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Project Pitlane: 20.000 Geräte gegen Covid-19

Von Rob La Salle
Arbeit am CPAP-Gerät

Arbeit am CPAP-Gerät

​Die sieben englischen GP-Teams stellen im Rahmen von «Project Pitlane» fürs britische Gesundheitswesen 20.000 Beatmungsgeräte her – beim Kampf gegen die Lungenkrankheit Covid-19.

Die Corona-Statistik aus Grossbritannien ist erschütternd: 5252 zusätzliche Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 in den letzten 24 Stunden, 778 Menschen haben den Kampf mit der Lungenkrankheit Covid-19 alleine am 13. April verloren. Die Briten beklagen inzwischen insgesamt 12.107 Todesopfer.

Unter dem Namen «Project Pitlane» hatten die sieben in England beheimateten Rennställe (Mercedes, Red Bull Racing, McLaren, Renault, Racing Point, Haas, Williams) beschlossen, einer Bitte der Regierung nachzukommen. Vor dem Hintergrund eines überforderten Gesundheitswesens hatte die britische Regierung die Industrie um Hilfe gebeten und beim Bau von medizinischem Material zu helfen, vor allem in Form von Beatmungsgeräten.

Team-Mitglieder von Formel-1-Weltmeister Mercedes haben zusammen mit Medizin-Ingenieuren des University College London (UCL) ein so genanntes CPAP-Beatmungsgerät entwickelt. Ein CPAP-Gerät (steht für «Continuous Positive Airway Pressure») hilft einem Covid-19-Patienten mit Lungeninfektion dabei, leichter zu atmen, wenn eine Sauerstoffstoffmaske allein nicht ausreichend ist.

CPAP-Geräte werden normalerweise vom staatlichen Gesundheitssystem NHS (National Health Service) eingesetzt, um Patienten mit Atemschwierigkeiten in Krankenhäusern und Zuhause zu behandeln. Diese Geräte blasen kontinuierlich eine Luft-Sauerstoffmischung in Mund und Nase, halten dabei die Atemwege frei und erhöhen die Sauerstoffmenge, die in die Lungen gerät. Invasive Beatmungsgeräte bringen den Sauerstoff hingegen direkt in die Lungen, setzen aber eine starke Sedierung des Patienten und einen Schlauch in der Luftröhre voraus.

Die Atemhilfe wird in Krankenhäusern in Italien intensiv genutzt, um Covid-19-Patienten mit ernsthaften Lungeninfektionen das Atmen zu erleichtern, wenn Sauerstoff allein nicht ausreichend ist.

Der Vorrat an CPAP-Geräten ist in den Krankenhäusern von Grossbritannien knapp, weshalb die Ingenieure der UCL und bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains (HPP) rund um die Uhr daran gearbeitet hatten, ein Gerät zu rekonstruieren, das rasch in grosser Stückzahl produziert werden kann.

Die Atemhilfe wurde innerhalb kürzester Zeit hergestellt – vom ersten Meeting bis zur Produktion des ersten Geräts vergingen weniger als 100 Stunden. Die zweite Version des Geräts, deren Sauerstoffverbrauch im Vergleich zur ersten Version um 70% reduziert werden konnte, wurde von der Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel in Grossbritannien MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) zugelassen.

Dieses Gerät befindet sich nun in Produktion. 10.000 Stück sind bestellt, vierzig Maschinen brummen, die üblicherweise Turbolader und Kolben produzieren. Pro Tag sollen bis zu 1000 Geräten hergestellt werden.

Alle sieben Teams arbeiten bei «Project Pitlane» mit einer Arbeitsgemeinschaft aus Medizintechnikern und WHS-Experten am so genannten «Rapidly Manufactured Ventilator System», einem von der Regierung in Auftrag gegebenen Beatmungsgerät besonderer Spezifikation. Auch von diesem Gerät wurden mehr als 10.000 Stück bestellt.

Ein drittes Projekt von Dr. Alastair Darwood hingegen wird im Moment nicht weiter verfolgt. Dr. Darwood hatte ein kosteneffizientes, tragbares Beatmungsgerät erfunden. Die NHS kam zum Schluss, dass dieses Gerät für die ganz spezifischen Anforderungen eines an Covid-19 Erkrankten zu wenig geeignet ist. An Prototypen dieses Geräts namens BlueSky hatten unter anderem auch Renault und Red Bull Racing in Rekordzeit gearbeitet. In nur drei Wochen hatten die Formel-1-Techniker das Gerät fertig. Die Arbeit an BlueSky war nicht umsonst: Es könnte später in einem anderen Rahmen der medizinischen Versorgung zum Einsatz kommen.

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