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FIA macht Ernst: Ferrari-Motorteile beschlagnahmt

Von Mathias Brunner
Ferrari steht unter Verdacht

Ferrari steht unter Verdacht

​Die Regelhüter des Automobil-Weltverbands FIA haben in Brasilien zugeschlagen: Die Benzinversorgung von drei Rennern ist beschlagnahmt, darunter von Ferrari und vom Ferrari-Kunden Haas.

Vor dem Grand-Prix-Wochenende in Austin (Texas) hatte die FIA eine Klarstellung in Sachen Messung der Sprit-Durchflussmenge herausgegeben – mit Ferrari als Zielscheibe, wie viele im Fahrerlager bis heute überzeugt sind. In der Folge fiel auf, dass der grosse Speed-Vorteil von Ferrari in Texas weitgehend verflog. Das war Öl ins Feuer jener, die davon überzeugt sind, dass die Italiener in einer Grauzone des Reglements arbeiten.

Die von der FIA nie bestätigte Unterstellung besteht darin, dass Ferrari möglicherweise bei der Benzinversorgung eine Lücke im Reglement gefunden hat, um in bestimmten Situationen durch mehr Spritfluss mehr Leistung und damit eine bessere Beschleunigung zu erzeugen. Die Gegner können sich den gewaltigen Speed der roten Renner auf den Geraden nur zum Teil erklären. Ein windschlüpfiges Auto ist eines, aber Motorleistung etwas Anderes. Die FIA hat immer betont, dass der Ferrari legal sei. Sie wollte aber ein mögliches Schlupfloch im Reglement stopfen. So wie sie das im Laufe einer Saison in vielen Bereichen zu Dutzenden tut.

Auf die technische Direktive 35/19 vor Austin folgte Ausgabe 38 vor Interlagos: In ihr ist präzisiert worden, dass keine wie immer geartete Flüssigkeit aus Bereichen wie Ladeluftkühler oder Energierückgewinnung in einen Brennraum gelangen darf. Die 38. Direktive der Saison 2019 ist damit ein enger Verwandter einer ähnlichen Klarstellung aus dem Jahre 2018 – damals machten die Regelhüter klar, dass es nicht erlaubt ist, Öl in Brennräume einzuspeisen, das eigentlich für die Kühlung vorgesehen wäre.

Ergebnis des Brasilien-Wochenendes: Ferrari ist auf den Geraden schnell und in den Kurven soso-lala, der Unterschied war markanter als in Texas, aber nicht so gross wie zuvor. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto begründete das in Brasilien gleich wie in den USA: Man habe für mehr Speed in den Kurven einen Teil des Vorteils auf den Geraden hergeschenkt.

Binotto bleibt dabei: «Wir haben an unseren Motoren überhaupt nichts geändert aufgrund der besagten Direktiven.»

Aber eine solche Änderung kommt wohl jetzt, denn inzwischen sind wir bei Direktive 39/19 angelangt. Den Rennställen ist am 20. November mitgeteilt worden, dass die FIA in den Autos einen zweiten Durchfluss-Messer installieren will, um die maximale Menge von 100 Kilo Sprit pro Stunde nachhaltig zu kontrollieren. Wie die Kollegen von auto, motor und sport als Erste berichtet haben, ist in Interlagos die Benzinversorgung von drei Autos beschlagnahmt worden: von einem Ferrari, vom Ferrari-Kunden Hass sowie von einem dritten Team, das einen anderen Motorhersteller hat.

Die beschlagnahmten Leitungen werden jetzt von den FIA-Technikern auseinander genommen. Bislang hat sich die FIA nie zu den Verdächtigungen gegen Ferrari geäussert. Das wird sich dieses Mal kaum ändern. Wir werden nur dann etwas von der Rennpolizei hören, wenn bei den beschlagnahmten Teilen etwas auftaucht, was als illegal eingestuft werden muss.

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