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Formel 1: 1000 WM-Läufe, Grand Prix für Grand Prix

Von Mathias Brunner
​Als sich die Formel 1 in China 2019 selber feierte, taten sich die Berichterstatter schwer: Wie sollen sich 1000 WM-Läufe aufarbeiten lassen? Buch-Autor Roger Smith hat das grandios erledigt.

Natürlich wäre das allen echten Formel-1-Fans lieber gewesen: Der 1000. Formel-1-WM-Lauf hätte auf eine Traditionsrennstrecke gehört, nach Silverstone (wo 1950 der erste Lauf ausgetragen wurde) oder nach Monza. Aber es war nun mal Shanghai. Die Formel 1 zeigte im weiträumigen Fahrerlager des Shanghai International Circuit allerlei Memorabilien: Lenkräder, Pokale, Modelle legendärer Rennwagen, Formel-1-Motoren. Der Funke sprang dennoch nicht so richtig herüber, denn das Herz der Formel 1 schlägt in Europa, nicht in Asien.

Serien-CEO Chase Carey kann das schönreden vom Morgen bis zum Abend, aber Shanghai war für das Jubiläum nicht der passende Rahmen: Ein paar Memorabilien im Fahrerlager, ein einsamer Lotus 49 mit Damon Hill auf der Bahn – und das sollte nun bitteschön die grosse Feierstunde der motorsportlichen Champions League sein? Nein, in Wahrheit war das eine verpasste Chance.

Die Lieb- und Hilflosigkeit der Formel-1-Führung zeigte sich auch beim Rennprogramm von China. Bis auf einen Artikel war das biedere Hausmannkost statt feierlich Königsklassiges. Vielleicht tun wir den Machern hinter dem Rennprogramm Unrecht. Ich meine, wie lassen sich 1000 Rennen gebührend zusammenfassen?

Das hat sich auch Roger Smith gefragt und sich an die Arbeit gemacht. Der Engländer hat seinen ersten Grand Prix 1957 in Aintree erlebt, damals noch in kurzen Hosen, und mit diesem Besuch war er dem Grand-Prix-Sport rettungslos verfallen. Bis heute hat er mehr als 100 Grands Prix in allen Erdteilen verfolgt. Neben seiner Karriere als Statistiker, unter anderem als Spezialist für TV-Quoten bei Branchenführer Nielsen, hat er seine Leidenschaft in verschiedene Bücher umgesetzt. Wer tagein, tagaus mit Zuschauerzahlen in Millionen jongliert, der lässt sich von der Zahl 1000 nicht so schnell einschüchtern.

Smith serviert uns genau das, was wir zur Jubelstunde der Formel 1 gebraucht haben: Ein Werk, das alle 1000 Rennen in sieben Dekaden in einem Werk zusammenfasst. Ihm gelingt dabei ein bemerkenswerter Spagat: Denn «The First 1000» ist nicht nur ein Statistik-, sondern vor allem ein Lesebuch. Smith hat es verstanden, den Pulverdampf der Königsklasse einzufangen.

Wir erfahren das Wichtigste über jeden WM-Lauf, mit einem knackigen Rennbericht, dazu alle relevanten Statistiken, unzählige Schnipsel von Fakten und Folkore, und selbst wenn ich mit inzwischen 510 Rennen Einiges über unseren Sport zu wissen glaube, so hat mich dieses Buch mit Facetten überrascht, die ich noch nicht gekannt hatte.

Insofern ist die Mammut-Arbeit von Roger Smith ein Werk, das für den gelegentlichen Formel-1-Zuschauer so wertvoll ist wie für den passionierten Grand-Prix-Fan.

Schöne Idee von Herausgeber Veloce: Über ihre Webpage lässt sich aus der auf 1000 Exemplare limitierten Ausgabe eines bestellen mit einer Wunschnummer (falls noch vorhanden). Suchen Sie ein passendes Weihnachtsgeschenk für einen Formel-1-Fan? Sie haben eben eines gefunden.

Fazit: Das Buch von Roger Smith bietet viele Stunden Lesegenuss, erweist sich als vortreffliches Nachschlagewerk und gehört daher in jede ernstzunehmende Formel-1-Bibliothek.

Das Wichtigste in Kürze
Roger Smith: The First 1000 – Formula 1 All the Races
Aus dem Verlag Verloce (England)
ISBN 978-1-787115-66-8
Format 23,3 x 16,9 cm
720 Seiten
300 Fotos
Text in englischer Sprache
Auflage auf 1000 Stück limitiert
Erhältlich im Fachhandel, Originalpreis 65 Pfund (76 Euro)
Mehr Informationen bei veloce.co.uk

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