Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Zandvoort-GP: Die neuen Steilkurven sind bereit

Von Mathias Brunner
​Wenn die Formel 1 im Mai nach Zandvoort zurückkehrt, erwarten sie einige aufregende Steilkurven, um 18 und 19 Grad überhöht. Pirelli hat bei den Barcelona-Tests dazu besondere Vorderreifen getestet.

Erstmals seit der GP-Saison 2007 und Indianapolis tritt die Formel 1 auf einer Rennstrecke mit überhöhten Kurven an. Um genau zu sein, werden die Fahrer auf der niederländischen Rennstrecke Zandvoort eine Überhöhung von bis zu 19 Grad antreffen. Zum Vergleich: Die Kurven in Indy sind lediglich um 9,2 Grad angestellt.

Niemand hat vergessen, was 2005 in Indy passiert ist: Als die Reifen von Michelin der Belastung durch die Kurven nicht gewachsen waren, Ralf Schumacher hatte deswegen einen üblen Unfall. Nach der Einführungsrunde zum USA-GP bogen alle Michelin-Autos an die Box ab, zum Start stellten sich nur sechs Bridgestone-bereifte Renner auf – eine der grössten Blamagen der Formel 1.

Pirelli will das besser machen. Die Mailänder arbeiten intensiv mit den Pistenbauern in den Niederlanden zusammen. Um Zentrum steht die überhöhte Kurve vor Start und Ziel. Dafür wurde ein neuer Vorderreifen entwickelt, der in jener Kurve am meisten belastet wird.

Prototypen dieses Reifens hat Pirelli ab 26. Februar den Rennställen zur Verfügung gestellt. Probleme hat es damit keine gegeben. Mario Isola: «Die Entscheidung basiert auf Gesprächen mit der FIA und den Pistenbauern. Das Wort Panikmassnahme will ich dabei nicht hören, denn es gibt hier keine Panik. Der neue Reifen ist das Ergebnis einer seriösen Vorbereitung. Vielleicht brauchen wir diesen Walzentyp am Ende gar nicht. Wir wollen jedoch mit einer besonderen Konstruktion gerüstet sein, sollte die Notwendigkeit dafür bestehen.»

Inzwischen haben die Strecke Zandvoort und Schutzzaun-Partner Geobrugg Bilder von den fertiggestellten Steilwandkurven veröffentlicht. Kurve 3 (Hugenholtz) ist sogar um 19 Grad überhöht!

«Wir wollten etwas ganz Besonderes bauen», sagt der Italiener Jarno Zaffelli, Rennstreckenbauer aus Italien. «Das trifft nicht nur auf die überhöhte Kurve 3 zu oder die Zielkurve.» Kurven hängen nach aussen, wechseln zur klassischen Überhöhung, die Fahrer werden alle Hände voll zu tun haben.

Entlang den Steilwandpassagen fallen die starken Schutzzäune auf, die an US-amerikanische Rennstrecken erinenrn. Hergestellt und installiert wurden sie von der Schweizer Firma Geobrugg. Sind sie derzeit die einzigen fest installierten Schutzzäune der Welt, welche den neuen FIA-Standard erfüllen. Dank ihrer Flexibilität können die Geobrugg-Barrieren auch in der stark überhöhten letzten Kurve eingesetzt werden. Die Überhöhung von 18 Grad in der Zielkurve bedeutet, dass der höchste Punkt der Rennbahn 4,5 Meter höher sein wird als der tiefste. Zudem hat die Hugenholtz-Kurve die Form einer Parabel und ermöglicht es, zu zweit nebeneinander zu fahren.

In Zusammenarbeit mit Zaffellis Firma Dromo Circuit Design installierte Geobrugg nach dem Auftragen des neuen Streckenasphalts rund 3400 Meter festinstallierte Schutzzäune, 900 Meter mobile Schutzzäune und rund 600 Meter Betonbarrieren über die gesamte Strecke.

Die ersten Entwürfe für die Schutzzaunanlage wurden im Oktober 2019 erstellt, so dass Geobrugg nur vier Wochen Zeit hatte für Layout, Fertigung und Materiallieferung. Jochen Braunwarth, Motorsport-Chef bei Geobrugg: «Da mehrere Unternehmen gleichzeitig mit höchster Geschwindigkeit arbeiteten, um die Modernisierung der Strecke abzuschliessen, freuen wir uns, dass unsere Schutzzäune Zandvoort die Flexibilität bieten, die es braucht, um alles für den Betrieb der Strecke vorzubereiten."
Zandvoort gehört zur wachsenden Liste der Formel-1-Strecken an, die weltweit die homologierten Schutzzäune von Geobrugg verwenden, darunter der Circuit of the Americas (COTA) in Texas, Singapur, Red Bull Ring, Spa-Francorchamps, Paul Ricard, das Autódromo Hermanos Rodríguez und das Autodrom von Sotschi.


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