Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Sebastian Vettel, Charles Leclerc: Was macht Ferrari?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Im Haifischbecken Formel 1 halten sich hartnäckig Gerüchte: Ferrari habe einen Trick entdeckt, um auf den Geraden überdurchschnittlich schnell zu sein. Auch Weltmeister Nico Rosberg wundert sich.

Wieso sind die Ferrari auf den Geraden so unfassbar schnell? Auch Nico Rosberg wundert sich, der Formel-1-Weltmeister von 2016. «Die Unterschiede sind extrem. Ferrari ist auf den Geraden unglaublich schnell, aber am Freitag haben sie hier in China den ganzen Vorsprung aus den schnellen Passagen in den Kurven wieder eingebüsst. Ferrari hat am Freitag verschiedene Heckflügel ausprobiert, um in den langsamen Bereichen der Bahn zuzulegen.»

Valtteri Bottas, schnellster Mann im zweiten und dritten freien Training: «Ein Auto zu haben, das auf der Geraden so schnell ist, kann in China den ganzen Unterschied ausmachen. Uns war klar, dass Ferrari hier sehr gut sein würde.» Lewis Hamilton argwöhnt sogar: Wenn Ferrari etwas Aussergewöhnliches beim Motor gefunden habe, dann sei es fast unmöglich, einen solchen Vorsprung im Verlaufe der Saison wettzumachen.

Nico Rosberg macht sich vor dem Abschlusstraining keine Sorgen um seine frühere Mannschaft: «Ich glaube nicht, dass Mercedes hier die Motoren schon auf Party-Stimmung gestellt hat. Valtteri macht mir derzeit den stärksten Eindruck. Er muss jene Wochenenden nutzen, wenn Lewis Hamilton nicht auf üblichem Niveau fährt. Und das scheint hier der Fall zu sein. Jedenfalls haben wir von Lewis gewiss noch nicht das Beste gesehen.»

Zurück zu Ferrari: Mercedes-Techniker errechneten, dass sie in Bahrain alleine auf den Geraden eine halbe Sekunde auf Ferrari einbüssten. Immer wieder ist davon die Rede, dass die Ferrari seltsam süsslich riechen. Die Eindrücke weichen voneinander ab, so wie die Menschen in gutem Wein unterschiedliche Noten entdecken. Einige riechen Grapefruit, andere Erdbeere.

Das führt zum Verdacht: Ferrari-Spritpartner Shell sei der Grund für den Power-Vorteil. Aber wer dem Kraftstofflieferanten und Ferrari Illegales unterstellt, der sollte wissen – die Zeiten sind vorbei, als die Rennställe wie in den 80er Jahren exotische Raketentreibstoffe verwendeten, welche aus den Motoren Minutenbrenner machten.

Täuschen und Tarnen gehören zur Formel 1, aber Tricksen ist nicht ganz so einfach, ganz besonders nicht beim Benzin: Vor jeder Saison müssen die Kraftstoffhersteller ihre Spritversionen beim Autoverband FIA homologieren lassen. Sie hinterlassen sozusagen einen flüssigen Fingerabdruck. Bei späteren Stichproben entnehmen die FIA-Techniker Kraftstoffproben und vergleichen sie dann mit den homologierten Versionen. Bei Abweichungen kennen die Regelhüter kein Pardon.

Haas-Teamchef Günther Steiner, der Ferrari-Motoren einsetzt, macht sich über die Gerüchte lustig und schmunzelt: «Vor der Saison hatten wir eine Sitzung mit Ferrari, und sie haben uns gefragt, welche Geruchsrichtung wir bevorzugen. Wir wollten Himbeere. Nein, ernsthaft – ich hatte bis jetzt noch nie davon gehört, dass Rennbenzin nach Beeren riechen soll. Und ich schätze, wenn das so wäre, dann hätte ich das gewiss bemerkt.»

Fährt Haas den gleichen Kraftstoff wie Ferrari? Günther Steiner: «Ja, genau den gleichen.»

Aber was ist dann mit dem wunderbaren Speed von Ferrari? Günther Steiner: «Es stimmt, es gibt einen Unterschied, wir sehen das anhand der GPS-Daten. Ferrari ist sehr schnell, und viele sagen, es liege am Motor. Aber ich glaube, die Antwort ist komplexer als das. Es hat auch mit der grundsätzlichen Windschlüpfigkeit eines Autos zu tun.»

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto spricht von der Effizienz des kompletten Fahrzeugs. Der in Lausanne geborene Italiener findet: «Wir waren in Melbourne auf den Geraden nicht besonders stark, in Bahrain aber schon. Ich erkenne keinen Trend.»

GP-Sieger Johnny Herbert: «Ferrari hat irgendetwas gefunden, um im zweiten Teil einer Geraden Speed zuzulegen. Nur weiss keiner, ob das mit dem Motor zu tun hat oder mit der Aerodynamik. Was mir aber aufgefallen ist – im Rennen scheint der Speed-Vorteil weniger gross zu sein als im Training.»

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