Valentino Rossi sucht das Glück

Martin Brundle: Sebastian Vettel hat Glauben verloren

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Martin Brundle 2019 in Brasilien

Sebastian Vettel und Martin Brundle 2019 in Brasilien

​Der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel tritt 2021 nicht mehr für Ferrari an. Vieles deutet darauf hin, dass der Heppenheimer die Königsklasse ganz verlässt. Das glaubt auch Ex-GP-Fahrer Martin Brundle.

Was seit Wochen gemunkelt worden war, verdichtete sich am 12. Mai zur Tatsache: Ferrari und Sebastian Vettel bestätigten, dass der vierfache Formel-1-Weltmeister über 2020 hinaus nicht mehr in einem roten Rennwagen sitzen wird – keine Einigung über einen neuen Vertrag. Die Liebe ist erkaltet, das gegenseitige Vertrauen ist weg, Sebastian Vettel sagt: «Dem Team und mir ist klar geworden, dass wir nicht mehr das gemeinsame Verlangen spüren, über 2020 hinaus zusammen zu bleiben.»

Dem 53fachen GP-Sieger Vettel gehen die Möglichkeiten und die Zeit aus: Im kommenden Juli wird er 33 Jahre alt, und es ist wenig wahrscheinlich, dass er nochmals gewillt ist, jahrelang zu ackern, um vielleicht ein Team wie Renault oder McLaren wieder auf die Siegerstrasse zu führen.

«Ich weiss eigentlich nicht so richtig, wo er für die kommende Saison Unterschlupf finden könnte», sagt Sky-GP-Experte Martin Brundle, Sportwagenweltmeister von 1988. «Wir wissen, dass Gespräche mit anderen Teams geführt worden sind, und er hat noch immer gewaltigen Speed, wie er Ende 2019 bewiesen hat. Aber ich muss mir schon die Fragen stellen, ob das nicht das Formel-1-Aus ist für Vettel und ob ein Mittelfeld-Team für ihn Anreiz genug wäre, im GP-Sport zu bleiben. Ich glaube vielmehr, die Chance ist gross, dass er die Formel 1 verlässt. Ob das dann für immer ist, muss sich zeigen.»

«Ich bin davon überzeugt, dass es zwischen Vettel und Ferrari nicht ums Geld ging. Vielmehr glaube ich, dass er den Glauben an Ferrari verloren hat. Wir dürfen auch nicht vergessen, was im vergangenen Jahr alles zwischen Leclerc und Vettel vorgefallen ist. Vettel und Ferrari haben sich entliebt, und die Offerten der Italiener für 2021 haben Seb wohl auch nicht gefallen. Leclerc ist offensichtlich die Zukunft. Und ich glaube nicht, dass Vettel zweite Geige hinter dem Monegassen spielen wollte.»

Der 158fache GP-Teilnehmer Brundle kennt natürlich die seit Jahren anhaltenden Spekulationen, wonach Lewis Hamilton insgeheim plane, seine Karriere bei Ferrari zu beenden. Aber für Martin ist die Trennung zwischen Ferrari und Vettel nicht gezwungenermassen eine Einladung für Hamilton. Der 60jährige Brite weiter: «Aus den Worten von Lewis ist klar hervorgegangen, dass seine Zukunft Mercedes heisst, und das geht über seine Rolle im Cockpit hinaus. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob Ferrari wirklich zwei Platzhirsche im gleichen Team haben will, also Hamilton und Charles Leclerc.»

«Ich glaube eher, dass Ferrari sich Carlos Sainz angeln wird. Die Saison 2020 ist wirklich ungewöhnlich, denn wegen der Coronakrise haben wir bislang kein Rennen erlebt, und die Teams müssen dennoch entscheiden, mit wem sie künftig fahren wollen. Sie sind alle ein wenig im Blindflug. Das spielt in die Hände eines Fahrers, der noch jung ist, aber bereits eine gewisse Erfahrung besitzt.»

«Sainz hat in meinen Augen wirklich gute Chancen, den Platz bei Ferrari zu bekommen. Aber auch Daniel Ricciardo ist frei, den könnte ich mir gut bei McLaren vorstellen. Das würde einen Platz bei Renault freimachen, immerhin ein Werks-Team. Für die Formel 1 wäre es fabelhaft, wenn Fernando Alonso diesen Wagen übernähme.»

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