Valentino Rossi sucht das Glück

Verstappen–Hamilton: Was Ralf Schumacher sehen will

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Max Verstappen in Brasilien

Lewis Hamilton und Max Verstappen in Brasilien

Der langjährige Formel-1-Fahrer und heutige Sky-GP-Experte Ralf Schumacher spricht über die packende WM-Entscheidung zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton und sagt, was er jetzt sehen will.

Es geht um alles: Auf dem Jeddah Corniche Circuit von Saudi-Arabien oder auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi werden wir den Formel-1-Weltmeister 2021 finden – entweder Max Verstappen, der schon bei der GP-Premiere in Dschidda erstmals Champion werden kann, oder Lewis Hamilton, der sich damit zum achten Mal den Titel holen würde.

Ralf Schumacher hat selten einen so intensiven WM-Kampf erlebt. Der inzwischen 46-jährige Deutsche hat in 180 Grands Prix fast alle Facetten der Königsklasse kennengelernt, aber Verstappen gegen Hamilton, das hat für den heutigen Experten der deutschen Sky etwas besonders Faszinierendes: «Wir erleben eine der spannendsten Saisons seit langer Zeit in der Formel 1, da liegen die Nerven blank, was wir auch an der Reaktion der Teamchefs merken. Ich finde es toll, dass wir da hautnah dabei sein können, um das alles zu sehen.»

Welches sind für Ralf in diesem Jahr Schlüsselrennen gewesen, zu Gunsten oder zu Ungunsten der beiden Titelanwärter? Der WM-Vierte von 2001 und 2002 sagt weiter: «Generell hat Lewis oft Glück im Unglück. Selbst in Imola, wo er gepatzt hat, kam er am Ende auf Rang 2 ins Ziel. Sein Talent ist unbestritten, aber ich sehe Hamilton in diesem Jahr als den glücklicheren Piloten. Da hat Max schon mehr einstecken müssen. Er war ein Opfer der Kollision von Silverstone, welche ja nicht nur zum Punkteverlust führte, sondern auch den Einbau eines zusätzlichen Motors erzwang.»

«Max hat einige Male wirklich Pech gehabt, eigentlich müsste er längst Weltmeister sein. Unschuldig von der Bahn gekegelt in Silvertone, unschuldig in Opfer der Startkollision in Ungarn, dazu der Reifenplatzer in Baku.»

Der sechsfache GP-Sieger Schumacher über das Nervenkostüm der beiden Hauptdarsteller: «Bei beiden hinterlässt dieser WM-Kampf Spuren, wobei ich finde, dass Lewis mehr zu verlieren hat. Ihm geht in Sachen Jahren ein wenig die Zeit aus, daher will er nun unbedingt diesen achten Titel. Letztlich weiss ja auch er nicht, wie sein Auto im kommenden Jahr sein wird, wenn wir diese neue Rennwagen-Generation erhalten.»

«Ich weiss noch, wie sich Max in Zandvoort verhalten hat, da war der Druck beim Heimrennen besonders gross, aber er hat das alles mit einem Lächeln auf den Lippen hingenommen. Ausser in Brasilien gegen Hamilton habe ich von ihm keine Fehler erkannt. Wir vergessen trotz aller Rennen, die er in der Formel 1 schon bestritten hat, zwischendurch immer wieder, wie jung er eigentlich noch ist.»

«Max kann sich am Ende bei einer Niederlage sagen: Gut, wir waren nah dran, es halt nicht geklappt, aber ich habe noch genug Zeit für neue Anläufe. Daher wird aus meiner Sicht der Druck eher auf Lewis lasten.»

Wenn es zum Rad-an-Rad-Duell kommt, wer zieht dann zurück? Ralf: «Natürlich Lewis. Das hat er ja schon in Brasilien gemacht und zwar sehr geschickt. Ich fand die ganze Diskussion über Strafen nachher ein wenig seltsam, aber sei’s drum. Da muss aber Hamilton schon auf Max aufpassen, aus dem einfachen Grund, weil Verstappen führt.»

«Aber ich hoffe, wir erleben zwei letzte WM-Läufe ohne Unfälle. Da gibt es ja einige Thesen, wonach es Max als Führender auf einen Crash ankommen lassen könnte. Aber das hoffe ich wirklich nicht.»

Aber das hatten wir ja schon, mit Kollisionen in Silverstone und Monza, mit Berührungen in Imola und Barcelona, mit einem Fast-Zusammenstoss in Brasilien. Ralf weiter: «Ja, klar, und Spektakel wollen die Fans natürlich sehen, aber ich will eine faire Entscheidung. Unterm Strich glaube ich, dass der Fans sehen will, wie der Bessere gewinnt.»

Hat Ralf Schumacher eigentlich persönliche Präferenz in Sachen Weltmeister? «Ich erinnere mich an eine Situation, als ich noch Fahrer war, da standen wir auch vor einer Entscheidung, und der damalige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kam bei uns ins Motorhome und hat gesagt: ‘Wer auch immer sich da einmischt und es passiert etwas, der wird im kommenden Jahr nicht Formel 1 fahren.’ Diesen Grundgedanken finde ich wichtig: Die Entscheidung soll zwischen diesen beiden fallen, ohne Störungen von aussen, es soll hart, aber fair zugehen. Und wer es dann am Ende wird, das wird sich zeigen.»

«Ich finde beide Fahrer bewundernswert. Die Laufsteg-Allüren von Hamilton sind jetzt nicht meins, aber das ist für die Popularität der Formel 1 gewiss hilfreich, doch alles in allem würde ich sagen – Max ist mir schon näher.»

Katar-GP, Losail

01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:24:29,908 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, +25,743 sec
03. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +59,457
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +1:02,306 min
05. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1:20,570
06. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1:21,274
07. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +1:21,911
08. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +1:23,126
09. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
14. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
15. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, + 1 Runde
17. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +2 Runden
18. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +2 Runden
Out
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12

WM-Stand nach 20 von 22 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 351.5 Punkte
2. Hamilton 343.5 Punkte
3. Bottas 203
4. Pérez 190
5. Norris 153
6. Leclerc 152
7. Sainz 145.5
8. Ricciardo 105
9. Gasly 92
10. Alonso 77
11. Ocon 60
12. Vettel 43
13. Stroll 34
14. Tsunoda 20
15. Russell 16
16. Räikkönen 10
17. Latifi 7
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Kubica 0
21. Mazepin 0

Teams
1. Mercedes 546.5
2. Red Bull Racing 541.5
3. Ferrari 297.5
4. McLaren 258
5. Alpine 137
6. AlphaTauri 112
7. Aston Martin 77
8. Williams 23
9. Alfa Romeo 11
10. Haas 0

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