Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

1. Training China: Vettel 1., Rätsel um Ferrari-Trick

Von Mathias Brunner
​Im ersten freien Training zum Grossen Preis von China fährt Sebastian Vettel Bestzeit. Die Gegner von Ferrari fragen sich: Wieso riechen die roten Renner so merkwürdig?

Die Formel-1-Fans in Europa mussten ziemlich früh aufstehen, um die Action auf dem Shanghai International Circuit zu verfolgen: Das erste Training begann um vier Uhr früh europäischer Zeit. Die Ausgangslage vor dem Wochenende im Reich der Mitte: Ferrari und Sebastian Vettel mit dem Rücken zur Wand. Sky-GP-Experte Martin Brundle: «Vettel hat einen Riesenkampf vor sich, nicht nur gegen Lewis Hamilton und Mercedes-Benz, auch gegen seinen eigenen Stallgefährten. Alle dachten, dass der junge Leclerc so ungefähr ab Mitte der Saison eine Gefahr für Vettel werden könnte, aber das ist er von Anfang an.»

Apropos Ferrari: In Bahrain war aufgefallen, wie bärenstark die roten Renner auf den Geraden sind. Die Gegengerade von Shanghai ist die längste aller aktuellen Formel-1-Strecken. Mit 1209 Metern ist sie vier Meter länger als jene von Abu Dhabi, annähernd so lange sind auch die Geraden in Baku und Mexiko-Stadt.

Martin Brundle weiss: «Alle fragen sich, was Ferrari vor dem Bahrain-GP getan hat, um zum Speed der Wintertests zurückzufinden. Der Vorteil von Ferrari auf den Geraden war in Arabien offensichtlich. Viele vermuten, Ferrari habe etwas Besonderes gefunden, was den Kraftstoff angeht. Jedenfalls riecht es ziemlich eigenartig, wenn die Wagen in der Box angelassen werden.» Der Geruch wird je nach Schnüffelndem mit Grapefruit oder Himbeere beschrieben.

Die Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Shell ist seit Jahren exemplarisch eng. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto enthüllte im Fahrerlager des Albert Park Circuit in Melbourne: Der PS-Zuwachs des 2018er Motors von Ferrari ging zu 21 Prozent auf Shell zurück!

Martin Brundle weiter: «Durchaus denkbar, dass Ferrari und Shell ein neuer Durchbruch beim Sprit gelungen ist. Das muss keinen Beigeschmack haben. Denn die Hersteller und Rennställe sind sehr eingeschränkt, was das Benzin angeht. Die entsprechenden Kraftstoffe müssen bei der FIA homologiert werden.»

Bei herrlichem Wetter gingen die Autos auf die Shanghai-Rennstrecke. Auffällig am Red Bull Racing-Honda von Pierre Gasly: Enorme Messgitter hinter dem linken Hinterrad. GP-Sieger Johnny Herbert: «Es ist offensichtlich geworden, dass mit diesem Wagen aerodynamisch etwas nicht stimmt. Das Team ist auf der Suche.»

Lance Stroll zeigte nach einer halben Stunde einen Dreher am Eingang zu Start/Ziel. Der Kanadier schimpfte am Funk: «Die Reifen sind eiskalt.» Die Strecke ist auch noch, was die Rennfahrer als «green» bezeichnen, wenn noch wenig haftfreudiger Gummi auf der Bahn liegt. Im ersten freien Training 2018 wurde eine Bestzeit von 1:33,9 min erreicht, die Pole-Position einen Tag später lag bei 1:31,0 min, wir sprechen also von einer Pistenentwicklung von drei Sekunden.

Stand nach dreissig Minuten: Zwei Mercedes-Benz vorne (Hamilton vor Bottas), der Brite rund drei Zehntelsekunden schneller als Vettel im Ferrari auf Rang 3, gefolgt von Verstappen, Leclerc, Gasly und Hülkenberg.

Zuschauer zu dieser Zeit: Antonio Giovinazzi. Der italienische Pilot von Alfa Romeo-Sauber musste seinen Kollegen zuschauen – Leistungsverlust an seinem Wagen. Die Mechaniker vermuteten ein Problem beim Einbau und zerlegten den Wagen. Nur zwei Runden, kein guter Beginn des Wochenendes.

Nach einer Stunde gingen die ersten Piloten mit weichen Reifen auf die Bahn. Ferrari-Zögling Charles Leclerc eroberte kurz die Führung (mit 1:34,167 min), dann schlug Hamilton zurück und steigerte sich auf 1:34,118 min, Sebastian Vettel folgte mit 1:33,911 min – neue Bestzeit. Allerdings: Unterschiedliche Topspeed bei den beiden Ferrari. Johnny Herbert: «Da werden unterschiedliche aerodynamische Konfigurationen ausprobiert.» Aber nicht nur das war unterschiedlich: Vettel fuhr seine beste Zeit auf mittelharten Pirelli (gelb markiert), Hamiltons Silberpfeil rollte auf rot markierten Walzen, also den weichen Pirelli.

Bemerkenswert: Charles Leclerc ist mit dem gleichen Motor unterwegs, der ihn in Bahrain im Stich gelassen hatte! Grund: Das Problem in Arabien war ein elektrisches – eine Drahtverbindung der Zündung eines Zylinders. Obschon damals jener Zylinder ausfiel, was zum Leistungsverlust und zum Verlust aller Siegchancen führte, ist das Triebwerk heil geblieben.

Stand nach den ersten 90 Trainingsminuten: Vettel (mittelhart) vor Hamilton (weich), Leclerc (mittelhart), Verstappen (weich), Bottas (weich), Ricciardo (weich), Gasly (mittelhart), Kvyat (mittelhart), Stroll (mittelhart) und Grosjean (weich).

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