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Reifen für 2022: Zwei Sekunden pro Runde langsamer

Von Mathias Brunner
​Mit der Verschiebung der neuen Modellgeneration auf 2022 ist auch die Einführung von Niederquerschnittreifen vertagt: Mercedes-Technikchef James Allison: «Die neuen Reifen kosten zwei Sekunden pro Runde.»

Wegen der Corona-Pandemie ist alles um ein Jahr verschoben: Die neue Rennwagengeneration kommt erst 2022; in der nächsten Saison werden nochmals 2020er Chassis verwendet, aus Spargründen. Die Entwicklung zahlreicher Bauteile wird eingefroren, wie etwa Motor oder Getriebe. Ohne die neuen Rennwagen ist auch die Einführung von Niederquerschnittreifen im GP-Sport um ein Jahr vertagt.

Wie schätzt Mercedes-Technikchef James Allison die Umstellung ein? In einem Video von Mercedes sagt er 52jährige Engländer: «Wir fahren in der Formel 1 seit Jahren mit diesen Ballonreifen, und für diese Art von Rennwagen sind das sehr gute Walzen; sie bringen die Krafte sehr gut auf die Bahn und dienen auch als federndes Element. Die niedrigen Reifendrücke erlauben tüchtig Haftung. Einfach formuliert ist ein Rad mit grösseren Felgen und darauf montierten Niederquerschnittreifen die schlechtere Kombination.»

«Die neuen Reifen werden schwerer sein, bieten verringerten Grip und sind für den Fahrer weniger komfortabel. Wir schätzen, dass die Autos alleine durch die Verwendung dieser Reifen bis zu zwei Rekunden pro Runde langsamer werden, abhängig von der Strecke. Ich weiss, dass Pirelli derzeit sehr hart daran arbeitet, einen Teil dieses Verlusts wettzumachen. Diese neue Reifengeneration wird technisch der letzte Schrei sein.»

James Allison kann gut verstehen, dass sich die Königsklasse den Zeichen der Zeit nicht widersetzt. «Wenn du ein Teenager bist und einen Film schaust wie ‚Fast and Furious’, dann sehen diese Räder einfach toll aus, sie gefallen vielen Menschen. Der Serienbau hat vorgemacht, wo die Reise hingeht, und bei den meisten Strassenfahrzeugen steht die pure Leistungsfähigkeit nicht im Vordergrund. Als Gesamtpaket aus Wirtschaftlichkeit und Marketing sind Niederquerschnittreifen das attraktivere Angebot. Die Formel 1 soll letztlich auch serienrelevant sein, und in Sachen Reifen wird sie das.»

«Diese Umstellung kann auch bedeuten, dass mehr Reifenhersteller potenziell an einem Formel-1-Engagement interessiert sind, und das ist wichtig für den Sport.»

«Wir dürfen ferner nicht unterschätzen, welche Rolle die Reifen punkto Aerodynamik spielen. Bislang war es nicht einfach zu erforschen, in welcher Art und Weise sich verformende Reifen auf die Aerodynamik auswirken. Ich schätze, es gehört zu den Vorteilen der Top-Teams, wie sie mit dieser Herausforderung umgehen. Ein Niederquerschnittreifen hat weniger Gummi, und dieser Gummi ist an den Seitenwänden steifer. Der Reifen verformt sich daher viel weniger und erzeugt aus diesem Grund weniger grosse Denksportaufgaben für den Designer. Wenn Formula One Management die Leistungsdichte im Feld erhöhen will, dann ist ein Reifen, der die Aerodynamik weniger durcheinanderbringt, eine gute Idee.»

«Gleichzeitig sehe ich den Wechsel auf 18-Zoll-Felgen und Niederquerschnittreifen auch als Chance. Die komplett neue Form zwingt zum Umdenken, da ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Ja, die Autos werden langsamer, und nein, mir gefällt ein solches Rad weniger gut als das heutige. Aber die Umstellung ist eine gute Gelegenheit, etwas besser zu machen als unsere Gegner.»

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