Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Vettels F1-Kritik: «Weder ausreichend noch zeitgemäß»

Von Andreas Reiners
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel gehört seit einiger Zeit zu den Chefkritikern, wenn es um die Formel 1 geht. Oft hat er die zu langsame Reaktion der Königsklasse auf den Klimawandel angeprangert. Diese Kritik erneuert er nun.

Angesichts des bis 2025 fixierten Reglements vermisse er ausreichende Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit, sagte der viermalige Weltmeister im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. «Das ist weder ausreichend noch zeitgemäß», so Vettel.

«Wir haben alle Möglichkeiten, wir haben das Geld, die Ressourcen, wir könnten sehr vernünftige Dinge damit anstellen», sagte Vettel. Widerstände könne er nachvollziehen, zumal für manche Investoren «ein schneller Wandel als Niederlage erscheinen» könne.

Die nicht nur in Deutschland zunehmende Kritik kann er verstehen. Die Rennserie erweitere weltweit «das Interesse an den Rennen auch in Ländern, wo kein Grand Prix stattfindet», es sei also «längst absehbar, dass die Formel 1 mehr und mehr unter Druck gerät».

Der Vorwurf der Scheinheiligkeit bei seinem Einsatz für die Umwelt stimme zu einem gewissen Grad, gibt er zu. «Da muss man nicht drum herumreden. Ich fahre mit schnellen Autos aus Freude, die verbrennen Benzin, fossile Brennstoffe, von denen ich nicht überzeugt bin. Trotzdem fahre ich mit dem Auto. An der Formel 1 teilzunehmen bedeutet auch, dass ich um die Welt fliegen muss. Gleichzeitig hängt mein Herz daran. Ich fände es deshalb falsch, die Formel 1 aufzugeben. Ich versuche stattdessen, etwas zu bewirken, im Kleinen wie im Größeren etwas zu verändern.»

Es gehe allerdings auch nicht um ihn, betonte er, «es geht um die Sache. Sie muss im Vordergrund stehen. Die stärkste Vorbildwirkung ist meines Erachtens das eigene Handeln». Wer die eigene Haltung nicht vorlebe, werde zum Heuchler, so Vettel.

Die Formel 1 hat bereits 2021 mit 22 Rennen einen Rekord aufgestellt, 2022 sollen es 23 werden. Ein Deutschland-GP ist aber nicht dabei, und die zeitnahe Rückkehr eines Rennens in Deutschland kann sich Vettel nicht vorstellen.

«30 Millionen Dollar mal eben vom Staat, wie das in einigen Ländern üblich ist, wird es nicht geben», sagte er: «Die Politik sieht wichtigere Dinge. Eine Förderung erscheint mir im Moment undenkbar.» Eine Haltungsänderung erwarte er nur dann, wenn die Formel 1 «Heilmittel anbieten könnte, Technik, die hilft, den Folgen des Klimawandels zu begegnen».


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