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Australien-GP Melbourne: Vertrag bis 2025 verlängert

Von Mathias Brunner
Die Formel 1 bleibt in Melbourne

Die Formel 1 bleibt in Melbourne

​Die Formel 1 bleibt bis zum Jahr 2025 in Melbourne: Ein Abkommen zur Austragung des Grossen Preises von Australien ist vorzeitig verlängert worden. Melbourne bleibt dabei auch Saisonauftakt.

1985 tauchte erstmals ein Grosser Preis von Australien im WM-Programm der Formel 1 auf, das Rennen blieb zehn Jahre lang in Adelaide (South Australia). Dann holte Ron Walker, der frühere Bürgermeister von Melbourne, den Grand Prix in seine Stadt. Seither ist das Rennen im Albert-Park fester Bestandteil der Formel-1-WM, meist als Saisonbeginn im März. Ein Abkommen zur Austragung des Grossen Preises von Australien ist jetzt vorzeitig um zwei Jahre verlängert worden, bis 2025 bleibt die Königsklasse im Bundesstaat Victoria.

Seit 1996 war Melbourne nur zwei Mal nicht Saisonbeginn – als diese Ehre 2006 und 2010 Bahrain zukam. Der Australien-GP 2020 (15. März) wird die 25. Ausgabe des beliebten Stadtrennens sein.

Formel-1-CEO Chase Carey: «Wir haben den Vertrag vorzeitig verlängert, weil das Rennen für Fans und Fachkräfte zugleich immens populär ist. Das Rennwochenende ist für den Staat Victoria und für Australien ein rauschender Erfolg.»

Dahinter setzen wir kurz ein Fragezeichen. Keine Frage, dass die Werbewirksamkeit des Autorennens von schwer einschätzbarem Wert ist. Doch selbst wenn regelmässig mehr als 300.000 Fans zum Rennwochenende kommen, reichen die Einnahmen aus dem Kartenverkauf nicht, um die Kosten zu decken. Stadt und Staat müssen zuschiessen. Das erzeugt regelmässig schlagzeilenträchtige Kritik verschiedener Politiker.

Immer wieder hat es Pläne gegeben, Melbourne das Rennen abspenstig zu machen. Fast jährlich kursierten im Januar oder Februar Gerüchte, wonach der Melbourne-GP vor dem Aus stehe. Den im Januar 2018 verstorbenen Ron Walker hat das immer kalt gelassen. Der mit allen Wassern der Geschäftswelt gewaschene Unternehmer wusste ganz genau, wie man lautstark auf der Medientastatur klimpert.

Ein Wechsel des Rennens nach Sydney etwa kam nie über ein Denkmodell hinaus. Ab und an streute auch der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone Zweifel, welch ein Zufall – meist in Phasen neuer Vertragsverhandlungen.

Gerüchte um eine Rückkehr nach Adelaide scheiterten im Frühstadium. Stadtrat Alex Antic im März 2017: «Viele Menschen denken mit einer gewissen Nostalgie an das Formel-1-Rennen zurück, und wir haben nicht vergessen, wie die Stadt vibrierte, wenn der GP-Zirkus jeweils da war. Es geht momentan nur darum abzuklären, ob ein Versuch überhaupt möglich ist, das Rennen zurück zu erhalten.»

Leon Bignell, Tourismus-Minister von Südaustralien, wischte das vom Tisch: «Dieser Stadtrat nervt. Wenn sie die Formel 1 zurückhaben wollen, dann müssten sie schon einen Batzen Geld in die Hand nehmen.» Bignell bezeichnet die Stadträte sogar als Clowns.

Melbourne ist einer jener Austragungsorte, wo sich der Grand-Prix-Zirkus von Herzen willkommen fühlt. Eine Woche lang herrscht in Melbourne Ausnahmezustand, und die sportverrückten Melbornians sind voll bei der Sache. Den Fans wird im Albert-Park Donnerstag bis Sonntag vom Morgen bis am Abend Action geboten – so sollte es überall sein!

Das Rennen war zunächst umstritten, Umweltschützer nahmen den Sportanlass ins Visier und sparten nicht mit einfallsreichen Aktionen. Vor Jahren heckten die Aktivisten von «Rettet den Albert Park» (Save Albert Park = SAP) jedes Jahr etwas Neues aus: Renngegner blockierten den Weg zur Rennstrecke und brüllten die Ausländer aus voller Kehle an, als würden wir Pest und Cholera in die Stadt bringen.

Die fleissigen SAP-Mitarbeiter verteilten Flugblätter, ketteten sich ans Geländer der Boxengasse, schütteten tote Fische auf die Start/Ziel-Gerade (nein, wirklich!), der Phantasie waren offenbar keine Grenzen gesetzt. Ich habe immer gestaunt, wie gelassen die australischen Polizisten vorgingen.

Später behaupteten die SAP-Aktivisten: Die Grand-Prix-Organisatoren fälschten Zuschauerzahlen. Zudem begünstige der Anlass übermässigen Alkoholkonsum und zu schnelles Autofahren. Die Polizei blieb gleichmütig und verwies auf die Statistik: An einem durchschnittlichen GP-Wochenende gibt es auf dem Gelände bei 300.000 bis 350.000 Besuchern kein halbes Dutzend Festnahmen. Das ist jetzt kein besorgniserregender Prozentsatz.

Heute ist es um SAP ruhig geworden: Der Grand Prix gehört zum Leben der Melbournians wie das Tennis-Turnier «Australian Open» oder ein Ausflug an den Strand von St. Kilda. Und aus dem Albert-Park – vor der Formel 1 eine vergammelte Schande – ist ein echtes Schmuckstück geworden.

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