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Russland-GP in Sotschi: Von Bären und Friedhöfen

Von Mathias Brunner
Eine ungewöhnliche Rennstrecke

Eine ungewöhnliche Rennstrecke

In Sotschi ist alles anders. Welche andere Rennstrecke umschliesst schon einen Friedhof? Und wie war das jetzt noch mal mit den frei herumlaufenden Bären? Begleiten Sie uns zu einem ungewöhnlichen WM-Lauf.

Für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi wurde ein gewaltiger Aufwand betrieben: Das eindrucksvolle Gelände, auf dem noch während des Baus das Fundament für die spätere GP-Piste eingearbeitet wurde, begann als weisses Blatt Papier; allerdings als ein Blatt mit einem kleinen Fleck. Denn es dürfte sich um die einzige Olympia-Anlage und spätere Rennstrecke handeln, auf welcher ein Friedhof zu finden ist! Der kreisrunde, mit Bäumen geschmückte Bereich, gleich neben dem Olympia-Stadion, ist die letzte Ruhestätte einer Puristensekte der russisch-orthodoxen Kirche.

Das zuvor meist als Acker- oder Weideland genützte Gelände geht auf Siedler zurück, die sich vor mehr als hundert Jahren dort niedergelassen hatten. Die meisten von ihnen gehörten einer Puristensekte der russisch-orthodoxen Kirche an, sie wurden in Russland jahrelang verfolgt, viele wanderten aus. Zar Nikolas II. lud sie zurück ins Land ein, die erste Siedlung entstand 1911. 1915 wurde der Friedhof gebaut.

Viele Formel-1-Journalisten lassen den Russland-GP aus: Die Visa-Bedingungen sind ihnen zu umständlich, ganz besonders in Zeiten der Corona-Pandemie, oder sie verzichten, weil sie sich mit der Politik von Russland nicht anfreunden können.

Viele jener, die in den letzten Jahren doch nach Sotschi gereist waren, stöhnten über die strengen Sicherheitsauflagen an der Rennstrecke: Jeden Morgen packen Tausende von Menschen ihre Rucksäcke aus, stellen ihre Laptops, Handys und Tablets an (um zu beweisen, dass die keine Attrappen sind), die Besucher wurden abgetastet und befragt. Das Personal bei den Kontrollen war unterschiedlich freundlich. Die meisten sprachen bei der Premiere 2014 nur Russisch, das machte die Kommunikation nicht einfach – denn unser Russisch beschränkte sich auf ein paar Brocken. Der Organisator reagierte damals schnell: Scheinbar aus dem Nichts stand nach kurzer Zeit zusätzliches Personal da, das tadellos Englisch redete.

Klar gab es hin und wieder skurrile Situationen: Ein Kollege aus England musste mal eine Box Papiertaschentücher abgeben. Einer Kollegin aus Österreich sollte das Parfüm beschlagnahmt werden. Dazu hatte sie verständlicherweise wenig Lust. Sie wehrte sich, und schliesslich zuckten die Kontrolleure nur mit den Achseln und liessen sie ziehen.

Ein Fotograf, der vor mir in einer Schlange stand, hatte eines dieser famosen Schweizer Taschenmesser mit geschätzten 276 verschiedenen Funktionen dabei. Der Ordnungshüter interessierte sich nur dafür, was das Messer alles kann. Aber mitnehmen durfte es der Mann ohne Probleme.

Über die genaue Zahl von Polizisten und Soldaten auf dem GP-Gelände wurde nie etwas bekannt. Im ersten Jahr hatten wir den Eindruck: Am ersten Tag waren mehr Ordnungshüter da als Besucher, die sich für das Training interessierten.

Natürlich wirkte die Willkür der Kontrollen seltsam: Am einen Tag musste ich ich meinen Pilotenkoffer bis auf den Boden auspacken, am nächsten interessierte der Inhalt keinen, ich wurde durchgewunken, und ein Mann meinte höflich «Good luck».

Als der Besuch von Staatschef Vladimir Putin angekündigt wurde, kursierte unter britischen Kollegen – wenn Putin komme, würden alle Funkfrequenzen gestört, um zu verhindern, dass ein möglicher Attentäter einen Sprengsatz via Radiosignal zünde. Damit wären auch zahlreiche technische Geräte der TV-Spezialisten unbrauchbar und die Übertragung sei gefährdet.

Was dann in Wahrheit passierte: Putin kam, gestört wurde niemand, alles lief glatt. Wer dieses Gerücht damals gestreut hat, weiss heute keiner mehr. Ein Dementi hat es nicht gegeben. Augenzwingernde Antwort der Russen damals auf unser Nachhaken: «Wir dementieren ja auch nicht, dass in den Strassen von Sotschi nachts die Bären frei herumlaufen.»

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