen, weil der technische Stand bei allen Teams ohnehin ungefähr der gleiche ist, die können getrost vereinheitlich werden. Solche Teile sind die Innereien der Getriebe. Kein Fan bekommt sie zu sehen, sie tragen nichts zum Spektakel Formel 1 bei, und die Technik ist bei den zehn GP-Teams schon heute ähnlich hochstehend. Also will die FIA ab 2021 vereinheitlichte Getriebe-Innereien einführen und hat einen entsprechenden Anmeldeprozess eingeleitet. Spezialfirmen können sich bis 15. März bewerben, um das Innenleben der Getriebe für die F1-Renner zu liefern, und zwar für die vier Saisons 2021 bis 2014. Was hingegen bleibt: das individuelle Getriebe-Gehäuse der Teams, an welchen die Radaufhängungen angebracht sind.

Bei der jüngsten Sitzung des FIA-Weltrats ist abgenickt worden: Es wird weitere Ausschreibungen für Alleinausrüster geben. Noch lässt sich die FIA aber nicht in die Karten sehen, um welche weiteren Bereiche es sich handelt.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn erklärt: «Wir müssen es schaffen, dass sich die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Rennwagen angleicht. Heute haben wir eine erste Kategorie mit den drei Top-Teams, und dann kommen die restlichen sieben Rennställe. Diese Zweiklassengesellschaft muss aufhören. Gleichzeitig müssen wir die Kosten in den Griff bekommen. Und mit dem neuen Reglement packen wir diese beiden Schwerpunkte an.»

«Wir wollen Teile vereinheitlichen, welche den Fans nichts sagen oder sie nicht faszinieren. Hochstehende Technik muss ein wesentlicher Bestandteil der Formel 1 bleiben, die Fans wünschen sich das. Aber seien wir mal ehrlich – ob nun der Feuerlöscher dieses Herstellers in einem Rennwagen steckt oder einer anderen Firma, das ist doch wirklich egal. Die Realität sieht so aus, dass gewisse Team die Löscher selber bauen, um wieder ein paar Gramm zu sparen. Aber keinen interessiert das. Ich kenne niemanden, der von Feuerlöschern fasziniert ist. Also soll in allen Autos der gleiche Löscher eingebaut werden und fertig.»

«Wir wollen Teile eliminieren, die dem Spektakel Formel 1 nichts beitragen, welche aber die Kluft zwischen grossen und weniger grossen Teams vergrössern. Wenn wir das schaffen, dann wird das dazu beitragen, dass die Rennwagen ungefähr gleich stark sind. Und dann erleben wir automatisch besseren Sport.»

Bis 15. März also müssen Kraftübertragungs-Spezialisten ihr Dossier eingereicht haben, zwischen 15. und 30. April will die FIA dann verkünden, wer den Zuschlag erhält. Die Umstellung für die Formel 1 ist nicht brachial, denn schon heute teilen sich Firmen wie Xtrac, Ricardo, Drexler oder Hewland Aufträge aus der Königsklasse.

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