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Chandhok: «Schuld liegt bei beiden Ferrari-Stars»

Von Vanessa Georgoulas
Karun Chandhok

Karun Chandhok

In Grossbritannien sind sich viele GP-Experten einig: Die Schuld am Brasilien-Crash der Ferrari-Stars ist eher bei Sebastian Vettel zu suchen. TV-Experte und GP-Veteran Karun Chandhok sieht das anders.

Die Kollision der beiden Ferrari-Stars Sebastian Vettel und Charles Leclerc im Brasilien-GP hatte nicht nur einen schmerzlichen Doppel-Ausfall für die Scuderia zur Folge. Die Szene lieferte auch viel Gesprächsstoff für die GP-Experten, die sich gleich nach dem Fallen der Zielflagge mit der Schuldfrage befassten. Die meisten britischen Kollegen kamen dabei schnell zum Schluss, dass der Deutsche die Kollision der beiden Maranello-Renner ausgelöst hatte, doch für Sky Sports F1-Experte Karun Chandhok liegt die Schuld nicht nur beim vierfachen Weltmeister.

In seiner Kolumne schreibt der frühere GP-Pilot: «Leclerc war auf einem frischeren Reifensatz unterwegs und er kam in der ersten Kurve an Vettel vorbei, doch dann stach er zu weit hinein und Seb kam besser aus der dritten Kurve heraus und zog daneben. Beide Fahrer müssen einen Teil der Schuld dafür übernehmen, denn Seb zog deutlich nach links in Charles’ Richtung, er versuchte ihn wegzudrängen, das erinnerte an den Türkei-GP von 2010, in dem er mit Mark Webber kollidierte. Charles hätte ihm andererseits auch mehr Platz lassen können, angesichts der Tatsache, dass es sich um seinen Teamkollegen handelte.»

«Aber das war ein Unfall, der sich lange angebahnt hatte. Der Druck hat sich seit dem Rennen in Melbourne, seit dem Ferrari einige Male auf die Teamorder zurückgegriffen hat, aufgebaut», ist sich der Inder sicher. «Überraschend war einzig der Schaden an beiden Autos, wenn ich ehrlich bin. Denn ich hatte nicht erwartet, dass die Reifen und Aufhängungen durch diese leichte Berührung einen derart grossen Schaden nehmen würden. Das zeigt, wie schnell alles schief gehen kann, wenn es im falschen Winkel zu einem Kontakt kommt.»

Chandhok geht auch auf den Unfall zwischen Lewis Hamilton und Alex Albon im Kampf um den dritten Platz zum Schluss des Rennens ein, der für den Formel-1-Rookie mit einem Dreher endete, der ihn weit zurückwarf. Auch der Champion musste einen Preis für das unliebsame Zusammenkommen bezahlen, denn nach dem Rennen kassierte er eine Zeitstrafe, die ihn auf den siebten Platz zurückwarf.

«Lewis nutzte die späte Safety-Car-Phase, um sich noch einmal frische Reifen zu holen und danach versuchte er verzweifelt, schnell an Albon vorbeizukommen, damit er noch an Max Verstappen herankommen und um den Sieg kämpfen konnte. Die Verzweiflung wurde klar, als er es in der zehnten Kurve innen versuchte, denn das ist keine Stelle, an der man üblicherweise überholt, vor allem nicht beim Duell um Spitzenkräfte. Selbst wenn du dort überrunden willst, braucht es ein gewisses Mass an Kooperation vom Vordermann, um das hinzubekommen. Albon hielt an seiner Linienwahl fest und als er bemerkte, dass es Lewis innen versuchte, war es schon zu spät und der Crash war unausweichlich. Ich fand es sehr sportlich von Lewis, dass er sich hinterher gleich bei Alex entschuldigt hat, denn er hat ihn damit um seinen ersten Formel-1-Podestplatz gebracht.»

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