Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jolyon Palmer: «Charles Leclerc machte einen Fehler»

Von Vanessa Georgoulas
Jolyon Palmer

Jolyon Palmer

Der frühere GP-Pilot und heutige BBC-Experte Jolyon Palmer stimmt den Regelhütern von Spielberg zu und erklärt, warum es in seinen Augen richtig war, Rennsieger Max Verstappen keine Strafe aufzubrummen.

Das neunte Kräftemessen der Formel-1-Stars in diesem Jahr auf dem Red Bull Ring bereitete auch Jolyon Palmer viel Freude. Der frühere GP-Pilot, der sich das Rennen als BBC-Experte zu Gemüte führte, schwärmt in seiner Kolumne: «Der Österreich-GP hatte alles, was gut an der Formel 1 ist – und das hatte der Sport sieben Tage nach dem langweiligen Frankreich-GP auch genau nötig. Zwei der aufregendsten Fahrer im Feld lieferten sich einen spannenden Kampf um die Führung, nachdem Beide schon das ganze Wochenende zuvor mit starken Auftritten geglänzt hatten.»

«Der Sieg wurde ist zwei Runden vor dem Fallen der Zielflagge mit einem kontroversen Manöver zwischen zwei Fahrern entschieden, die zwar nicht zu den diesjährigen Titelkandidaten zählen, aber sicherlich nicht lange warten müssen, bis es soweit ist», prophezeit der Brite, der Verständnis für die Entscheidung der Rennkommissare aufbringt, den Sieger des Rennens für das entscheidende Manöver samt Kontakt zwischen den Beteiligten Autos nicht zu bestrafen.

«Es dauerte drei Stunden, bis die Regelhüter entschieden, keine Strafe gegen Verstappen auszusprechen, obwohl es beim entscheidenden Manöver zur Berührung zwischen den beiden Rennern kam und der Niederländer den Führenden Leclerc in der dritten Kurve von der Strecke zwang. Ich habe mir diese Szene in den letzten Tagen immer wieder angeschaut, und ich stimme den Stewards zu, ganz einfach, weil es für beide Seiten starke Argumente gibt und es keine konkreten Beweise für ein Fehlverhalten gibt», erklärt Palmer.

«Leclerc machte einen Fehler, indem er die Tür weit offen liess für Verstappen, der sich die Innenseite schnappte und seinen Gegner im Duell am Kurvenausgang verhungern liess. Die Regeln sagen, dass es verboten ist, einen Gegner absichtlich von der Strecke zu drängen. Die Frage lautet aber: War das mit Absicht? Wenn das so war, dann war es ganz einfach ein Regelverstoss. Wenn nicht, dann war es gutes, hartes Racing», so der frühere Renault-Pilot.

«Meine Vermutung ist, dass Verstappen wusste, was er tat, weil er aus dem vorangegangenen Umlauf seine Lehren gezogen hatte, als Leclerc in der vierten Kurve konterte und die Spitzenposition zurückgewann. In der nächsten Runde reagierte er darauf, damit sich das nicht wiederholte. Dazu passt auch, dass Verstappen viel später in die Kurve steuert und früh aufs Gas geht, was ihn zwangsläufig auf eine weitere Linie zwingt. Damit drängt er Leclerc von der Piste», analysiert Palmer, und fügt an: «Ich war selbst in Verstappens Lage und tat das Gleiche mit Felipe Nasr in der GP2 (heutige Formel 2, Anm.).»

«Allerdings hatte Leclerc diesmal keinen Platz mehr auf der Aussenseite, weil beide etwas flotter in die Kurve kamen als noch in der Runde davor. Die Strecke wäre ihm wohl sowieso ausgegangen auf der Aussenseite, weil Verstappen so spät in die Kurve lenkte. Hätte Leclerc also einfach nachgeben und auf die Innenseite wechseln müssen? So einfach ist es dann doch nicht. Die Stewards hatten eine schwierige Aufgabe, hier eine Entscheidung zu fällen, und es überrascht nicht, dass sie sich dafür viel Zeit genommen haben. Letztlich kann ich dem Urteil, Verstappen keine Strafe aufzubrummen, nicht widersprechen, denn das war eine sehr enge Kiste.»

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