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Ex-Ferrari-Teamchef Romolo Tavoni (94) verstorben

Von Mathias Brunner
Romolo Tavoni und Phil Hill 1961

Romolo Tavoni und Phil Hill 1961

​Im Alter von 94 Jahren ist Romolo Tavoni verstorben. Er arbeitete von 1958 bis 1961 als Teamchef für Enzo Ferrari und half mit bei einem der grössten Skandale rund um den legendären Rennstall.

Romolo Tavoni hat für immer die Augen verschlossen. Der 1926 in Casinalbo (bei Modena) geborene Italiener war von 1958 bis 1961 Teamchef der Scuderia Ferrari. In diese Zeit fielen einige der grössten Erfolge von Enzo Ferrari, aber auch einige der schwärzesten Stunden.

Tavoni stiess in den 50er Jahren von Maserati zu Enzo Ferrari, zunächst arbeitete er als Sekretär. Im Laufe der Zeit gewann es das Vertrauen des legendären Sportwagenfirma-Gründers und Rennstallbesitzers, Ende 1957 berief ihn Ferrari auf den Posten des Teamchefs, Tavonis erste Rennsaison als Rennstallchef war 1958.

1958 wurde zu Ferrari zu einem Jahr der Trauer und des Triumphs: Der Rennstall verlor in Reims den Italiener Luigi Musso und auf dem Nürburgring den Engländer Peter Collins, am Ende des Jahres war dessen Landsmann Mike Hawthorn Formel-1-Weltmeister. Im Januar 1959 kam Hawthorn bei einem Autounfall ums Leben.

1959 geriet Tavoni mit dem Franzosen Jean Behra (Nachfolger von Hawthorn) in so einen heftigen Streit, dass es zu Handgreiflichkeiten kam. Tavoni schmiss den Rennfahrer hinaus und ersetzte ihn durch Cliff Allison.

1961 hatte die Konkurrenz gegen den Ferrari 156 keine Chance: Phil Hill wurde Weltmeister. Aber wieder war der Erfolg von einer Tragödie getrübt – Graf Berghe von Trips stürzte in Monza zu Tode und riss 15 Menschen mit ins Verderben, 60 Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Parallel dazu gewann Ferrari die Sportwagen-WM 1958 und 1961.

Ende 1961 kam es zum grossen Knall zwischen Enzo Ferrari und Tavoni: Einige führenden Ferrari-Mitarbeiter verliessen den Rennstall aus Protest wegen ständiger Einmischungen von Ferraris Ehefrau Laura; es war eine ausgewachsene Palastrevolution.

Rennchef Tavoni, Giotto Bizzarrini (Leiter der Prototypen-Entwicklung), Entwicklungschef Carlo Chiti, der kaufmännische Leiter Girolamo Gardini, Fausto Galassi (Leiter der Giesserei) und Peronalchef Enzo Selmi gingen und gründeten den Rennstall ATS (Automobili Turismo e Sport).

ATS kam nie auf einen grünen Zweig, da nützte auch das Talent von Formel-1-Weltmeister Phil Hill am Lenkrad nichts. Als bestes Ergebnis erreichte der Kalifornier 1963 einen elften Rang.

Als ATS zusammenpackte übernahm Romolo Tavoni zuerst einen Posten beim Automobilklub von Mailand, danach wurde er Direktor der Traditionsrennstrecke Monza.

Unter seiner Leitung wurden Einsteigerformeln wie die Formel 875 und die Formel Monza gegründet. Mit einem Formel Monza verdienten sich spätere GP-Piloten wie Michele Alboreto oder Ivan Capelli ihre Sporen.

1992 trat er als Monza-Direktor ab, blieb jedoch bis weit über 80 Jahre Berater der Rennstreckenleitung.

Die Ferrari-Teamchefs

Seit 2019: Mattia Binotto
2014: Maurizio Arrivabene
2014: Marco Mattiacci
2007–2014: Stefano Domenicali
1993–2007: Jean Todt
1992/1993: Sante Ghedini
1991: Claudio Lombardi
1989–1991: Cesare Fiorio
1978–1988: Marco Piccinini
1977: Robert Nosetto
1976: Daniele Audetto
1976: Guido Rosani
1974/1975: Luca Montezemolo
1973: Sandro Colombo
1971/1972: Peter Schetty
1968–1970: Franco Gozzi
1967: Franco Lini
1962–1966: Eugenio Dragoni
1958–1961: Romolo Tavoni
1957: Mino Amorotti
1956: Eraldo Sculati
1952–1955: Nello Ugolini
1947–1951: Federico Giberti
1935–1940: Nello Ugolini
1934: Federico Giberti
1932/1933: Mario Lolli
1930/1931: Saracco Ferrari

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