Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Eklat in Frankreich: Alpine 2026 mit Mercedes-Motoren

Von Mathias Brunner
Alpine-Fahrer Pierre Gasly in Brasilien

Alpine-Fahrer Pierre Gasly in Brasilien

​Das hatte sich abgezeichnet, nun ist es von den Franzosen bestätigt: Alpine, die Formel-1-Speerspitze des Renault-Konzerns, wird zum Kundenrennstall und tritt ab 2026 mit Triebwerken von Mercedes an.

Das finden nicht nur viele Franzosen traurig: Alpine, das Formel-1-Aushängeschild von Renault, wird über 2025 hinaus keine eigenen Motoren mehr einsetzen, sondern tritt mit Antriebseinheiten von Mercedes-Benz an.

Alpine hat am 12. November verkündet: «Das BWT Alpine F1 Team, Mercedes-AMG High Performance Powertrains sowie das Mercedes-Benz Grand Prix-Team haben eine Übereinkunft getroffen, wonach Alpine ab 2026 Motoren und Getriebe von Mercedes einsetzen wird.»

Das Abkommen gilt für mindestens bis Ende 2030, die derzeit vorgesehene Dauer des neuen Motorenreglements.

Alpine ohne Renault: So geht das

Der frühere Renault-Rennchef Gérard Larrousse traute seinen Augen nicht, was er Ende Juli in der Zeitung las. Noch vor der Formel-1-Sommerpause musste der (später zur Seite geräumte) Alpine-Teamchef Bruno Famin bestätigen – die Arbeit am 2026er Formel-1-Aggregat ist eingestellt worden, und es wird ein Abkommen mit einem Motorlieferanten angestrebt. Bald war klar: Dieser Lieferant ist Mercedes-Benz.

Larrousse war baff: «Ganz ehrlich, ich verstehe dieses Vorgehen nicht. Es ist doch absurd, in einen Alpine-Rennwagen einen Mercedes-Motor einzubauen.» Damit spricht er vielen Landsleuten aus dem Herzen.

Die Gewerkschaften wurden von den Plänen der Renault-Führung komplett überrumpelt. So sagte die in Viry-Châtillon tätige Gewerkschafts-Vertreterin Karine Dubreucq gegenüber der Sportzeitung L’Équipe: «Das haben wir nicht kommen sehen. Das ist ein Messer in den Rücken – der pure Verrat.»

Der Sozial- und Wirtschaftsrat der einst als Renault Sport gegründeten Firma ging mit einer wortgewaltigen Nachricht an die Öffentlichkeit und in die Offensive.

«Wir verstehen nicht, wieso es gerechtfertigt sein soll, eine so hervorragende Einheit wie die Abteilung von Viry-Châtillon zu killen und die Herkunft und Legende derart zu verraten. Es ist unverständlich, die Entwicklung und Produktion französischer Formel-1-Motoren einzustellen. Wir akzeptieren nicht, dass der Marke Alpine und dem Konzern Renault ein solcher Image-Schaden beigefügt werden soll. Wir fordern Geschäftsleiter Luca de Meo und den Verwaltungsrat auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen.»

Aber das ist nicht passiert. Was mit der Belegschaft von Viry ohne Bau von Formel-1-Motoren genau arbeiten soll, hat Renault bislang nicht kommuniziert.

Für viele Franzosen ist er der Buhmann: Flavio Briatore, der von Renault-Konzernchef Luca de Meo als Sonderberater engagiert worden ist, um den Saustall Alpine auszumisten.

Aber Briatore sagt: «Ich bin nicht jedes Mal der Bösewicht. Die Weichen in Sachen Motor wurden zuvor gestellt.»

Also liegt der Schwarze Peter bei Renault-Chef Luca de Meo. Der sagte Anfang September im Rahmen des Italien-GP in Monza: «Wenn wir uns ansehen, wie kostenaufwändig die Entwicklung eines eigenen Motors ist und wie viel Geld mit einem Kundenmotor gespart werden kann, dann ist das eben ein gewaltiger Unterschied.»

Klar kreist im Formel-1-Fahrerlager seither der Verdacht: Der Schritt zum Kundenmotor ist der schleichende Weg, dass der GP-Rennstall Alpine verschwindet. Es ist sogar davon die Rede, dass der Konzern die als Renault-Sport gegründete Tochterfirma in Viry-Châtillon abstossen könnte.

Aber de Meo dementiert bis heute entschlossen: «Wir verkaufen gar nichts.»


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