Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Ist die F1 ein Kinderspiel? Das sagen die Teamchefs

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton klagt, es sei zu einfach geworden, einen Formel-1-Renner zu steuern. Das sagen die Teamchefs Franz Tost (Toro Rosso), Toto Wolff (Mercedes) und Günther Steiner (Haas) dazu.

Junge Senkrechtstarter wie Max Verstappen und Charles Leclerc haben bewiesen: Man muss weder über ein gewisses Alter noch über viel Erfahrung verfügen, um einen Formel-1-Renner schnell zu bewegen. Das stört nicht nur so manchen Fan, auch Champion und WM-Leader Lewis Hamilton klagte unlängst darüber.

Der Mercedes-Star erklärte: «Die Formel 1 sollte ein Sport für echte Männer sein. Heute kommen diese jungen Burschen in der WM an, und es fällt ihnen leicht, das Limit zu finden. So sollte es nicht sein. Es sollte irrsinnig schwierig sein, so schwierig, dass nur die Besten das schaffen. DAS wäre meine Formel 1.»

Doch ist es wirklich einfacher geworden, einen GP-Renner zu steuern? Toro Rosso-Teamchef Franz Tost ist überzeugt, dass die immer professionellere Vorbereitung auf die Königsklasse mit ein Grund ist, warum die jungen GP-Piloten heutzutage nicht mehr schweissgebadet und total erschöpft aus ihren Cockpits klettern, wenn sie einen Grand Prix absolviert haben.

Der Tiroler betont: «Meiner Meinung nach sind die GP-Piloten heutzutage fitter denn je. Man darf nicht vergessen, dass diese Fahrer bereits mit sechs oder sieben Jahren angefangen haben. Das heisst, wenn sie in die Formel 1 aufsteigen, dann haben sie bereits zehn oder fünfzehn Jahre im Kart und in den Nachwuchsklassen hinter sich. Und ich rede da nicht von den Red Bull Racing- und Toro Rosso-Piloten, denn unsere Fahrer verfolgen spezielle Trainingspläne. Sie haben ihre eigenen Coachs und bekommen auch einen eigenen Ernährungsplan. Das heisst, sie kommen derart gut vorbereitet in der Formel 1 an, dass das Fahren an sich keine so grosse Herausforderung darstellt.»

Deshalb sei ein Vergleich zu früher auch so schwierig, erklärt Tost: «Natürlich lässt sich das nicht mit der Zeit vor zwanzig oder dreissig Jahren vergleichen, als Nelson Piquet, Nigel Mansell oder wer auch immer nach den Rennen zusammengebrochen sind. Sie haben nie einen Fitnessraum von innen gesehen und einige der früheren GP-Piloten rauchten auch. Ich kann mich noch erinnern, dass es einige nicht ins Ziel schafften und hinterher von Getriebeproblemen erzählten. Dabei rauchten sie vor dem Rennen und waren nicht fit genug, um es zu beenden, deshalb legten sie irgendeinen falschen Gang ein, um stehen zu bleiben. Sie waren einfach nicht fit genug, so sieht’s aus.»

«Heutzutage haben wir wirklich gute Fahrer in der Formel 1 und das fahrerische Niveau ist sehr hoch, deshalb sieht man auch so wenig Crashs», erklärt der Österreicher. «Das ist einerseits natürlich sehr gut, was die Unterhaltung angeht, ist es jedoch etwas langweilig. Einige Freunde von mir klagen, dass man nicht mal mehr nach den Starts Unfälle erlebt, weil es alle Fahrer durch die erste Kurve schaffen. Das liegt daran, dass das fahrerische Niveau sehr, sehr hoch ist, und ich denke, es war noch nie so hoch wie heute. Ich glaube, das hat auch nichts mit der Formel 1 an sich zu tun, man sieht das auch in anderen Sportarten, dass das Niveau immer besser wird, etwa bei den Skifahrern, deshalb denke ich, dass wir glücklich sein sollten, diese Fahrer in Aktion zu sehen.»

Toto Wolff stimmt seinem Landsmann zu: «Wenn man sich die Rundenzeiten anschaut, sieht man, dass wir derzeit die schnellsten Autos haben. Wir haben die aerodynamischen Regeln angepasst, um die Renner einige Sekunden langsamer zu machen, und trotzdem sind wir schneller als im Vorjahr. Das zeigt, wie gigantisch das Abtriebsniveau ist. Und wie Franz sagt, ist das Ganze auch sehr viel professioneller geworden, deshalb sieht man gewisse Fehler auch nicht mehr.«

«Man kann den Sport natürlich künstlich erschweren, etwa die Servo rausnehmen, dann hat man Fahrer, die wie Bodybuilder aussehen und Mühe haben, ein Rennen zu beenden, weil es so anstrengend ist. Das kriegt man leicht hin. Es wäre aber ein technischer Rückschritt, vielleicht sollten wir das aber für die Zukunft in Erwägung ziehen», fügt der Mercedes-Motorsportdirektor an.

Und Haas-Teamchef Günther Steiner scherzt: «Oder wir könnten den Fahrern das Fitnesstraining verbieten, dann sind sie am Ende des Rennens auch müde. Das wäre sehr viel billiger. Und man könnte sie zwingen, die ganze Zeit Fast Food zu essen!»

«Nein, Scherz beiseite, ich denke, Franz hat das sehr gut erklärt: Das Fitness-Niveau ist so hoch und die Autos sind so ausgeklügelt, dass das Ganze immer besser wird, das ist eine natürliche Entwicklung. Es ist nicht so, dass es einfach wäre, diese Autos zu fahren, unsere Fahrer sind schlicht so gut vorbereitet, deshalb beklagen sie sich jetzt darüber», ist sich der Südtiroler sicher.

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