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Verhasste Motoren: Charme-Offensive der Formel 1

Von Mathias Brunner
Die Formel 1 betont ab dem GP-Wochenende von Brasilien, wie effizient die aktuellen Rennmotoren sind. Diese Charme-Offensive kommt reichlich spät für die bei vielen Fans unbeliebten Triebwerke.

Wenn die Formel-1-Renner ab Freitag, 12. November, auf die Interlagos-Rennstrecke hinausfahren, dann achten Sie mal auf den Hintergrund. Die Formel 1 will besser betonen, wie unfassbar effizient die modernen Hybrid-Triebwerke der Königsklasse sind, wahre Wundertechnik des modernen Motorenbaus; eine Botschaft, die in den letzten Jahren leider viel zu wenig bei den Zuschauern angekommen sind.

«F1 – die effizientesten Motorem der Welt. Angetrieben von Hybrid seit 2014», und die Grafiker haben alles gegeben – mit einem angedeuteten Blatt im Y von Hybrid (weil die Formel 1 ja so grün ist) und einem Blitz aus dem R heraus, als Untermalung der Elektrifizierung.

Formel-1-CEO Stefano Domenicali: «Wir setzen seit 2014 die effizientesten Hybrid-Motoren der Welt ein, und das wollen wir in Erinnerung rufen.»

Aus dem 1,6-Liter-V6-Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung werden rund 1000 PS geholt, die thermische Effizient liegt bei 52 Prozent, jene eines normalen Motors bei ungefähr 30 Prozent. Ab 2030 will die Königsklasse mit komplett synthetischem Kraftstoff fahren.

Sebastian Vettel über die Aktion: «Da kommt Druck von aussen auf die Formel 1, aber das finde ich gut. Wir müssen mehr Fortschritte machen. Diese Motoren sind fabelhaft, aber sehr kompliziert. Und darunter hat gelitten, wie man diese Technik am besten in die Auslage stellt.»

Zur Erinnerung: Mit dem Schritt in die neue Turbo-Ära zur Saison 2014 hat sich die Formel 1 keinen Gefallen getan. Viele Fans waren von der mageren Geräuschkulisse enttäuscht und wandten sich vom Sport ab. Die Turbomotoren mit Mehrfach-Energierückgewinnung waren sogleich technisch hochstehend und faszinierend, keine Frage, aber die Geheimniskrämerei der Hersteller führte dazu, dass die neue Technik die Fans nicht in ihren Bann lockte.

Auch die Fahrer lässt das eher kalt. Alpine-Star Fernando Alonso: «Ich sehne mich nach den Saugmotoren von früher. Die moderne Formel 1 hat heute einen Sound, den sie nicht verdient.»

Lewis Hamilton spürt ähnliche Sehnsucht nach den ohrenbetäubend lauten, hochdrehenden V12- und V10-Motoren. Vor wenigen Jahren hat er im Rahmen einer Medienrunde festgehalten: «Am liebsten hätte ich in der Formel 1 einen V12-Motor. Das wäre wirklich cool, aber das wird nicht passieren. Obwohl es wirklich super wäre, wenn man sich wieder die Ohren zuhalten müsste, wenn ein Formel-1-Auto vorbeirauscht. Richtig laut müsste der Motor meiner Meinung nach sein, wie ein Düsenjet! Ich kann mich noch gut an meinen ersten GP-Besuch von 1996 in Belgien erinnern, als ich im Fahrerlager war und Michael Schumacher reinkam. Alles vibrierte! Wenn du damals an der Strecke warst, hat dich der Sound umgehauen. Heute ist das nicht mehr so, und nicht alle vermissen den Lärm, aber mir persönlich fehlt dieser Sound, ich mag es halt richtig laut.»

Sebastian Vettel ist bei allem Umweltbewusstein auch Traditionalist. Er ist einer der besten Kenner im Formel-1-Feld für Rennhistorie, und er hat über seine Skepsis zur neuen Turbohybrid-Ära der Formel 1 nie ein Geheimnis gemacht. Als er in Sotschi seinen Ferrari mal zur Seite stellen musste, wegen eines Defekts an der kinetischen Energierückgewinnung, knurrte er in den Funk: «Bringt die verdammten V12 zurück!»

Das wird nicht passieren, aber auch Ross Brawn – bei FOM (Formula One Management) für die Entwicklung von Technik und Sport zuständig – konnte die Kritik der Fans nicht ignorieren.

2018 sagte der Engländer erfrischend offen: «Wir wissen, viele Fans hassen diese Motoren – wegen des Motorgeräuschs. Jedes Mal, wenn du dich mit einem Fan unterhältst, kommt unweigerlich das Gespräch auf den Lärm. Wenn wir dieses Argument ignorieren würden, dann würden wir die Fans ignorieren, dann würden wir dastehen, als wären uns die Fans egal. Wir müssen beweisen, dass wir die Kritik der Fans ernst nehmen.»

«Der Schritt zurück zu Saugmotoren ging uns aber zu weit. Die Hersteller haben in diese Turbo-Technologie viel Geld investiert, das wollen wir nicht zerstören. Also bleiben wir bei einem V6-Turbomotor mit Energierückgewinnung, aber diese Energierückgewinnung muss aufregend sein. Das heisst, der Fahrer muss sie zum Attackieren oder Verteidigungen nutzen können. Und unsere Aufgabe besteht darin, dem Fan das am Bildschirm zu zeigen, so dass er versteht, was sich auf der Rennpiste abspielt. Energierückgewinnung soll keine Spielerei sein, sondern ein Instrument, das ein besonders guter Fahrer clever zu seinem Vorteil einsetzen kann.»

Marschrichtung für die Motoren ab 2026: Die MGU-H wird entfernt, der Anteil der kinetischen Energie wird erhöht, von heute rund 160 PS das Dreifache. Das Grund-Layout eines 1,6-Liter-Verbrennungsmotors mit Einzel-Turbo bleibt. Eine Begrenzung des Kraftstoff-Durchflusses wird es nicht mehr geben, daher werden höhere Drehzahlen als 15.000/min möglich.

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