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Renault: Coronakrise verdirbt aggressiven Plan

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo und Renault-Teamchef Cyril Abiteboul

Daniel Ricciardo und Renault-Teamchef Cyril Abiteboul

​Renault wollte im ersten WM-Viertel 2020 zwei Evo-Pakete bringen, um sich im Mittelfeld durchzusetzen und die Top-Teams zu ärgern. Der Coronavirus hat diesen aggressiven Entwicklungsplan verdorben.

Seit 2014 ist Cyril Abiteboul Teamchef des Formel-1-Werksrennstalls von Renault. Der 42jährige Pariser soll die Gelben zurück an die Spitze führen. Auf diesem Weg sind die Franzosen 2019 ein wenig ins Stolpern geraten – nur WM-Rang 5, vom eigenen Motorenkunden McLaren geschlagen. Das Saisonziel, Podestränge einfahren und den drei besten F1-Teams näherrücken, wurde verpasst.

Die Wintertests 2020 verliefen vielversprechend. Daniel Ricciardo und Esteban Ocon waren von ihrem neuen Auto sehr angetan. Cyril Abiteboul auf der offiziellen Formel-1-Seite: «Wir konnten damals alle unsere Zwischenziele abhaken, aber was das letztlich wert ist, konnten wir nicht herausfinden – das hätte sich erst im Qualifying von Melbourne gezeigt. Wir bleiben neugierig zu sehen, wo wir wirklich stehen.»

«Wir wollten sehr aggressiv entwickeln, mit Evo-Paketen für Vietnam und dann für Zandvoort. Aber mit den ganzen Rennverschiebungen und Absagen mussten wir diesen Plan zerreissen. Wir arbeiten am neuen Vorgehen, allerdings wissen wir noch nicht, wie viele Rennen wir 2020 fahren können.»

«Das hängt alles total in der Luft. Aber uns ist klar, dass Menschen derzeit ganz andere Probleme haben, wir müssen einfach ein wenig geduldig sein.»

Renault war eines jener britischen Teams, welches den grössten Teil der Belegschaft in Urlaub schickte. Der so genannte «furlough» in Grossbritannien bedeutet, dass die Leute angestellt bleiben, aber zuhause sind. Als Reaktion auf die Coronakrise hat die britische Regierung am 28. Februar den «Coronavirus Job Retention Scheme» (CJRS) ins Leben gerufen, einen Plan, um in Zeiten des Coronavirus den Arbeitsplatz zu sichern. Arbeitgeber können im Rahmen des CJRS 80 Prozent des Monatsgehalts beanspruchen, allerdings nicht mehr als 2500 britische Pfund (2850 Euro), zuzüglich Sozialversicherungs- und Pensionsabgaben. Das entlastet die Rennställe beträchtlich, denn selbst bei einem weniger grossen Team wie Williams betragen die monatlichen Lohnkosten rund fünf Millionen Euro. Der 63tägige Lockdown in den Formel-1-Werken dauert noch bis Anfang Juni.

Cyril Abiteboul: «Wir werden dann das Werk schrittweise wieder hochfahren, die Leute also aus dem Furlough holen. Die Kosten werden steigen, unsere Einkünfte aber nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir wieder Rennen fahren können.»

«Wir prüfen derzeit, mit welcher Zahl von Fachkräften wir zu den Rennen fahren. Wir müssen uns dessen auch bewusst sein, dass wir nicht wie früher einen stetigen Fluss an neuen Teilen garantieren können, vom Rennwagenwerk zur Strecke. Die Produktion wird davon eingeschränkt sein, dass unsere Leute die Abstandsvorschriften einhalten müssen. Das alles erfordert sehr viel Planung.»

«Welche Konsequenzen die Coronakrise mittel- und langfristig auf Sponsoren, Rennveranstalter und TV-Sender haben wird, das wissen wir auch nicht. Es ist ein wenig so, als würdest du am Pokertisch sitzen, aber du weisst nicht, wieviele Chips zu hast. Wir müssen konservativ vorgehen, auch mittelfristig bei der Budgetobergrenze. Ich erkenne da seitens der FIA und der Formel 1 hohe Führungsqualität und bin sicher, dass wir nicht weit von einer Kompromisslösung entfernt sind.»

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