Suzuka-Sieger Max Verstappen: Das war sein Geheimnis

Sieger Max Verstappen
Nach einem eher ereignisarmen Grossen Preis von Japan durfte Max Verstappen aufs oberste Treppchen des Siegerpodests steigen und sich von mehr als 150.000 Fans feiern lassen, zum 64. Mal hat er nun einen Grand Prix gewonnen. Die makellose Leistung des Red Bull Racing-Piloten ist sein erster Sieg in der GP-Saison 2025, sein erster seit Katar Anfang Dezember und gleichzeitig sein 114. Mal auf einem Siegerpodest nach einem Formel-1-WM-Lauf.
Für den Rennstall Red Bull Racing ist dies der 123. Sieg in der Formel 1, der vierte in Folge sowie der achte beim Japan-GP. Verstappen und RBR haben mit der Abstimmung des Autos alles richtig gemacht – ein Rennwagen mit eher flach gestelltem Heckflügel, damit wurde Max nie richtig angreifbar, obschon McLaren das bessere Rennauto ist.
Der Sieger stuft seine Leistung so ein: «Was für ein unfassbares Wochenende! Wir haben es nach einem schwierigen Start am Freitag geschafft, den Wagen ins beste Arbeitsfenster zu bringen. Wir geben nie auf, wir lassen nie nach.»
«Es war hart, dieses Rennen. Ich musste verdammt hart fahren, um die Nase vorn zu behalten, die McLaren machten irre Druck. Aber gleichzeitig hat das auch Spass gemacht.»
«Das Reifen-Management war nicht einfach. Was mich besonders stolz macht – wir hatten im ersten Training Probleme, aber dann haben wir es geschafft, den Wagen Schritt um Schritt zu verbessern. Der Wagen lag schon in der Quali sehr gut, aber heute war er traumhaft zu fahren.»
«Mein Geheimnis oder der Schlüssel zum Sieg war die Pole, denn McLaren hat noch immer das bessere Auto. Ich habe immer gesagt – wir müssen das Beste aus unseren Möglichkeiten machen und unsere Haut so teuer als möglich verkaufen, das ist uns heute gelungen. Ich bin sehr glücklich für die ganze Mannschaft.»
«Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel. In den letzten Runden habe ich mir immer wieder gesagt – ich muss unbedingt vorne bleiben. Ich wollte Honda auf ihrer Strecke um jeden Preis den Triumph schenken, als Dankeschön dafür, was sie in den vergangenen Jahren alles für uns getan haben. Es macht mich stolz, dass wir das geschafft haben.»
So lief der Japan-GP
Vor dem Traditionsrennen hatte es geregnet, die Temperaturen waren markant heruntergekommen, die Luft nur noch 14 Grad warm, die Rennstrecke bei 20 Grad. Moderater Wind entgegen der Fahrtrichtung bei Start und Ziel. Aussicht auf Nieselregen nach ungefähr 50 Minuten, gemäss FIA mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent.
Beim Start auf teilweise noch feuchter Bahn blieb Max Verstappen vorne, Norris Zweiter vor Piastri, dann Leclerc, Russell, Antonelli und Hadjar, Hamilton auf P8 (als Einziger in den Top-Ten mit harten Reifen, die anderen Neun auf den mittelharten Pirelli). Keine Feinberührungen oder Überraschungen. Alonso quetschte sich an Gasly vorbei auf P11.
Verstappen nach einer Runde eine knappe Sekunde vor WM-Leader Norris, keine Änderung der Reihenfolge nach einem sehr moderaten Start der 20 Fahrer.
Am Ende der zweiten Runde rutschte Antonelli in der Schikane vor Start und Ziel kurz von der Bahn, konnte aber seinen sechsten Platz halten. Leader Verstappen beschwerte sich über unsaubere Schaltmanöver beim Hochschalten, der Niederländer aber 1,2 Sekunden vor Norris, daher konnte der Engländer den Heckflügel seines McLaren nicht flachstellen.
In Runde 6 schnappte sich Ferrari-Superstar bei Start und Ziel den Racing Bulls-Fahrer Hadjar, der Brite neu Siebter, zwei Sekunden hinter seinem Mercedes-Nachfolger Antonelli.
Verstappen hielt zwei Sekunden Abstand zu Norris, in einer Mischung aus Reifenschonen und Tempomachen. Pirelli hatte vor dem Grand Prix als wahrscheinlichste Rennstrategie (ohne Regen) einen Einstopper vorhergesagt.
Norris erhielt eine Regenwarnung, um Runde 20 herum würde es ganz leicht nieseln, ohne aber die Piste genug zu nässen, dass Intermediate-Reifen notwendig würden.
Runde 10: Verstappen immer noch knappe zwei Sekunden vor Norris, dann Piastri, Leclerc, Russell, Antonelli, Hamilton, Hadjar, Albon und Bearman in den Top-Ten, Alonso auf P11, Hülkenberg auf P16.
Für die Fahrer ein Ausflug ins Unbekannte: Wegen des mehrfach unterbrochenen zweiten Trainings mangelte es an Erfahrungswerten im Dauerlauf, Suzuka eine Strecke, die vor allem auf die Hinterreifen geht. Vom gefürchteten Körnen der Pirelli-Reifen war jedoch nichts zu sehen, auch Überhitzen war bei eher niedrigen Temperaturen noch kein Problem.
Verstappen war an der Spitze genauso schnell wie er musste, aber – so der Eindruck – nicht so schnell wie er hätte fahren können.
