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Kurzarbeit bei Alfa Romeo-Sauber: Wer jetzt bezahlt

Von Mathias Brunner
​Nach und nach schicken die GP-Rennställe die Belegschaft in Urlaub, die Briten nennen das «furlough». Im Sauber-Werk von Alfa Romeo Racing wird Kurzarbeit eingeführt. Wer bezahlt jetzt die Löhne?

McLaren war der erste Formel-1-Rennstall, der einen Teil der Belegschaft beurlaubt hat, die Briten nennen das «furlough». Racing Point und Williams zogen nach, Andere werden folgen. Sieben der zehn GP-Teams sind in Grossbritannien zuhause – Mercedes, Red Bull Racing, McLaren, Renault, Racing Point, Haas und Williams.

Im Sauber-Werk von Alfa Romeo Racing in Hinwil (Zürcher Oberland) wird bis Ende April Kurzarbeit eingeführt. Mit der Kurzarbeitsentschädigung bietet die Schweizer Arbeitslosen-Versicherung den Arbeitgebern eine Alternative zu drohenden Entlassungen. Sauber behält die kurzfristige Verfügbarkeit über die Arbeitskräfte. Die Vorteile für die Arbeitnehmenden sind: Vermeidung von Arbeitslosigkeit, Bewahrung des umfassenden sozialen Schutzes innerhalb eines Arbeitsverhältnisses und Vermeidung von Beitragslücken in der beruflichen Vorsorge.

Unser Leser Karlheinz Zollhofer aus Wien möchte gerne wissen: «Mir ist nicht ganz klar, wie die britischen Rennställe das mit dem Urlaub finanziell regeln. Woher bekommt ein beurlaubter Angestellter sein Geld?»

Der Begriff «furlough» stammt vom niederländischen «verlof» (eigentlich: Erlaubnis), und bedeutet in Grossbritannien Beurlaubung oder Freistellung. Zunächst wurde das Wort für Soldaten verwendet, die sich beim Heimaturlaub von den Strapazen des Kriegseinsatzes erholen konnten. Heute wird das Wort eher in der Wirtschaft verwendet, als temporäre Absenz unter gewissen Bedürfnissen des Arbeitgebers, vor allem unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen.

Als Reaktion auf die Coronakrise hat die britische Regierung am 28. Februar den «Coronavirus Job Retention Scheme» (CJRS) ins Leben gerufen, einen Plan, um in Zeiten des Coronavirus den Arbeitsplatz zu sichern.

Grundsätzlich haben die genannten Rennställe den grössten Teil der Belegschaft nach Hause geschickt, die Fachkräfte bleiben aber angestellt. Die vorgezogene Sommerpause ist ohnehin bis in den kommenden Mai verlängert worden (von 21 auf 35 Tage).

CJRS ist am 1. März in Kraft getreten und gilt vorderhand für drei Monate (also bis Ende Mai), die Regierung hat bereits erklärt, dass diese Frist verlängert werden kann. Arbeitgeber können im Rahmen des CJRS 80 Prozent des Monatsgehalts beanspruchen, allerdings nicht mehr als 2500 britische Pfund (2850 Euro), zuzüglich Sozialversicherungs- und Pensionsabgaben.

In Grossbritannien hatte es grosse Aufregung gegeben, weil auch einige Fussballklubs diese Hilfsgelder beantragt haben, für ihre Spieler. Die Leute hatten dafür wenig Verständnis. Für Otto Normalverbraucher CJRS beantragen – gut und recht; aber für Millionen verdienende Fussballspieler? Das war nicht ganz im Sinne des Erfinders. Der Fussballklub Liverpool beispielsweise hat den Antrag nach zwei Tagen unter gewaltigem Druck der Öffenlichkeit zurückgezogen.

CJRS gilt in England nicht, wenn sich Angestellte in Kurzarbeit befinden. Es obliegt dem Arbeitgeber, auf die 80 Prozent der Regierung draufzulegen, was der Mitarbeiter normalerweise verdient.

Das entlastet die Rennställe beträchtlich, denn selbst bei einem weniger grossen Team wie Williams betragen die monatlichen Lohnkosten rund fünf Millionen Euro.

Die BBC schätzt, dass rund ein Fünftel sämtlicher Klein- und Mittelbetriebe ihre komplette Belegschaft beurlauben wird, insgesamt jedes zweite Unternehmen wird den Grossteil der Angestellten beurlauben. Britische Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass bis zu neun Millionen Erwerbstätige beurlaubt werden; dies basierend auf Zahlen der britischen Handelskammer.

CJRS wird den britischen Haushalt mit rund 45 Milliarden Euro belasten, alleine über die erwähnten drei Monate. Ein Sprecher des Finanzministeriums sagt: «Wir müssen es unbedingt schaffen, dass die Menschen ihren Job behalten und Lohnzahlungen gesichert sind. Wir sind der Überzeugung, dass auf diese Weise der längerfristige Schaden für die Wirtschaft verringert wird.»

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