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Oliver Bearman: Wie vor ihm Schumacher und Verstappen

Von Mathias Brunner
Ferrari-Junior Oliver Bearman

Ferrari-Junior Oliver Bearman

​Oliver Bearman (19) tut etwas, das in der Formel 1 gar nicht so selten ist: Er fährt für zwei verschiedene Teams. Wir blicken zurück und sagen, wer in der gleichen Saison sogar für drei verschiedene Rennställe fuhr.

Am 6. September ist die Katze aus dem Sack: Wie erwartet fährt in Baku für den gesperrten Kevin Magnussen der junge Engländer Oliver Bearman. Er tritt damit in der gleichen Saison für zwei verschiedene Rennställe an, was in der Vergangenheit öfter vorgekommen ist als viele Fans denken würden. Ein paar Beispiele gefällig?

2019 wechselte Red Bull während der Saison die Fahrer: Pierre Gasly musste zurück zu Toro Rosso (heute Racing Bulls), der Thai-Brite wurde zu Red Bull Racing befördert.

2017 wechselte der Spanier Carlos Sainz von Toro Rosso zu Renault. Dort stieg der Madrilene für den glücklosen Jolyon Palmer ein.

2016 beförderte Red Bull den jungen Max Verstappen vom Toro Rosso-Rennwagen in den RBR-Renner (zu Lasten von Daniil Kvyat), der Niederländer bedankte sich mit dem Sensationssieg im Spanien.

2009 holte Ferrari für den verletzten Felipe Massa den Italiener Giancarlo Fisichella von Force India.

Jarno Trulli wechselte 2004 von Renault zu Toyota und 1997 von Minardi zu Prost (als Ersatz für Olivier Panis).

Heinz-Harald Frentzen und Jean Alesi tauschten 2001 die Cockpits: HHF wurde von Jordan entlassen und durch Alesi ersetzt. Der war von Alain Prost freigestellt worden, woraufhin der vierfache Weltmeister Prost dann Frentzen ins Auto setzte.

Mika Salo sprang 1999 bei Ferrari für den verletzten Michael Schumacher ein und verliess dafür BAR, auch dort war der Finne Notnagel gewesen, für den verletzten Ricardo Zonta.

Michael Schumacher wurde 1991 nach dem Debüt mit Jordan zu Benetton geholt, Weichensteller war der clevere Flavio Briatore. Der verschob seinen Piloten Roberte Moreno zu Jordan.

Eine Saison, drei Rennställe

Wir sehen: Ein Fahrerwechsel während der Saison ist also durchaus nicht ungewöhnlich. Wir finden sogar erstaunlich viele Piloten, die sogar im gleichen Jahr für drei Rennställe an den Start gegangen sind!

Das jüngste Beispiel geht auf den Engländer Johnny Herbert zurück, der Mitte 1994 ernüchtert Lotus verliess und später ein Rennen für Ligier bestritt, bevor er zu Benetton zurückkehrte, für die er 1989 sein GP-Debüt gegeben hatte. Dort bewährte er sich so, dass er für 1995 bleiben durfte und sich mit drei GP-Siegen bedankte.

Herbert ist einer von 18 Formel-1-Piloten, die in einer Saison für drei Rennställe gefahren sind.

Richtig turbulent ging es 1973 als ein weiteres Beispiel in der Karriere des Belgier Jacky Ickx zu und her.

Der Mann mit dem markanten Namen hatte die Saison 1972 in Diensten von Ferrari als Gesamtvierter beendet. Natürlich wollte Enzo Ferrari, dass Ickx bleibt. Aber das Modell 1973 erwies sich als eine Gurke, die den feinfühligen Jacky an den Rand der Verzweiflung trieb.

Schliesslich deponierte er in Maranello, dass er so lange nicht mehr für Ferrari zu fahren gedenke, bis ein konkurrenzfähiges Auto auf Rädern stehe. Seltsamerweise kam er mit dieser Arbeitsverweigerung durch.

Als ihm McLaren für den Nürburgring-GP am 5. August ein drittes Auto (neben Denny Hulme und Peter Revson) offerierte, musste er nicht lange überlegen. Nur die beiden Tyrrell von Jackie Stewart und François Cevert flitzten daraufhin im Rennen schneller durch die Eifel. Worauf Ickx trocken versetzte: «Nun dürfte jedenfalls Herrn Ferrari klar sein, dass die Resultate zuvor nicht am Fahrer lagen …»

Ferrari gab im Sommer Gas, die Techniker glaubten, dem Modell 312B3 endlich die Mucken ausgetrieben zu haben, aber Jacky konnte damit beim Monza-GP nur Achter werden – worauf er Maranello endgültig den Rücken wendete.

Zum Ende der Saison hin sprang der WM-Zweite von 1969 und 1970 bei Frank Williams ein, wo er den Dänen Tom Belso ersetzte.

In Watkins Glen verpasste Jacky den ersten Trainingstag, weil es Wickel um sein Visum gab. Dann eroberte er mit Rang 7 das zweitbeste Ergebnis der von Frank Williams eingesetzten Iso-Marlboro-Ford-Renner. Nicht nur deswegen holte ihn Colin Chapman zu Lotus.

Aber das Timing stimmte dennoch nicht: Ferrari erlebte 1974 mit Niki Lauda und Clay Regazzoni eine Renaissance, der Schweizer hätte um ein Haar den Titel geholt, der Wiener holte das 1975 nach. Da war Ickx mit Lotus WM-Sechzehnter und galt bereits als Formel-1-Auslaufmodell …

Hier – in alphabetischer Reihenfolge – die Fahrer, die in der gleichen Saison für drei verschiedene Teams gefahren sind. Der Franzose Maurice Trintignant tat dies sogar gleich zwei Mal!

Alberto Ascari 1954
Maserati, Ferrari, Lancia

Jo Bonnier 1968
Cooper, McLaren, Honda

Olivier Gendebien 1961
Emeryson, Ferrari, Lotus

Dan Gurney 1968
Eagle, Brabham, McLaren

Mike Hawthorn 1956
Maserati, BRM, Vanvall

Johnny Herbert 1994
Lotus, Ligier, Benetton

Jacky Ickx 1973
Ferrari, McLaren, Williams (Iso-Marlboro)

Jean-Pierre Jarier 1977
Penske, Shadow, Ligier

Geoff Lees 1980
Shadow, Ensign, Williams

Robert Moreno 1991
Benetton, Jordan, Minardi

Stirling Moss 1952
HWM, ERA, Connaught

Nelson Piquet 1978
Ensign, McLaren, Brabham

Keke Rosberg 1978
Theodore, ATS, Wolf

Roy Salvadori 1957
BRM, Vanwall, Cooper

Harry Schell 1955
Maserati, Ferrari, Vanwall

Maurice Trintignant 1958
Cooper, Maserati, BRM

Maurice Trintignant 1963
Lola, Lotus, BRM

John Watson 1975
Surtees, Lotus, Penske



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