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Mick Schumacher in Baku: Aus nach Dreher, Aitken-Sieg

Von Mathias Brunner
​Beim dritten Formel-2-Rennen der Saison kam Mick Schumacher in Baku nicht ins Ziel: Dreher nach acht Runden, aus. GP-Sieger Johnny Herbert: «Er wollte wohl zu viel.» Sieger wurde Jack Aitken.

Nach dem Haupt- und Spritrennen von Bahrain sowie der Qualifikation von Baku sah die Ausgangslage für Mick Schumacher so aus: Rang 8 in der Meisterschaft (nach einem achten und einem sechsten Platz in der Wüste von Sahir), Start zum Formel-2-Hauptrennen in Aserbaidschan von Startplatz 6. Der deutsche Formel-3-Europameister hatte sich im Training mit Bedacht an die Aufgabe Baku herangearbeitet und wusste vor dem Start: «Dieses Rennen ist bekannt dafür, dass so gut wie alles passieren kann, also mache ich mich genau darauf gefasst.»

Ex-GP-Pilot Karun Chandhok: «Mick hat bislang einen guten Job gemacht, aber er hat um sich herum Piloten, die mit dem Reifen-Management erheblich mehr Erfahrung haben. Und das ist auf diesem Strassenkurs Gold wert.»

Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert weiss: «Hier geht es um Vertrauen, das musst du im Training aufbauen. Und es geht darum, fehlerfrei zu fahren. Jeder Fehler rächt sich gnadenlos, wenn die Pistenbegrenzung so nahe steht, das ist hier in Baku so wie jeweils auch in Monaco. Zudem ist die Piste noch immer sehr schmutzig.»

Ärger schon vor der Formationsrunde für die Kolumbianerin Tatiana Calderón, ihr Auto sprang nicht an. Sie musste aus der Boxengasse zu gehen wie der Inder Mahaveer Raghunathan, der im Training das gleiche Foul begangen hatte wie Pierre Gasly – an der FIA-Waage vorbeigefahren.

Beim Start zu 29 Baku-Runden kam Nick de Vries besser weg als Nobuharu Matsushita, Mick Schumacher schoss innen an Gegnern vorbei, als würden die alle stillstehen, war zwei Sekunden lang Dritter, aber der Deutsche schoss mit blockierenden Rädern über den Bremspunkt hinaus und reihte sich als Siebter ein. Er konnte von Glück reden, dass er keinen Gegner berührte.

Schon in Runde 1 die erste Safety-Car-Phase: Giuliano Alesi musste seinen Wagen auf der Bahn stehen lassen. Der Sohn von GP-Fahrer Jean Alesi war ausgerechnet mit seinem Trident-Stallgefährten Ralph Boschung zusammengerasselt.

Beim Re-Start behielt De Vries die Nerven und die Führung. Mick Schumacher folgte GP3-Meister Anthoine Hubert als Siebter. Zum Schluss der zweiten Runde legte sich Mick den Gegner zurecht, aber die Angriffsposition aussen zur ersten Kurve hin war ungünstig. Johnny Herbert: «Mick fängt an, Druck zu machen. Das wird heiss.»
In Runde 5 fiel Pole-Inhaber Matsushita von Rang 2 zurück und bog zur Box ab – nach einem langen Stopp konnte der Honda-Juniorfahrer weitermachen. Zur gleichen Zeit ging Mick an seinem französischen Rivalen Hubert vorbei und machte sich auf die Jagd nach McLaren-Nachwuchsfahrer Sérgio Sette Camara. Johnny Herbert: «Mick fährt aggressiver als in Bahrain.»

Eine Runde später holte sich Mick frische Reifen ab. Das hatte auch De Vries getan, aber sein Boxenstopp war sehr langsam, weil es ein Problem mit dem Schlagschrauber links vorne gab. Nicholas Latifi kaufte sich den wütenden Niederländer.

