Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

McLaren-CEO Zak Brown: Kundenautos als Spende

Von Mathias Brunner
Christian Horner und Zak Brown in Sotschi 2019

Christian Horner und Zak Brown in Sotschi 2019

​Christian Horner (Red Bull Racing) regte an, dass kleinere Teams Vorjahresautos kaufen könnten. McLaren-CEO Zak Brown: «Wieso werden die Autos nicht spendiert? Sie werden ohnehin weggeworfen.»

In der Formel 1 ist immer wieder darüber diskutiert worden, Kundenfahrzeuge in den Grand-Prix-Sport zurückzubringen. Angesichts der Coronakrise hat Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner diesen Vorschlag so formuliert: «Warum sagen wir nicht – für ein oder zwei Jahre erlauben wir den kleineren Teams den Einsatz von Kundenautos. Sie könnten auf diese Weise die ganzen Kosten für Forschung und Entwicklung auf einen Schlag loswerden und sich darauf konzentrieren, ein reines Renn-Team zu sein. Sie würden einen Wagen Stand WM-Finale des Vorjahres übernehmen. Es gibt keine effizientere Abkürzung, um zu niedrigen Kosten ein schnelles Auto zu erhalten. Wenn ich Alfa Romeo Racing-Financier Finn Rausing wäre oder Rennstallbesitzer Gene Haas, dann würde ich einen Ferrari kaufen oder einen Mercedes oder ein Auto von Red Bull Racing.»

Das heutige Reglement verbietet das. Ein Wettbewerber muss den Wagen zum grössten Teil selber konstruieren, nur eine beschränkte Anzahl von Elementen darf aus fremder Produktion stammen. Die heutigen GP-Teams verfolgen komplett unterschiedliche Ansätze: Haas übernimmt sämtliche vom Reglement erlaubte Teile von Ferrari, McLaren baut die meisten Teile selber.

McLaren-CEO Zak Brown sagt zum Thema Kundenautos: «Ich bin kein Fan davon. Alle reden immer von der DNA der Formel 1, und das bedeutet, dass die Teams eigenständige Konstrukteure sind. Heute werden da die Grenzen ziemlich ausgereizt, was das Bauen des eigenen Fahrzeugs angeht. Das ist etwas, was wir uns anschauen müssen», so der Kalifornier im Podcast von Autosport. «Wenn es nur um Kosten geht und um eine kurzfristige Lösung, dann sehe ich das eher als Notbehelf. Denn dann würde sich die Frage stellen: Ab welchem Zeitpunkt muss dann ein Team den Wagen wieder selber herstellen?»

«Letztlich ist das eine Notlösung, die vielleicht für ein oder zwei Jahre Gültigkeit hätte, aber das grundsätzliche Problem wäre damit nicht vom Tisch, nämlich die zu hohen Kosten. Wenn wir diesen Weg beschreiten, dann würde ich sagen: Ein Auto wird nach einem Jahr ohnehin praktisch weggeworfen, dann kann ein solches Chassis ja auch gleich einem Kunden spendiert werden. Für den Hersteller wäre das mit null Kosten verbunden, weil ohnehin alles fertig entwickelt und gebaut ist, samt Ersatzteilen. Denn wenn der Kunde für das Auto bezahlen muss, dann hat er ja auch Kosten. Ginge es wirklich nur ums Sparen, wieso dann nicht eine Spende?»

Längerfristig erweist sich der Weg mit Kundenautos als gefährlich. Stellen wir uns vor: Mercedes-Benz, Red Bull Racing und Ferrari dürften Kundenautos verkaufen. Dann würden wir flugs in eine Sackgasse stolpern, in welcher sich in den 80er Jahren der US-amerikanische IndyCar-Sport wiedergefunden hat.

Einst gab es in der CART-Serie (Championship Auto Racing Teams) eine üppige Fülle von Chassisherstellern – Chaparral, Penske, Longhorn, Wildcat, Coyote, McLaren, Eagle, March, Lola. Innerhalb weniger Jahre gab es nur noch zwei Marken, March und Lola, später wurde die IndyCar-Serie gar ein besserer Markenpokal mit dem gleichen Monocoque für alle, das heute bei Dallara in Italien gebaut wird. Die kleineren Chassisbauer konnten nicht mehr mithalten und starben aus.

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