Mini-Aufregung in Runde 16: Williams-Fahrer Sainz in der Schikane kurz geradeaus gefahren, aber wie zuvor Antonelli ohne einen Platz einzubüssen.
Langsam wurde klar: Wenn das so weitergeht, dann würden Positionswechsel strategisch passieren, also bei den Reifenwechseln.
Norris wurde darüber informiert, dass er gegen Verstappen vor allem in der Haarnadel Zeit verliere. McLaren täuschte einen Reifenwechsel für Norris an, um Red Bull Racing in die Irre zu führen, aber RBR fiel auf den Bluff nicht herein.
In Runde 20 kam Russell als Erster aus den Top-Ten herein, Wechsel auf harte Pirelli-Reifen, Rückfall von P5 auf P13, hinter Tsunoda.
Piastri informierte den Kommandostand, dass die Reifen nun abbauten, der Wagen rutsche über beide Achsen – der China-Sieger kam in Runde 21 herein, auch er für harte Reifen, Piastri nun auf P9 vor Alonso.
In Runde 22 kamen Verstappen, Norris und Leclerc alle an die Box, damit Antonelli vor Hamilton in Führung.
Der Stopp von RBR langsamer als jener der McLaren-Mannschaft, Norris sofort neben Verstappen, der wollte nicht nachgeben, Max mit der Fahrzeugnase vorne, Lando sofort an der Box: «Er hat mich neben die Bahn gedrückt!» Verstappen am Funk cool: «Er hat sich selber ins Gras gepfeffert.»
Lando jammerte weiter am Funk: «Ich war doch auf gleicher Höhe, er hat mich bestimmt gesehen.»
Verstappen hat so was auch im Repertoire: «Er hat den Tempo-Limiter zu früh losgelassen, das ist gewiss nicht erlaubt.»
Die Rennleitung sah keinen Anlass für eine Ermittlung, geschweige denn für eine Strafe.
Stand in Runde 25 (von 53): Antonelli, Hamilton, Hadjar (alle noch kein Stopp), dann Verstappen, Norris, Piastri, Leclerc und Russell.
Norris erhielt über den McLaren-Funk eine Ermutigung: «Okay, keine Handlung wegen der Boxengassen-Sache, du musst ihn auf der Bahn überholen. Aber du machst einen besseren Job mit den Reifen, weiter so.»
In Runde 30 rückte Verstappen näher an Hamilton heran, das erlaubte es wiederum Norris, näher zu Max aufzuschliessen. Das Problem erledigte sich für Leader Verstappen von selber – Hamilton ging an die Box für einen Wechsel auf mittelharte Pirelli. Lewis reihte sich auf P7 wieder ein, Leader noch immer der junge Antonelli auf mittelharten Reifen, tolle Arbeit. Eine Runde später dann der Mercedes-Teenager endlich an der Box, Wechsel in Runde 32, der 18-Jährige hinter Russell auf P6, vor Hamilton, wie zuvor.
Stand in Runde 33: Verstappen vor Norris und Piastri, dann Leclerc, Russell, Antonelli, Hamilton, Hadjar, Lawson (noch kein Stopp) und Albon.
Verstappen erhielt die Anweisung, dass er mehr Tempo machen könne, wenn er wolle. Max schien das Reifen-Management im Griff zu haben. Oder man wollte McLaren ein wenig demoralisieren. Schwer zu sagen. China-Sieger Piastri rückte jedenfalls langsam, aber sicher an Norris heran, während Verstappen die Führung behauptete.
Piastri am Funk: «Wenn Lando seine Reifen schont, dann soll er ein wenig Tempo zulegen. Ich bin schnell genug, um Max zu schnappen.»
Zum Schluss des Grand Prix rückten die beiden McLaren immer näher an Leader Verstappen heran, die ersten Drei fünf Runden vor Schluss innerhalb von nur 1,7 Sekunden!
Aber Verstappen liess nichts mehr anbrennen – fabelhafter Sieg mit Honda auf der Honda-Strecke Suzuka.
McLaren wird sich die Frage stellen müssen: Wieso haben wir mit dem schnellsten Rennwagen dieses Rennen nicht gewonnen?
Japan-GP, Suzuka Circuit
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:22:06,983 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +1,423 sec
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +2,129
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +16,097
05. George Russell (GB), Mercedes, +17,362
06. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +18,671
07. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +29,182
08. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +37,134
09. Alex Albon (T), Williams, +40,367
10. Oliver Bearman (GB), Haas, + 54,529
11. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +57,333
12. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +58,401
13. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:02,122 min
14. Carlos Sainz (E), Williams, +1:14,129
15. Jack Doohan (AUS), Alpine, +1:21,314
16. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +1:21,957
17. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +1:22,734
18. Esteban Ocon (F), Haas, +1:23,438
19. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +1:23,897
20. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
WM-Stand (nach 3 von 24 Grands Prix und 1 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Norris 62 Punkte
02. Verstappen 61
03. Piastri 49
04. Russell 45
05. Antonelli 30
06. Leclerc 20
07. Albon 18
08. Hamilton 15
09. Ocon 10
08. Stroll 10
11. Hülkenberg 6
12. Bearman 5
13. Hadjar 4
14. Tsunoda 3
15. Sainz 1
16. Gasly 0
17. Alonso 0
18. Lawson 0
19. Doohan 0
20. Bortoleto 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 111 Punkte
02. Mercedes 75
03. Red Bull Racing 61
04. Ferrari 35
05. Williams 19
06. Haas 15
07. Aston Martin 10
08. Racing Bulls 7
09. Sauber 6
10. Alpine 0