Schock in Runde 9: Dreher von Mick Schumacher am Ausgang der 16. Kurve, der Wagen blieb auf der Geraden stehen – virtuelle Safety-Car-Phase. Johnny Herbert: «Ein Dreher fast in Zeitlupe, Mick scheint von durchdrehenden Rädern erwischt worden zu sein. Das ist sehr schade. Vielleicht war er nach dem guten Rennbeginn ein wenig zu gierig.»

Mick Schumacher wird nach dem Rennen zum Besten geben: «Mein Start war sehr gut, dann wurde es in Kurve 1 ein wenig eng. Anfangs war mein Tempo gut. Ich holte ein wenig früher Reifen als andere Piloten, das brachte uns einen Vorteil. Aber danach fühlte sich das Auto ganz anders an, auf einmal untersteuerte es stark – deswegen unterlief mir ein Fahrfehler, der mich teuer zu stehen kam. Ich kann das Wochenende morgen mit einer guten Leistung noch rausreissen, denn da Hauptrennen hat ja bewiesen, wie viel passieren kann.»

Renault-Nachwuchspilot Jack Aitken war durch den Boxenstoppfehler bei ART am Wagen von De Vries in Führung gespült worden, dahinter balgten sich Latifi und De Vries. Das war prima für Aitken, der dadurch ein wenig Luft erhielt. Der Engländer konnte sich vor den Raufbolden aus Kanada und den Niederlanden absetzen.

Als De Vries endlich den aufsässigen Latifi los war, macht er sich daran, den führenden Jack Aitken zu attackieren.

Weiter hinten streifte Renault-Nachwuchsfahrer Guanyu Zhou am Heck des Autos von Juan Manuel Correa den Frontflügel ab und knallte in die Mauer – wieder Safety-Car. Während dieser Phase blieb der Wagen der Kolumbianerin Calderón liegen, bevor sie zum Reifenwechsel hereinkommen sollte. «Was ist los, Darling?» fragte ihr Renningenieur. Aber Darling gab keine Antwort, weil der Funk tot war. Das Team vermutete ein Problem mit dem Benzindruck.

Freie Fahrt vor Runde 20, beim Stand Aitken, De Vries, Latifi, Sette Camara und Meisterschafts-Leader Ghiotto. Wegen der Gelbphasen war klar: Das Rennen würde nicht über die volle Distanz führen. Als das Rennen freigegeben werden sollte, waren noch knapp 13 Minuten zu fahren.

Dann aber Schock: Unter Safety-Car traf Louis Delétraz das Heck von Boccolacci, weiter vorne stubste Ghiotto Sette Camara an, und der Brasilianer war out wie Auslöser Delétraz.

Also weiterhin Gelb, noch waren acht Minuten zu fahren (ein Hauptrennen darf nicht länger dauern als eine Stunde), vorne nun Aitken vor De Vries, Latifi, King und Hubert.

Als Bernd Mayländer das Safety-Car an die Box steuerte, war klar: Das würde ein Sprint von zwei Runden geben bis zum Ziel,

Hubert rutschte mit kalten Bremsen geradeaus, Kind krallte sich Latifi. Aitken verschaffte sich ein wenig Luft gegen De Vries.

Der Engländer Aitken liess sich nicht aus der Ruhe bringen und fuhr einen feinen Sieg ein, sein zweiter Erfolg in der Formel 2 nach dem Sprintrennen von Spanien 2018. GP-Sieger Johnny Herbert: «Jack hat in einem hitzigen Rennen kühlen Kopf bewahrt, tolle Arbeit!»

Die Formel 2 anno 2019 macht Freude: Drei Rennen, drei verschiedene Sieger.

Neuer Meisterschafts-Leader ist Nicholas Latifi (47 Punkte) vor Luca Ghiotto (45), Jack Aitken (33) und Nyck De Vries (30). Mick Schumacher ist wegen seiner Nullrunde auf Zwischenrang 11 zurückgefallen.

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