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Sebastian Vettel und Ferrari: Die bittere Wahrheit

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel am Red Bull Ring

Sebastian Vettel am Red Bull Ring

​Teamchef Mattia Binotto wollte der Öffentlichkeit weismachen, Ferrari und Sebastian Vettel seien gemeinsam zu Einsicht gelangt, die Trennung sei das Beste. Blöd nur, dass der Weltmeister etwas Anderes sagt.

Ein höchst ungewöhnlicher Medientag am Red Bull Ring ist vorbei. Im 20-Minuten-Takt setzten sich die Fahrer von zehn Rennställen vor Mikrofone und Kamera, Journalisten waren in diesem Raum nicht erlaubt. Die letztlich 23 Journalisten, die in den Mediensaal (aber nicht ins Fahrerlager) gelassen werden, erlebten die Konferenz so mit wie ihre mehrere hundert Kollegen im Home-Office – über einen Videokanal der Formel 1. Dass bei den ganzen Interviews dazwischen schon mal Bild und/oder Ton verloren gingen, wollen wir nachsehen, schliesslich ist die Situation für alle Beteiligten ungewohnt.

Unter vielen höflichen Gemeinplätzen bestand eines der brisantesten Details darin, wie Ferrari und Sebastian Vettel offenbar ihre Scheidung sehen. Wir dürfen daran erinnern, was Ferrari-Teamchef Mattia Binotto am 12. Mai zur Trennung vom vierfachen Champion sagte: «Das ist eine Entscheidung, die Sebastian und wir gemeinsam getroffen haben; eine Entscheidung, die wir beide für das Beste halten. Es war nicht einfach, zu dieser Einsicht zu kommen, angesichts von Sebastians Wert als Mensch und Rennfahrer.»

Der Italiener weiter: «Es gab keinen bestimmten Grund, der zu dieser Entscheidung geführt hat; abgesehen vom gemeinsamen Glauben, dass die Zeit reif war, in aller Freundschaft getrennter Wege zu gehen – um unsere Ziele zu erreichen.»

Das lassen wir mal einen Moment so sacken, und dann zitieren wir Sebastian Vettel, der am Red Bull Ring zur Scheidung sagt: «Es war natürlich eine Überraschung, als der Anruf von Mattia kam, in welchen er mir eröffnete, dass es keine Absicht des Teams gebe, mit mir weitermachen zu wollen. Wir hatten überhaupt keine Verhandlungen geführt, es gab nie ein Angebot, das auf dem Tisch lag, also gab es auch keinen Knackpunkt.» Wie mögliche Hürden in Sachen Gehalt oder Laufdauer eines neuen Abkommens.

Mit anderen Worten: Von «gemeinsam» kann hier keine Rede sein. Damit steht nun Aussage gegen Aussage. Mattia Binotto stand am Donnerstag den Medienschaffenden nicht zur Verfügung, er wird am Freitag an der Pressekonferenz teilnehmen. Ob er zur Personalie Vettel befragt wird, wissen wir nicht, denn Fragen für diese Medienkonferenz mussten Anfang Woche eingereicht werden, und da gab es diese Aussage von Vettel noch nicht.

Der vierfache Formel-1-Champion Vettel sprach auch über seine Zukunft: «Bislang habe ich mit keinem anderen Rennstall Gespräche geführt. Ich will die richtige Entscheidung für meine Zukunft treffen. Ich bin ein wettbewerbsgetriebener Mensch. Ich habe in diesem Sport sehr viel erreichen dürfen, aber ich fühle mich motiviert, noch mehr zu erreichen.»

Das klingt jetzt nicht nach Rücktritt.

Aber Vettel sagt auch: «Doch um mehr zu erreichen, brauche ich das richtige Paket, die richtigen Leute um mich herum. Und danach suche ich derzeit. Sollte sich die passende Gelegenheit ergeben, dann denke ich, wird alles klar sein. Sollte dieser Fall nicht eintreten, dann muss ich mir etwas Anderes suchen.»

Auf die Frage nach einem Jahr Auszeit oder Aufhören, vertieft Vettel: «Wenn alles zusammenpasst, dann habe ich absolut den Willen, weiterzumachen. Ich finde, ich habe noch viel zu geben. Aber ich muss schon überzeugt sein. Ich bin der Überzeugung – wenn du dazu bereit bist, die Tür hinter dir zu schliessen, dann musst du daran glauben, dass dies wirklich das Richtige ist. Du solltest nicht die Tür zumachen in der Hoffnung oder mit dem Hintergedanken, dass sich anderswo eine andere wieder öffnet. Du musst dir dieser Entscheidung überaus bewusst sein, und daher will ich nichts überstürzen.»

«Es ist jetzt mal gut, wenn diese Saison in Schwung kommt, und in den kommenden Wochen und Monaten ergibt sich dann wahrscheinlich ein klareres Bild.»

Bei den Kollegen von RTL fügt Vettel hinzu: «Ich bin keiner, der in einem Sport mitmacht, einfach des Mitmachens willen. Und ich will mich auch nicht an einem Sport beteiligen wegen des Geldes.»

«In den letzten Monaten war für mich eigentlich klar, dass wir gemeinsam weitermachen wollen. Der Anruf war ein Schock, ich war überrascht.»

Viele Fans hoffen auf eine Lösung Mercedes. Vettel dazu: «Der Mercedes ist das beste Auto im Feld und gewissermassen für jeden Fahrer eine Garantie, dass er um den Sieg mitfährt. Wie ich gesagt habe, ist es mir wichtig, dass ich in Zukunft ein konkurrenzfähiges Auto habe, Daher wäre das eine Option. Aber ich weiss nicht, was die Pläne von Mercedes sind. Ich bin nicht in Eile. Daher werden wir mal schauen, was die ersten Rennen bringen.»

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