Formel 1: Strafe für Max Verstappen

Lando Norris (McLaren): Bahrain ein grosser Fehler?

Von Mathias Brunner
Lando Norris

Lando Norris

​Kraftvollster Eindruck von den McLaren-Fahrern beim Formel-1-GP Bahrain: Piastri hat Norris alt aussehen lassen. Die Selbstkritik von WM-Leader Norris nach dem Rennen erzeugt kontroverse Reaktionen.

McLaren-Ass Lando Norris ist nach dem Grossen Preis von Bahrain mit sich selber hart ins Gericht gegangen, nach einem Wochenende mit einigen Fehlern. Stallgefährte Oscar Piastri hingegen hat mit Pole-Position und Sieg so gut wie alles richtig gemacht.

Seither wird unter Fans und Fachleuten kontrovers darüber diskutiert, ob die Selbstgeisselung von Norris nun wichtig für seine geistige Gesundheit ist oder ob ihn das nicht vielmehr angreifbar macht.

Der langjährige Formel-1-Fahrer David Coulthard stellt fest: «Ich bin für Ehrlichkeit, aber wenn du dir damit eine Blösse gibst, dann ist das nicht Sinn der Sache. Wenn du im Poker ein gutes Blatt hast, dann beginnst du auch nicht übers ganze Gesicht zu grinsen, und wenn du ein schlechtes Blatt hast, dann fängst du nicht an zu heulen.»

«Ich finde das alles ein wenig unbehaglich. Denn Lando ist ein toller Rennfahrer, ich meine, er führt ja nicht aus Zufall die WM an. Für mich ist das ein Ausrutscher in einer sonst sehr wettbewerbsfähigen Saison.»

Aber Norris wird so bald nicht von seiner Einstellung abweichen. Er hat zu seinem Verhalten festgestellt: «Die Sache ist die – es wäre für mich noch schwieriger wäre, diese Dinge nicht zu zeigen, Vieles davon ist nur ein Ventil, um Frustration loszuwerden, wenn ich nicht erreicht habe, was ich erreichen wollte. Es liegt an meinem tiefen Wunsch, gut abzuschneiden und an meinem enormen Ehrgeiz zu gewinnen.»

«Wenn ich weiss, wozu ich fähig bin, und ich erreiche es nicht einmal annähernd, so wie in Bahrain der Quali, dann bin ich eben sehr enttäuscht von mir selbst. So bin ich einfach. Aber ich glaube nicht, dass die Dinge, die ich sage, einen negativen Einfluss auf mich haben. Ich habe das mein ganzes Leben lang so gemacht, dass ich sehr selbstkritisch bin, dann aber negative Kommentare aus meinen Gedanken ausblende, wenn ich wieder auf die Bahn gehe.»

Im Fahrerlager des Jeddah Corniche Circuit ergänzt der fünffache GP-Sieger: «In den vergangenen Tagen musste ich mich zwingen, das Positive meiner Lage zu sehen. Ich brauchte diese Zeit, um mich frisch einzustellen. Hätte ich die Wahl gehabt, dann wäre es mir lieber gewesen, noch ein wenig mehr Musse zu haben.»

«Klar versuche ich als Athlet immer, den Kopf frei zu bekommen, aber Fakt ist nun mal, dass ich an die ganzen Widrigkeiten denken musste. Und dann habe ich bewusst gesagt – so, ich konzentriere mich nun darauf, was im ersten Teil dieser WM alles gut gelaufen ist.»

«Ich habe das erste Rennen gewonnen, ich bin WM-Leader, ich stand bei jedem Grand Prix auf dem Podest. Aber gleichzeitig weiss ich ¬– ich nutze das Potenzial dieses Autos nicht optimal. Also kann ich nicht glücklich sein.»

«Ich bin hart zu mir selber, gewiss, aber in 95 von 100 Fällen ist das eine gute Sache. Mit dieser Einstellung habe ich es in die Formel 1 geschafft und zum Titelanwärter. Ich gebe jedoch zu – manchmal kann das mit dem Negativen auch ein wenig Überhand nehmen, und dann verkopfe ich die Dinge. Ich sollte mich manchmal mehr auf das Positive fokussieren.»

«Eben weil ich im Auto gewisse Schwierigkeiten habe, gehe ich nicht mit voller Zuversicht ins Wochenende. Ich muss an meinem Fahrstil arbeiten, denn gewisse Dinge lassen sich nicht über die Abstimmung lösen. Da reden wir von Dingen, über die ich mir in anderen Rennwagen nie den Kopf zerbrechen musste.»


Bahrain-GP, Bahrain International Circuit

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:35:39,435 h
02. George Russell (GB), Mercedes, + 15,499 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren, +16,273
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +19,679
05. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +27,993
06. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +34,395
07. Pierre Gasly (F), Alpine, +36,002
08. Esteban Ocon (F), Haas, +44,244
09. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +45,061
10. Oliver Bearman (GB), Haas, +47,594
11. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +48,016
12. Alex Albon (T), Williams, +48,839
13. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +56,314
14. Jack Doohan (AUS), Alpine, +57,806
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +60,340
16. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +64,435
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +65,489
18. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +66,872
Out
Carlos Sainz (E), Williams, Unfallschaden
Disqualifziert
Nico Hülkenberg (D), Sauber, Bodenplatte zu stark abgeschliffen

WM-Stand (nach 4 von 24 Grands Prix und 1 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Norris 77 Punkte
02. Piastri 74
03. Verstappen 69
04. Russell 63
05. Leclerc 32
06. Antonelli 30
07. Hamilton 25
08. Albon 18
09. Ocon 14
08. Stroll 10
11. Gasly 6
12. Hülkenberg 6
13. Bearman 6
14. Tsunoda 5
15. Hadjar 4
16. Sainz 1
17. Alonso 0
18. Lawson 0
19. Doohan 0
20. Bortoleto 0

Konstrukteurspokal
01. McLaren 151 Punkte
02. Mercedes 93
03. Red Bull Racing 71
04. Ferrari 57
05. Haas 20
06. Williams 19
07. Aston Martin 10
08. Racing Bulls 7
09. Alpine 6
10. Sauber 6



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